In den Haenden des Eroberers
selbst an die Lippen. Da Giles sah, wie sehr ihre Hände zitterten, stand er auf, ging zu ihr hinüber und half ihr, den Becher zu halten. Sie leerte ihn bis auf den letzten Tropfen.
„Seid Ihr verzagt?“, fragte er sanft.
„Ja“, wisperte Fayth.
Giles goss Wein nach und verfolgte, wie sie trank. Er hoffte, dass diese Stärkung ihr die Angst nehmen würde. Als sie ausgetrunken hatte, nahm er den Becher und stellte ihn auf den Tisch. Fayth blickte ihn an.
„Wird es wehtun?“, fragte sie. „Ich habe gehört, es tut weh.“
„Das habe ich auch gehört“, erwiderte Giles. „Aber leider weiß ich es nicht, denn ich habe nie zuvor einer Jungfrau beigelegen.“
Jungfrauen standen Männern wie ihm nicht zu; Männer wie er konnten davon nur träumen. Jungfrauen waren zu wertvoll, um sie an Bastarde wie ihn zu verschwenden, die es im Leben zu nichts bringen würden und sich alles, was sie erreichten, hart erkämpfen mussten. Jungfrauen standen nur Männern zu, die sie auch verdient hatten und die schon in dem Wissen aufwuchsen, einst ein Anrecht auf eine Unschuld zu haben.
Als Giles seiner Gemahlin nun tief in die Augen blickte, hoffte er inständig, dass er den Ansprüchen einer Frau wie der Lady of Taerford genügte. Er würde sein Bestes geben.
Er schritt durch den Raum und löschte alle Kerzen bis auf eine, die direkt neben dem Bett stand. Dieses Mal wollte er ihr Gesicht sehen, wenn sie ihre Lust herausschrie. Er trug nur noch Hemd und Beinkleid und entledigte sich beider Kleidungsstücke erstaunlich geschwind. Dann schlug er die Decken zurück, setzte sich auf die Bettkante und streckte die Hand aus.
„Kommt, Fayth.“
Giles war bewusst, dass er mit dieser Geste um viel mehr bat als nur ihren Körper. Er wollte Fayth ganz, wollte alles, was sie zu geben hatte. Endlich. Die leichte Bewegung in seine Richtung sagte ihm, dass sie innerlich bereit war. Und dennoch zögerte sie.
„Besiegeln wir das Band zwischen uns, Fayth.“ Giles sprach eindringlich. „Kommt, steht mir als meine Frau zur Seite, unterstützt mich in meinen Zielen, auf dass wir sie erfolgreich und zum Besten unseres Volkes verwirklichen können.“
„Für derlei Pläne ist es noch zu früh“, flüsterte Fayth. Noch immer hatte sie seine Hand nicht ergriffen.
„Derlei Pläne kann man gar nicht früh genug in Angriff nehmen“, entgegnete Giles.
„Und werdet Ihr mir dieselbe Ergebenheit entgegenbringen, Giles?“, fragte Fayth. „Und das nicht nur, weil ich geblutet und Euch so die Wahrheit meiner Worte bewiesen habe?“
„Wenn Ihr mir als meine Gemahlin versprechen würdet, mir treu und ergeben zu sein, verspreche ich Euch dasselbe“, erwiderte Giles und erhob sich von der Bettkante. „Ich wünschte, es hätte anders zwischen uns begonnen, und glaubt mir, ich wollte Euch vertrauen, Fayth. Ich habe es versucht. Ihr wisst inzwischen, dass es meine Vergangenheit war, die zwischen mir und meinem Vertrauen zu Euch stand – ich brauchte einfach Gewissheit.“
Unsicher sah Fayth ihn an, und Giles erkannte, dass es nicht die körperliche Vereinigung war, die sie schreckte, sondern das, was er darüber hinaus von ihr verlangte.
„Vertraut mir, Fayth“, sagte Giles sanft. Wieder hielt er ihr die Hand hin. „Kommt zu mir.“
Dass Giles sie bat und nicht zwang, verriet viel über sein Ehrgefühl. Mochte er auch niederen Standes sein, so sprach sein Verhalten doch von einer angeborenen Noblesse. Giles verfügte über Charaktereigenschaften, die Fayth in so manchem sogenannten ‚Lord‘ nicht einmal ansatzweise fand, ob nun Engländer oder Normanne. Da stand er vor ihr und bat um ihr Vertrauen, und was tat sie? Sie trug Verrat im Herzen.
„Giles, es gibt da Dinge, über die wir reden sollten, bevor …“, setzte Fayth an.
Aber Giles verschloss ihr den Mund sanft mit dem Finger. „Wir beide hätten sicherlich vieles aus unserer Vergangenheit zu beichten, Fayth. Doch ich frage nicht nach Eurer Vergangenheit, sondern bitte Euch um Eure Zukunft, die hier und jetzt beginnt.“ Und als wisse er um ihre Pläne, fügte er leise hinzu: „Alles wird gut, wenn wir es nur wollen.“
Fayth beobachtete, wie Giles zum Bett zurückging und sich setzte. Sein Körper gefiel ihr und schreckte sie längst nicht mehr; und der unübersehbare Beweis dafür, dass er sie begehrte, sorgte für ein seltsames Ziehen in Körperregionen, von denen sie vor seiner Ankunft nichts gespürt hatte. Fayth wollte das Leben, das er ihr darbot. Alles hatte
Weitere Kostenlose Bücher