Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In den Haenden des Eroberers

In den Haenden des Eroberers

Titel: In den Haenden des Eroberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terri Brisbin
Vom Netzwerk:
geprägt, dass ihr Leben noch immer auf dem Spiel stand – wenn sie es nur dadurch retten konnte, dass sie sich diesem bretonischen Günstling eines normannischen Herzogs unterwarf, dann musste Edmund wohl Verständnis für ihr Verhalten aufbringen. Er trat in den Schatten zurück und schwor bei der Seele seines Vaters, dass er Fayth um jeden Preis befreien und sie die Herrschaft dieses Bretonen nicht lange würde erdulden müssen.
    Edmund ließ drei seiner Rebellen zurück, um das Dorf von der anderen Flussseite aus zu überwachen, und ritt dann zum Lager, in der Hoffnung, dass andere Boten bessere Kunde bringen mochten als er selbst.
    Fayth kniete auf dem Boden vor der großen Holztruhe und suchte nach der Schatulle, die ihre persönlichen Schätze barg. Bislang hatte sie sich gescheut, dies zu tun, da alles von Rechts wegen nun ihrem Gemahl gehörte, aber er hatte sicherlich nichts dagegen, dass sie ein paar Andenken an ihre Eltern ihr Eigen nannte. Sie kramte das Kästchen hervor, setzte sich auf den Boden, die Truhe im Rücken, und öffnete es. Fayth hatte es zu ihrem zwölften Geburtstag erhalten, und das raffinierte Schnitzwerk und die Verzierungen hatten nichts von ihrer Schönheit eingebüßt. Die Mühe, die der Schöpfer des Kunstwerks in die Fertigung gesteckt hatte, sprach aus jedem Detail.
    Edmund hatte immer behauptet, er sei nicht besonders geschickt im Umgang mit dem Schnitzmesser, doch das Ergebnis sprach für sich. Immer wenn er über etwas nachsann, nahm er ein Stück Holz zur Hand und verwandelte es in ein Figürchen – oder zumindest hatte er das getan, bevor der Krieg alles verändert hatte.
    Vorsichtig schob Fayth die Gegenstände beiseite, die zuoberst lagen, und entnahm den Tiefen der Schatulle die beiden Ringe. Sie wirkten unscheinbar, bargen jedoch Erinnerungen an ihre Eltern. Die Ringe waren von gleicher Machart, der eine größer, der andere kleiner. Es waren die Ringe, die ihre Eltern bei der Verlobung getauscht hatten. Der Lehnsherr ihres Vaters hatte sie ihnen geschenkt und damit sein Wohlwollen für die Ehe zwischen Bertram, dem Erben von Taerford, und Willa, einer entfernten Cousine von Earl Harold, zeigen wollen.
    Fayth durchsuchte das Kästchen und fand das Band, mit dem sie beide Ringe wieder vereinte, um nicht einen von beiden zu verlieren. Als sie die Schatulle gerade in die Truhe zurücklegen wollte, merkte sie, dass sie nicht allein war. Fayth sah auf und blickte in die Augen ihres Gemahls.
    „Was ist das?“, fragte Giles und kniete sich neben Fayth. Sie gab ihm die Schatulle und sah, wie er sie begutachtete. „Das ist hervorragende Handarbeit. Gehört sie Euch?“
    „ Aye , Mylord. Sie ist das Geschenk eines … Cousins“, entgegnete sie ihrem Gemahl zögernd. Fayth verspürte wenig Lust, Giles auseinanderzusetzen, welche Rolle Edmund wirklich für sie und ihren Vater spielte.
    „Und was ist drin?“, fragte Giles und gab Fayth das Kästchen zurück.
    Fayth öffnete es und zeigte ihm die Bänder und die Reife, mit denen sie ihren Schleier befestigte. Dann zog sie kurz entschlossen die beiden Ringe hervor. Giles betrachtete sie stirnrunzelnd.
    „Mylord, ich weiß, dass sie rechtmäßig Euch gehören, aber diese Ringe sind alles, was mir von meinen Eltern geblieben ist, und daher bitte ich Euch …“
    „Nicht nötig, Fayth.“ Giles schloss ihre Hand um die Ringe. „Sie gehören Euch, und ich werde sie Euch nicht nehmen.“ Er erhob sich und trat einen Schritt zurück. „Wenn ich sie gewollt hätte, dann hätte ich sie an mich genommen, als meine Männer sie gefunden haben.“
    „Ihr habt von den Ringen gewusst?“, fragte Fayth. „Wie das?“
    „Meine Soldaten haben jede Kammer, jede Truhe und jeden Winkel der Burg nach Gegenständen von Wert durchsucht. Das ist so üblich“, erklärte Giles mit einem Schulterzucken. Er wandte sich zum Gehen, drehte sich dann aber noch einmal um. „Warum habt Ihr sie ausgerechnet heute hervorgeholt?“
    „Weil ich immerzu an meine Eltern denken musste“, erwiderte Fayth. „Wie Ihr heute in der Halle auf Euer Recht als Lord gepocht und den Treueid Eurer Untertanen entgegengenommen habt, all das hat mich sehr daran erinnert, wie meine Eltern ihre Besitzungen geführt haben. Auch wie ihr dann so offen auf den Tod meines Vaters zu sprechen kamt und auf Eure mögliche Schuld …“ Giles hob die Augenbrauen, und Fayth fuhr schnell fort: „… oder Unschuld dabei. Oder wie Ihr Euch heute im Dorf mir gegenüber verhalten habt

Weitere Kostenlose Bücher