In den Haenden des Eroberers
ab.
„Seht Ihr?“ Vater Henry schmunzelte. „Er hört Euch zu und denkt nach, bevor er handelt.“ Der Priester ließ ihre Hand los. „Geht, mein Kind. Folgt Eurem Gemahl.“
Fayth schritt zum Wohnturm, um ihren Umhang und die pergamentenen Vorratslisten zu holen.
11. KAPITEL
M an könnte fast meinen, du hättest dich im Gotteshaus mit ihr vergnügt“, raunte Brice, als Fayth auf dem Weg zum Wohnturm an ihnen vorbeiging. Giles warf ihm einen vernichtenden Blick zu, aber Brice zuckte nur die Schultern. „Nun, ihr seid ewig in der Kapelle gewesen, Giles.“
„Soren mag zwar anderer Meinung sein, aber gut Ding will Weile haben, mein Freund“, entgegnete Giles. „Wie du selbst in Thaxted schon noch herausfinden wirst.“
„Vielleicht stiefele ich ja auch einfach schnurstracks in die Halle, und alles liegt dem heldenhaften Eroberer zu Füßen“, meinte Brice amüsiert. „Was meinst du?“
„Ich werde dich in meine Gebete einschließen, Brice.“ Sie lachten, doch dann wurde Giles schlagartig wieder ernst. „Was zwischen mir und Lady Fayth stand, war wie eine Eiterbeule, die aufgestochen werden musste.“
„Eine andere Form des Stechens hätte es sicherlich auch getan“, warf Brice lachend ein. „Zumindest wäre das bestimmt Sorens Sicht der Dinge.“
„Nun, auch darum werde ich beten, Lord Thaxted“, erwiderte Giles. „Auf dass es sich bald und ungezählte Male bewahrheiten möge.“
Sie gingen zu den Ställen hinüber, wo die Pferde bereits gesattelt auf sie warteten. Giles wies vier Männer an, sie am Tor zu erwarten, und wartete dann seinerseits auf Lady Fayth. Sein Blick fiel auf Bertrams Ring an seiner Kette. Er nahm ihn in die Hand und betrachtete ihn. Den Ring zierte ein großer roter Stein, in den seine Insignien, ein Rabe und ein Fluss, eingraviert waren, sonst nichts. Doch dann bemerkte er an der Kante des Steins eine Einkerbung, so als habe etwas Hartes ihn getroffen. War der Ring dem alten Lord auf derart brutale Weise genommen worden? Dann wäre es kein Wunder, dass Fayth jedes Mal die Fassung verlor, wenn sie ihn sah.
Seine Gemahlin trat nach draußen, und Giles ritt ihr entgegen. Als er ihr die Hand reichte, um ihr hinaufzuhelfen, sah sie ihn verwirrt an.
„Ihr werdet nicht zu Fuß ins Dorf gehen, Mylady“, erklärte er, die Hand auffordernd ausgestreckt. „Das ist nicht sicher genug.“
Fayth raffte ihre Kleider, ergriff seine Hand, stellte ihren Fuß auf seinen im Steigbügel und schwang sich hinter ihm aufs Pferd. Als sie sich zurechtgerückt hatte und seine Taille umfasst hielt, gab Giles den Befehl zum Aufbruch. Sie ritten durchs Tor hinaus und den Weg hinunter zum Dorf, das am Fluss lag. Es dauerte nicht lange, bis sein Körper auf die Nähe der Frau reagierte, und bald schon wurde ihm der Sattel unbequem. Während es den engen Pfad entlangging, spürte Giles, wie Fayth zunehmend unruhiger wurde.
„Haltet Euch fest, Mylady“, ermahnte er sie. „Habt Ihr denn noch nie auf einem Pferd gesessen?“
„Doch, aber Ihr seid so groß, Mylord. Ich sehe ja gar nichts.“
Das war Giles nur recht, denn dass sie gänzlich hinter seinen breiten Schultern verborgen war, diente ihrem Schutz. Fayth aber schien mehr an der Aussicht zu liegen als daran, den Ritt unversehrt zu überstehen.
„Mylady, ich bin ohnehin schon um Eure Sicherheit besorgt. Gebt Ihr mir nur den kleinsten Anlass, drehen wir sofort um und reiten zurück“, sagte Giles ungeduldig.
Mit einem Grinsen genoss Brice das Schauspiel. Giles war unverbesserlich und blieb argwöhnisch, auch wenn noch so viele Berichte besagten, dass die Rebellen Taerford längst verlassen hätten. Doch wenn er mit seinen Vermutungen bezüglich Edmund richtig lag, mochte dieser tatsächlich nicht weit sein.
Fayth saß schließlich still, und Giles genoss das Gefühl ihrer Arme um seine Hüften, des dicht an ihn gedrängten Frauenkörpers. Sie gelangten an den Rand der Ansiedlung, wo weitere Soldaten postiert waren.
Die Männer schwärmten über den quer durchs Dorf verlaufenden Hauptweg aus, durchkämmten das Gebiet bis zum Rand der Lichtung, wo sie das Signal gaben, dass alles ruhig sei. Erst dann ließ Giles es zu, dass Brice seiner Frau vom Pferd half. Er selbst blieb im Sattel, denn vom Pferderücken aus würde er im Falle eines Angriffs schneller und besser reagieren können. Er hielt Bogen und Schwert bereit, wendete sein Pferd und suchte sich eine Stelle, von der aus er möglichst viel überblicken konnte.
Giles
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