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In den Häusern der Barbaren

In den Häusern der Barbaren

Titel: In den Häusern der Barbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Héctor Tobar
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Kindes nicht wach wurde.
    Während Maureen Samantha auf den Arm nahm und sie mit einem Lied wieder in den Schlaf zu wiegen versuchte, rannten »Turbanmann« und »Fernglasfrau« durch Scotts letzten Traum. Er versuchte seine Softwareschöpfungen dazu zu bringen, sich auf den Rücksitz seines Wagens zu setzen, doch sie sprangen über den Zaun und kletterten in seinem Garten aufs Spielgerüst, und jetzt lief Samantha hinter Turbanmann her. Im Traum fing Scott an, über ihr Benehmen zu lachen, und das Gelächter schüttelte ihn aus dem Schlaf und ins Tageslicht. »Boah, das war krass«, sagte Scott laut, aber niemand hörte ihn: Maureen stand unter der Dusche, das erste Morgenlicht zwängte sich durch die Lamellen der Jalousie. Als er aufstand und sich anzog, fiel ihm etwas ins Auge, eine Reihe seltsamer Formen, die durch die Schlitze sichtbar wurden: eine Ansammlung grüner Schläuche und Dreiecke und eine Art brauner Wolke. Was konnte das sein?
    Er zog die Jalousien hoch und hatte eine eigenartige Erscheinung, die ihm ein paar Augenblicke lang wie eine Fortsetzung seines Traums vorkam. Der Kakteengarten, von den ersten Strahlen der Morgensonne beleuchtet, vibrierte in Türkisgrün. Der Ocotillo ragte nur ein paar Meter vor seinem Fenster stolz in die Höhe, und die exotischen Stachelreihen verstörten und desorientierten Scott, er hatte das Gefühl, nicht in seinem Schlafzimmer zu stehen, sondern auf einen Garten hinauszuschauen, der nicht ihm gehörte. Er sah sich um, versuchte sich zu vergewissern, dass es sich um dasselbe Zimmer handelte, in dem er zu Bett gegangen war – das Bett mit seinem Holzgestell, die auf alt gemachte Aufziehuhr, die in Wirklichkeit mit Batterien lief –, und dann sah Scott wieder zum Kakteengarten hinaus. Noch ein paar Sekunden lang starrte er die Pflanzen an, ehe ihm plötzlich der Satz ins Hirn sprang, den seine Frau gestern zu ihm gesagt hatte und der alles ins rechte Licht rückte: Sie hatte wirklich irgendwas über den Garten gesagt, oder?
    »Hey«, rief er Maureen eine Minute später zu, als sie wieder ins Schlafzimmer kam, angezogen und mit einem Handtuch um den Kopf. »Wir haben einen neuen Garten.«
    »Ziemlich toll, oder?«, sagte sie mit einer gespielten Fröhlichkeit, die ihre Unsicherheit überdecken sollte.
    »Ähm, ja. Aber der ist ja riesig.«
    »Ich glaube, es sind ungefähr zwanzig verschiedene Pflanzenarten.«
    »Ehrlich?«
    »Mm-hm.«
    »Und wie hast du das ganze Zeug dahingekriegt?«
    »Das haben die Landschaftsgärtner gemacht.«
    »Landschaftsgärtner?«
    »Von der Gärtnerei.«
    »Hat das nicht eine Menge Geld gekostet?«
    »Ja, es war nicht billig, aber wir haben doch darüber geredet«, sagte Maureen und hängte das Handtuch über den Stuhl, damit Araceli es später einsammeln konnte.
    »Haben wir?«
    »Ja.«
    Maureen ging entspannt zur Tür. »Aber der Garten wird uns jetzt keine Arbeit mehr machen«, sagte sie. »Auf lange Sicht sparen wir Geld … ich muss nach der Kleinen sehen.«
    Mit dieser Information ließ sie Scott allein, und nach einer kurzen Weile beschloss er, die Sache ins Archiv unerwarteter und unerklärlicher Ereignisse im Leben eines verheirateten Mannes einzuordnen: so wie man nach Hause kam und feststellte, dass die Ehefrau alle alten Klamotten weggeschmissen hatte; oder wie man ihre Eifersucht spürte, wenn nach zehn Jahren Ehe der Name einer längst Verflossenen fiel; oder ihr plötzliches Beharren darauf, dass man kein rotes Fleisch mehr essen durfte, und dann bekam man eine Woche später plötzlich Steak Fajitas zum Abendessen vorgesetzt. Und jetzt haben wir also eine Wüste im Garten. Erst will sie einen Dschungel, jetzt will sie eine Wüste. »Auf lange Sicht sparen wir Geld«, sagt sie. Vielleicht sollten wir den Rasen im Vorgarten umgraben und die Mojave daraus machen. Muss doch eine Höllenarbeit gewesen sein, das alles zu pflanzen. Wie viel kann so was kosten? Er hätte sie eigentlich fragen sollen, aber er war sich sicher, dass es dann bloß Streit gegeben hätte. Und es sah wirklich ganz hübsch aus, auf so eine knorrige und raue Art, wenn man sich erst mal dran gewöhnt hatte.
    Die Jungen schwammen im Pool, und Maureen spielte im Liegestuhl Baywatch, während sie gleichzeitig darauf achtete, dass Samantha nicht in den Kakteengarten krabbelte. Als sie dem Mädchen Sonnenschutz in den Nacken schmierte, betrachtete sie den Kugelkaktus und fand, dass sie sich nicht so große Sorgen machen müsste, auch wenn die knöchelhohe Umzäunung

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