Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In den finsteren Wäldern (German Edition)

In den finsteren Wäldern (German Edition)

Titel: In den finsteren Wäldern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
Vom Netzwerk:
Großteil ihres Körpers mit Kratzern, Blutergüssen und Blut übersät war.
    »Wie ich aussehe«, murmelte sie. » Großer Gott, wie ich aussehe!«
    »Dann schau mal, wie sie aussieht«, sagte Lilly und nickte in Richtung der Leiche. »Komm.« Sie ergriff Kigits rechten Fuß.
    Die Jungen gingen los und entfernten sich. Das pummelige Mädchen folgte ihnen. Ihre orangenhäutigen Pobacken wackelten beim Gehen.
    Cordie packte den linken Fuß. Lilly und sie stemmten sich vorwärts, und die Leiche setzte sich in Bewegung. Sie marschierten los und schleiften Kigit hinter sich her.
    Die Jungen liefen zu dem Dickicht voraus und hoben einige Leichenteile auf.
    Cordie senkte den Blick, wollte die Arme und Beine nicht sehen, die sie trugen.
    Gott, wie konnte das alles sein?
    Haben sie dasselbe mit Mom und Dad gemacht?
    Vielleicht lebt Mom ja noch. Vielleicht wurde sie vergewaltigt und durfte sich ihnen anschließen, so wie ich, und wir können zusammen fliehen. Aber zuerst müssten wir Dad finden. Falls er noch lebt.
    Falls er noch lebt. Aber wie könnte er?
    Möglich ist es, dachte sie.
    Alles ist möglich. Hier ergibt nichts einen Sinn, also ist alles möglich, sogar, dass Dad mit der Nationalgarde anmarschiert und all diese Scheißkerle abschlachtet.
    Die Leiche verhedderte sich an etwas.
    Ohne hinzusehen, zerrte Cordie kräftig daran. Kigits Körper löste sich von dem Hindernis.
    »Wie weit ist es zum Dorf?«, fragte sie Lilly.
    »Ein Stück.«

Kapitel 22
    Lander Dills kauerte auf einem Baum, wo er die letzten Stunden unruhig geschlafen hatte. Er öffnete die Augen. Tageslicht hatte den Wald geflutet.
    Vorsichtig rückte er vom Stamm weg, hielt sich an einem höheren Ast fest und urinierte in die Luft. Sein Strahl glitzerte im Sonnenlicht silbrig.
    Der Anblick brachte ihn zum Lachen, doch dann musste er an Ruth denken und das Gelächter erstarb in seiner Kehle.
    Keine Ruth.
    Verloren.
    O verloren und vom Winde betrauert.
    Wolfe. Thomas Wolfe.
    Nach Hause kannst du nicht zurück. Du hast kein Zuhause mehr. Keine Ruth, keine Cordelia.
    Nur noch ich bin übrig.
    In mir ist ein Wolf.
    Er löste das Beil aus dem Ast, in den er es geschlagen hatte, und ließ es zu Boden fallen. Dann kletterte er vom Baum und achtete darauf, sich nicht an der rauen Rinde aufzuschürfen.
    Unten angekommen, streckte er sich. Sein Körper schmerzte, als hätte sich jeder Muskel in Stein verwandelt. Blaue Flecken übersäten seine Arme und Beine. Dutzende Kratzer bedeckten seine Haut. Überall stieß er auf kleine Erhebungen, wahrscheinlich Insektenstiche. Sein gesamter Körper juckte. Behutsam kratzte er einen Mückenstich seitlich an seinem Penis.
    Er brauchte ein Bad. Im Bach.
    Nach wenigen Minuten flotten Marsches erreichte er das Wasser. Er legte sein Beil beiseite und stieg hinein. Das kühle Nass fühlte sich gut auf seiner gereizten Haut an. Das Jucken hörte auf. In der Mitte des Bachs richtete er sich auf. Er schälte sich aus der Weste, drehte sie herum und betrachtete sie im morgendlichen Sonnenlicht.
    Die Haut war dunkel und glatt, die Tätowierung verblüffend.
    »Verblüffend«, sagte Lander.
    Die nackte Frau der Tätowierung stand mit weit gespreizten Beinen da. Ihr rotes Schamhaar wies die Form eines Valentinsherzens auf. Die üppigen Brüste besaßen rote Nippel. Ihre aus dem Mund ragende Zunge war gespalten wie die einer Schlange, und auf ihrem Kopf wanden sich Nattern.
    Medusa!
    Auf jeder Handfläche hielt sie einen dunklen Nippel des Mannes, der sie auf der Brust getragen hatte.
    Und es nun nicht mehr tat.
    Nun, auf der Brust hatte er sie streng genommen noch immer.
    »Allerdings habe ich jetzt die Weste«, murmelte Lander. Er zog sie an. Die klamme Berührung auf dem Rücken ließ ihn schaudern.
    Plötzlich hörte er eine Stimme. Entfernt zwar, trotzdem zu nah für seinen Geschmack. Aus der Richtung seines Baums. Reglos stand er da und lauschte. Das Gurgeln des Bachs war laut, überlagerte alles bis auf besonders auffällige Geräusche. Gut, dass jemand gesprochen hatte.
    Gesegnet sei, wer da spricht, denn er wird Lander warnen.
    Sein Blick wanderte das Ufer entlang, doch er sah niemanden.
    Er schaute stromabwärts. Etwa 20 Meter entfernt kam eine Biegung. Wenn er es bis dorthin schaffte, wäre er außer Sicht.
    Allerdings könnte er umgekehrt nicht sehen, wer sich in der Nähe befand.
    Lander wollte denjenigen sehen. Oder diejenigen.
    Freiwild.
    Leise schwamm er ein Stück mit der Strömung. Auf halbem Weg zur Biegung bahnte

Weitere Kostenlose Bücher