In den Häusern der Barbaren
Skulptur.
»Ist das nicht der größte Geldbaum, den Sie je gesehen haben?«, fragte die Gärtnerin, die Maureens verblüfften Blick auf den Strauch bemerkt hatte: Er war etwa einen Meter hoch und hatte eine Spannweite von beinahe ein Meter zwanzig. »Im Spätherbst oder Frühwinter, wenn der erste richtige Regen fällt, blüht er auf, mit Hunderten kleinen weißen Blüten. Die meisten dieser Pflanzen blühen irgendwann sehr schön. Manche im Frühling, manche im Herbst.«
»Es ist so viel sinnvoller, auch aus ökologischer Sicht«, sagte Maureen. »Unten am Strand ist es jetzt gerade neblig und feucht. Aber hier oben knallt die Sonne runter – mit der Zeit bringt sie alles um, was Wasser braucht.«
»Sie haben hier oben Ihr eigenes kleines Mikroklima«, sagte die Gärtnerin. »Ich habe gleich gemerkt, wie sich das Wetter ändert, als ich den Hügel raufgefahren bin. Von diesen Bergen kommt so ein heißer Fallwind herunter, dadurch ist es hier wie in der afrikanischen Savanne. Man kann die Gartenpflanzen natürlich täuschen und sie glauben machen, sie seien ganz woanders, aber das erfordert eine Menge Arbeit.«
»Die hier finde ich auch toll«, sagte Maureen. Es war eine Art Agave, ein Arrangement konzentrischer Rosetten, eine in die andere gesetzt, die Farben von Blassgrün bis Tiefrot und alle Schattierungen dazwischen. »Sieht aus wie eine Blume, ist aber wohl keine, oder?«
»Die heißt ›Morgenlicht‹, das ist eine Echeverie. Davon habe ich noch einen ganzen Haufen für Sie. Wir werden einen kleinen Morgenlichtabschnitt anpflanzen, dazu noch ein paar ungefährliche Sukkulenten wie diese Cheiridopsis africanus , die aus Südafrika stammt, wie der Name sagt. Ich werde ganz allgemein die stachligen und spitzen Pflanzen vom Rand und vom Weg fernhalten, damit es für Ihre Kinder nicht so gefährlich wird.«
»Hervorragend.«
»¡Con cuidado!« , rief die Landschaftsgärtnerin plötzlich und unerwartet auf Spanisch.
Eine Gruppe ihrer Männer kam mit einer drei Meter großen, in weiße Leinwand gewickelten Pflanze in den Garten, die sie auf zwei Rollbrettern schoben; die Räder waren stecken geblieben, wo der Zementweg aufhörte und der Rasen anfing. Sie trugen das Paket in den Garten, unter dem Gewicht ächzend, und stellten es aufrecht hin; dann fingen sie vorsichtig an, es auszuwickeln, und die Zweige öffneten und streckten sich wie ein Mann, der lange geschlafen hat. »Das ist für mich die tragende Säule des Gartens«, sagte die Gärtnerin. »Der Dreh- und Angelpunkt der ganzen Komposition.«
»Du meine Güte, der ist ja riesig. Ist das der … Wie heißt er noch?«
»Das ist ein Ocotillo. Ich nenne ihn den ›Brennenden Dornbusch‹, weil er irgendwie so nach Altem Testament aussieht. Der muss gut und gern zwanzig Jahre alt sein. Er stammt natürlich nicht aus unserer Gärtnerei, sondern ist eine Umpflanzung. Wir haben ihn in der Gegend von Palm Springs gerettet, aus dem Rancho Mirage, um genau zu sein. Er stand auf einem Stück Land, das zur Bebauung erschlossen wird, ein faszinierendes Stück Wüste. Ich habe diesen kriminellen Bauunternehmern fünf von der Sorte abschwatzen können, dazu ein halbes Dutzend phantastische Weiden, von denen eine vorn auf dem Laster steht. Die haben sie mir natürlich nicht einfach so gegeben. Sondern mir verkauft. Wirklich nett von ihnen. Sie zerstören ein Stück natürlichen Lebensraum, sie jagen die armen Roadrunner buchstäblich in die Berge, und dann machen sie auch noch ein bisschen Zusatzkasse, indem sie die Pflanzen verkaufen. Aber ich habe ihnen natürlich nur einen Bruchteil dessen bezahlt, was sie wirklich wert sind. Ein Butterbrot.« Sie lachte kurz auf, das gerissene Lachen einer Frau, die einen Gewinn am Pokertisch einstreicht. »Wo wir gerade von Geld reden«, fügte sie mit leutseligem, freundlich bittendem Lächeln hinzu.
»Ja, das kann ich Ihnen geben«, sagte Maureen. »Sie sagten doch, Kreditkarte ist okay?«
»Kein Problem. Ich muss nur die Daten telefonisch durchgeben.«
Während die Gärtnerin ein paar Schritte an den Rand des Gartens machte, um in ihr Handy zu sprechen, sorgte Maureen sich wegen der nicht unerheblichen Summe, die von der kleinen Plastikkarte nun aufgebracht werden musste. Zum ersten Mal seit undenklichen Zeiten fragte sie sich, ob die Abbuchung gedeckt sein würde. Als die Landschaftsgärtnerin das Gespräch beendete und die Transaktion offensichtlich freigegeben worden war, kam Maureen sich ein bisschen wie ein
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