In den finsteren Wäldern (German Edition)
massige Gestalt hinter ihm herhetzte. In einem Streifen Mondlicht erblickte sie flüchtig zottige Arme und dicke Beine.
Dann sah sie nur noch Wald. Sie hörte stampfende Schritte.
»Nicht! Bitte!«, kreischte Ben.
Cordie hielt sich die Ohren zu.
Bens letzter Schrei verstummte jäh.
Cordie rollte sich am Fuß des Baumstamms ein, schlang die Arme um die Knie und lauschte in den Wald.
Kapitel 14
»Heilige Scheiße, eine Hütte!«
Robbins schloss zu Neala auf. Sie blieben neben Sherri stehen und starrten zwischen den Bäumen hindurch.
Am Ende einer länglichen, von Mondlicht erhellten Lichtung stand eine Blockhütte.
»Nicht schlecht«, meinte Robbins. »Das sehen wir uns mal an.«
Er ging als Erster, trat auf freies Gelände hinaus und hielt inne, um den Blick prüfend über die Umgebung wandern zu lassen. Die Lichtung wies mehr als die Größe eines Footballfelds auf, wenngleich sie etwas schmaler zu sein schien. Robbins beobachtete einige Sekunden lang die Ränder des Waldes, nahm jedoch keine Bewegung wahr. Die Hütte präsentierte sich dunkel und wirkte verlassen. »Bleibt dicht bei mir«, forderte er die Frauen auf.
Neala trat rechts neben ihn, Sherri links. Robbins setzte sich mit dem Gewehr im Anschlag in Bewegung. Der Boden fühlte sich unter seinen Füßen leicht federnd an. Eine kühle Brise strich über seine nackten Arme.
Er sah Neala an. Sie hinkte. Ihre Lippen waren zusammengepresst, als verbeiße sie sich Schmerzen. Sie sah sehr tapfer und zugleich verletzlich aus. Am liebsten hätte er sie in die Arme genommen.
Neala bemerkte seinen Blick und rang sich ein Lächeln ab.
»Wie geht es deinen Füßen?«, erkundigte er sich.
»Die haben schon bessere Nächte erlebt.«
Er wandte sich Sherri zu. »Kommst du klar?«
»Muss ich wohl«, gab sie zurück und lachte verbittert.
Als sie sich der Hütte näherten, sah Robbins, dass sie von etlichen Pfählen umgeben war. Jede der hohen Stangen wies einen Querbalken auf, der an die Arme einer Vogelscheuche erinnerte. Oben auf jedem Pfahl prangte eine dunkle Kugel.
Sherri packte seinen Arm, blieb stehen und zog ihn zurück. »O Scheiße«, stieß sie hervor. »O verfluchte Scheiße!«
»Das sind Köpfe! «, flüsterte Neala.
Robbins spähte mit zusammengekniffenen Augen zur Spitze des nächstgelegenen Pfahls. Bei der Kugel handelte es sich tatsächlich um einen Kopf, dessen dunkles Haar im Wind flatterte. Er ließ den Blick von einem Pfahl zum anderen wandern. Auf jeden war ein Schädel gespießt. »Großer Gott«, entfuhr es ihm. Er trat einen Schritt vor.
Sherri zupfte an seinem Arm. »Da gehen wir nicht rein!«
Er wandte sich Neala zu.
Sie schüttelte den Kopf.
»Die Hütte«, sagte er.
»Ich will nicht«, entgegnete Neala mit einer Stimme wie der eines zu Tode verängstigten Kindes.
Robbins drehte sich um und nahm im Wald Bewegung wahr. Ein Gesicht tauchte neben einer Espe auf. Er hob das Gewehr an und zielte, doch das Gesicht verschwand hinter einem Baumstamm.
Linkerhand preschte eine bleiche Gestalt zwischen den Bäumen hervor.
Sherri stöhnte laut.
»Zur Hütte«, befahl Robbins.
Neala drückte seinen Arm.
Ein Messer flog durch die Nacht, überschlug sich dabei. Die Klinge blitzte im Mondlicht auf. Robbins versetzte Neala einen Stoß. Sie taumelte in dem Moment zur Seite, als das Messer vorbeisauste. Robbins eilte zu ihr.
»Komm«, sagte er und zog sie auf die Beine.
»Großer Gott, es hätte mich ...«
»Hat es aber nicht.«
Sie rannten zur Hütte. Sherri schloss zu ihnen auf. Etwa dreieinhalb Meter vom ersten Pfahl entfernt ließ Robbins Nealas Arm los und hob rasch das Messer vom Boden auf. »Nimm es«, sagte er und schaute zurück.
Er sah niemanden.
Robbins ging zwischen den dicht beisammenstehenden Pfählen hindurch voraus und duckte sich unter den Querbalken hinweg. Er bewegte sich vorsichtig, um keinen der Pfähle zu rammen, stieß jedoch mit dem Gewehrkolben gegen einen. Das Gebilde wackelte. Etwas fiel von oben herab, und Neala, die sich hinter ihm befand, sog scharf und entsetzt die Luft ein. Er wollte zurückschauen, aber die Stangen umgaben ihn wie ein Käfig. Er konnte sich nicht umdrehen, ohne weitere zu berühren.
»Alles in Ordnung?«, rief er zurück.
Keine Antwort.
»Neala?«
»Es geht mir gut«, flüsterte sie.
»Sherri?«
»Schaff uns weg von hier!«
»Wie sieht’s in der Nachhut aus?« Die Worte verließen seinen Mund, bevor er seinen Fehler erkannte. »Vergesst ...«
»Iiiiiiiiih!«
Robbins
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