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In den Klauen des Bösen

In den Klauen des Bösen

Titel: In den Klauen des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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akzeptieren, dachte Kitteridge. Für sie war der Fall erledigt: Im Moor war ein Unbekannter von Unbekannt getötet worden. Ende.
    Damit gab Kitteridge sich aber nicht zufrieden.
    In seinem Amtsbereich war ein Mord geschehen. Das musste untersucht werden.
    Es war Zeit, dass er selbst das Moor aufsuchte, ein paar Leute kennenlernte, die dort lebten, und ihnen Fragen stellte.

6
     
    Phil Stubbs schaute zu dem neuen Schild an seiner Toreinfahrt empor. Es hing erst seit einer Woche da. Er hatte sich über die Kosten beschwert. Die Investition hatte sich jedoch bereits ausgezahlt. Es war im zierreichen Stil von Zirkusplakaten beschriftet, in roten, goldumrandeten Buchstaben, die sich stark von einem weißen Hintergrund abhoben:
    BESICHTIGEN SIE SUMPFUNGEHEUER AUS DER NÄHE, DIE SIE BEINAH ANFASSEN KÖNNTEN, WENN DIE UNGEHEUER SIE NICHT VORHER UMBRINGEN WÜRDEN!
    Stubbs hatte Michael ausgelacht, als er ihm den Vorschlag gemacht hatte, die Käfige mit Informationstafeln zu versehen. »Du willst meine Firma wohl zu einer Touristenfalle machen!«
    »Ist sie das etwa nicht?« hatte Michael zurückgerufen und war rot angelaufen, als ihm aufging, was er da gesagt hatte. »Ich meine, vor dem Moor haben die Menschen, die herkommen, Angst. Aber die Tiere wollen sie sehen. Woher sollen die denn wissen, welche Tiere es bei uns zu sehen gibt?«
    Stubbs hatte über die Idee nachgedacht und dem Jungen am Ende recht gegeben.
    Der kleine Zoo war zu einer echten Attraktion und zum Geschäft geworden, nachdem Michael die Tiergehege mit Tafeln versehen hatte. Doch als Michael ihm dann eine Skizze für das Eingangsschild zeigte, war er zurückgewichen. »Nun hör mal«, sagte er. »Bei uns darf man höchstens die Biberratten anfassen. Die alte Martha würde sicherlich niemanden beißen.«
    »Das Schild sagt aber doch nur, dass man sie >beinah< anfassen kann«, hielt Michael entgegen.
    Da hatte Stubbs nachgegeben. Die Besucherzahlen waren schon am nächsten Tag gestiegen. Eltern kamen mit ihren Kindern und liefen stundenlang an den Gehegen vorbei. Und nach dem ersten Eindruck von den Lebewesen in den Sümpfen blieben viele zu einer Besichtigungsfahrt im Moor. Das Geschäft florierte. In den letzten Tagen hatte Stubbs sogar überlegt, eine zusätzliche Eintrittsgebühr für die Besichtigung der Tiere hinzuzufügen.
    Als er das Büro aufschloss und sich für die ersten Touristen zurechtmachte, die schon von Orlando unterwegs waren, sagte sich Phil Stubbs, es sei gar keine schlechte Idee gewesen, Michael anzustellen. So schwer hatte er noch nie jemanden arbeiten gesehen, und außerdem fiel Michael immer wieder etwas Neues ein.
    Dennoch machte ihn der Junge irgendwie leicht nervös. Er hatte ihn gern - daran gab es keinen Zweifel. Aber mit dem näheren Kennenlernen war im vergangenen Monat auch der Eindruck gewachsen, dass Michael etwas Unbegreifliches an sich hatte - als ob er ihm etwas verheimlichte.
    Er hatte schließlich mit Craig darüber gesprochen, der ihm versicherte, da bestünde kein Anlaß zur Sorge. »So ist er immer gewesen. Ein Einzelgänger, wenn Sie verstehen, was ich meine. Ich glaube, der liefe am liebsten allein durchs Moor.«
    Stubbs hatte es dabei belassen, Michael seither aber ein wenig genauer beobachtet. Inzwischen glaubte er zu wissen, was mit ihm los war. Mit der Dämmerung kam für Michael eine komische Zeit, in der er manchmal etwas tat, woran er sich hinterher nicht mehr erinnerte.
    Da war beispielsweise vor ein paar Tagen Phils Blick im Büro beim Abrechnen der Tageskasse auf Michael gefallen, der eines der Touren-Boote wusch. Daran war zunächst einmal gar nichts ungewöhnlich. Michael hatte einen Eimer und einen Mop und schrubbte die langen Bänke Rücken an Rücken in der Mitte des Boots, bis seine Aufmerksamkeit plötzlich von etwas Unsichtbarem gefesselt zu werden schien. Er hörte schlagartig mit dem Arbeiten auf. Seine Hand krampfte sich um den Mop und er starrte zum Dickicht auf der anderen Seite des Bayou hinüber. Stubbs war Michaels Blick gefolgt, ohne etwas erkennen zu können, und begann sich dann zu fragen, ob mit Michael etwas nicht in Ordnung sei. Er ging aus dem Büro zur Anlegestelle hinüber, da kam Michael plötzlich wieder zum Leben. »Michael? Alles okay?« fragte Stubbs.
    Michael drehte sich verblüfft zu ihm um. »Wie bitte?«
    »Du hast wie gebannt auf das Mangrovengebüsch gestarrt. Als hättest du dort etwas bemerkt.«
    Und daraufhin hatte sich eine Art Schleier über Michaels Augen gesenkt,

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