In den Haenden des Eroberers
andere als glücklich.
Als auch der dritte Tag in Regen und Sturm unterging und keine Vorräte bewegt werden konnten, weil die Fuhrwerke sich im Matsch festfuhren, versuchte Brice der Langeweile Abhilfe zu schaffen, wie Männer es nun einmal taten – er forderte seine Kameraden zum Schwertkampf heraus. Fayth selbst blieb angesichts des Regens lieber in der Burg und ließ sich auch durch keine Schmeichelei dazu bewegen, Brice beim Siegen zuzuschauen.
Am vierten Morgen schien endlich wieder die Sonne und wärmte den kalten, durchnässten Boden. Schon am Vormittag waren die Wege einigermaßen getrocknet, und so beschloss Fayth, sich ins Dorf aufzumachen und einiges von dem zu erledigen, was sie sich vor Giles’ Rückkehr vorgenommen hatte.
13. KAPITEL
F ayth beendete ihre Bestandsaufnahme in der Kate des Webers und notierte rasch die Zahlen auf der Pergamentrolle, bevor sie sie vergaß. Brice erschien in der Tür.
„Mylady, die Sonne geht bald unter. Braucht Ihr noch lange?“
Fayth sah sich um und entdeckte noch einige Stoffballen, die sie übersehen hatte. Sie hatten Glück gehabt, dass diese Kate während des Angriffs nicht abgebrannt war. Dadurch hätten sie ein Vermögen verloren, denn hier lagerte eine beträchtliche Menge an Webwaren, die ihr Vater erst diesen Sommer erstanden hatte.
„Nein, Sir, nicht mehr lange. Haben wir noch einen kurzen Moment?“, fragte Fayth.
„Es wäre schön, wenn Ihr meinem nächsten Ruf Folge leisten könntet und ich nicht erneut nach Euch suchen muss“, sagte er brüsk und wandte sich ab. Dann drehte er sich noch einmal um und fügte ein halbherziges „Mylady“ an, bevor er verschwand.
Fayth war sich durchaus bewusst, dass Brice sie in den vergangenen Tagen wie eine Gottesstrafe empfunden hatte, und für sie selbst war Brice der wandelnde Beweis dafür, dass Männer, die sich Krieger nannten, den Krieg auch brauchten. Sie wusste nicht, warum der normannische Herzog Brice sein Land so lange vorenthielt, die Geduld des Ritters war jedenfalls so gut wie aufgebraucht. Fayth konnte ein Lächeln nicht unterdrücken, als sie sich die zahlreichen Beweise seiner Unruhe vor Augen rief. Sie wäre nicht überrascht, wenn es bei Giles’ Rückkehr zum Streit zwischen den beiden Männern käme.
Würde er heute zurückkehren? Er hätte bereits gestern heimkehren sollen, hatte aber ausrichten lassen, dass er noch einen zusätzlichen Tag benötige. Jetzt stand die Sonne schon tief, und noch immer war auf den Wegen, die durchs Dorf und hinauf zur Burg führten, keine Spur von ihm zu sehen. Beim Gedanken an seine Rückkehr zog sich Fayth der Magen zusammen. Eine, wie sie meinte, widernatürliche Vorfreude darauf, die Ehe endlich zu vollziehen, raubte ihr in manchem Moment schier den Atem. Sie stellte sich vor, oder versuchte zumindest sich vorzustellen, welche Genüsse er ihr eröffnen würde, nun, da sie ihre Unschuld beweisen konnte.
Sie zwang sich, ruhig zu atmen, und verdrängte die Gedanken an Lust und Leidenschaft, denn schließlich hatte sie zu arbeiten. Ihr Körper aber widersetzte sich ihren Bemühungen; dort, wo Giles’ Mund und Hände sie verwöhnt hatten, pulsierte es heiß. Wie würde es sein, seine schwellende Härte, die sie liebkost hatte, in sich zu spüren? Würde es wehtun, wenn er mit seiner stattlichen Männlichkeit in sie eindrang, ihr die Jungfräulichkeit nahm und sie damit endgültig zu seiner Frau machte?
Ihr Mund wurde trocken; zwischen ihren Schenkeln hingegen wurde es mit jedem unzüchtigen Gedanken feuchter, wenn sie sich vorstellte, wie Giles sie dort erkunden würde. Fayth tupfte sich mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn und versuchte, sich erneut auf die Arbeit zu konzentrieren.
Sie war dabei, die Stoffe nach ihrer Machart einzuteilen, zu messen und zu zählen, so schnell sie konnte, als die Tür der Weberskate sich erneut öffnete.
„Verzeiht, Sir Brice, ich habe Euer Rufen nicht vernommen“, setzte Fayth an und wandte den Kopf, um seinen Tadel entgegenzunehmen. Doch nicht Brice stand im Eingang.
Edmund Haroldson, der enteignete Earl of Wessex und Thronerbe Englands, schlich geduckt herein und schloss rasch die Tür hinter sich. Fayth war so überrumpelt, dass sie einfach nur dastand und ihn anstarrte.
„Fayth!“ Es war Ausruf und Flüstern zugleich. „Geht es dir gut? Sag schnell.“
Edmund breitete die Arme aus, und Fayth stürzte sich hinein. Sein starker, fester Halt tröstete sie, wie nichts es seit dem Aufbruch ihres Vaters mit
Weitere Kostenlose Bücher