In den Haenden des Eroberers
bestand allerdings in der Frau, die noch immer seine Männlichkeit bestaunte – und die gleich zu ihm ins Bett steigen würde.
„Wollt Ihr euch nicht zur Ruhe legen, Fayth?“, fragte er fast flehend.
„Verzeiht, Myl…“ Fayth unterbrach sich, als Giles die Brauen hob. „Giles“, flüsterte sie dann. „Verzeiht, ich war … abgelenkt.“
Fayth sagte es ohne jeden Spott, für Giles ein weiteres Zeichen dafür, dass sie im Hinblick auf körperliche Vertrautheit tatsächlich so unbedarft war, wie sie vorgab. Und doch blieb ihr Blick auf seine Lenden geheftet.
Giles schritt an ihr vorbei zum Bett und zog mit einem Ruck die Decken zurück, um Fayth dazu zu bewegen, darunter zu verschwinden. Endlich ließ sie die Decke von den Schultern gleiten und legte sich auf ihre Seite des Bettes an der Wand. Giles entschloss sich, geradeheraus zu sprechen, denn er hatte kein Verlangen nach einer langen, schlaflosen Nacht.
„Wollt Ihr deshalb nicht über das, was zwischen uns vorgefallen ist, reden, weil ich nicht von Eurem Stand bin?“ Er brachte das Wort ‚Bastard‘ nicht über die Lippen; zu viel Scham haftete daran. Fayth wandte sich ihm zu und beobachtete, wie er die Kerzen löschte und zum Bett kam.
„Nicht von meinem Stand?“, fragte sie, und Giles meinte, im Licht der letzten Kerze den Anflug eines Lächelns zu sehen. „Wahrlich, das Problem liegt wohl nicht so sehr in Eurem Geburts stand als vielmehr in Eurem Geburts ort . Und in der Art und Weise, wie Ihr Euch hier Zugang verschafft habt.“ Fayth strich sich das Haar zurück und betrachtete ihn. „Selbst unser König Harold hatte Kinder von zwei verschiedenen Frauen. Diese Kinder können schwerlich alle ehelichen Ursprungs sein, nicht wahr?“
Dieses Eingeständnis und die Logik ihrer Ausführung machten Giles kurz sprachlos. Dann lachte er. „Schwerlich, in der Tat.“
Giles löste den Gürtel und streifte sich das Beinkleid über seine immer noch sichtbar drängenden Lenden. Achtlos warf er seine Kleidung über einen Stuhl und legte wie jeden Abend Schwert und Messer griffbereit unter das Bett. Dann löschte er die letzte Kerze, wobei Fayth noch einen Blick auf seinen Körper erhaschen konnte, und schlüpfte ebenfalls unter den Deckenberg. Erstmals verzichtete Giles darauf, eine Stoffschicht zwischen sich und seiner Frau zu belassen.
Nachdem er es sich bequem gemacht hatte, dachte er über seinen nächsten Schritt nach. Er wollte Fayth allmählich und behutsam an die endgültige Besiegelung ihrer Ehe heranführen, sodass sie bereit wäre, sobald Giles die Wahrheit kannte. Ihm schien es klug zu sein, sich dabei ihre Neugier zunutze zu machen. Zunächst jedoch musste er eines wissen.
„Ich würde Euch gerne ein wenig verwöhnen, Fayth, habe aber Bedenken, dass dies nicht Eurem Wunsch entspricht.“ Er hörte, wie seine Gemahlin scharf die Luft einzog. War das vielleicht ein wenig zu direkt gewesen? „Ich glaubte, Ihr hättet die vergangene Nacht genossen, aber Eure Tränen ließen mich zweifeln, und ich würde Euch niemals anrühren, wenn Euch dies Unbehagen bereitet.“
„Es fällt mir nicht leicht, darüber zu sprechen“, entgegnete sie. „Auch wenn mein Vater oft sagte, meine Sprache sei eher die eines Mannes als die einer jungen Dame. Das sei immer schon ein Makel an mir gewesen.“ Fayth seufzte schwer, und Giles spürte, wie sie sich ihm zuwandte. „Mir hat gefallen, was wir getan haben, aber ich habe das Gefühl, meine Familie und mein Volk damit zu verraten.“ Jetzt war es heraus.
„Aber ich bin Euer Gemahl, Euch angetraut vor Gott und Eurem Volk als Zeugen. Ich habe das Recht …“ Ihr Finger auf seinen Lippen ließ ihn zusammenzucken.
„Ihr seid meiner Unsicherheit sehr geduldig begegnet, Giles. Jeder andere Mann …“ Fayth zögerte.
„Jeder andere Normanne?“, schlug Giles vor.
„Jeder andere Eroberer “, verbesserte Fayth, „hätte anders gehandelt.“
Sie war nahe davor, sich ihm hinzugeben, und dies von sich aus, ohne sein Zutun. Giles wollte diese Entwicklung auf keinen Fall gefährden, doch das körperliche Verlangen nach Fayth war übermächtig. „Es gibt noch einen anderen Weg als den … endgültigen“, sagte er. Er wagte kaum zu hoffen, dass sie sich darauf einließ.
Bevor Fayth etwas erwidern konnte, drehte Giles sie auf den Rücken und bedeckte sie mit seinem Körper. Er nahm ihre Hände, hob sie über ihren Kopf und führte sie aufs Kissen, bevor er ihren Mund küsste, den sie bereitwillig öffnete.
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