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In den Klauen des Bösen

In den Klauen des Bösen

Titel: In den Klauen des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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und ich Martha wieder betrachtete, hat sie sich nicht mehr bewegt.« Er ließ seine Augen auf der Biberratte ruhen und atmete schwer. »Ich... ich muss sie wohl umgebracht haben.«
    Stubbs sagte kein Wort. Wie sollte er auf das Geständnis reagieren? Sein erster Reflex war: den Jungen feuern. Doch Michael war so offenkundig betroffen und schuldbewusst, dass Stubbs fest davon überzeugt war: Er hatte das kleine Tier nicht mit Absicht getötet. Michael wurde ja bereits wütend, wenn jemand die Tiere in den Käfigen nur neckte. »Also, ich weiß nicht«, sagte Stubbs schließlich. »Wenn du dich nicht einmal an den Vorfall zu erinnern vermagst, kann ich dir wohl nicht vorwerfen, dass du es vorsätzlich getan hast.«
    Michael war hundeelend zumute. »Es tut mir leid«, sagte er. »Werden Sie - werden Sie mich hinauswerfen?«
    Stubbs dachte erneut nach, und wieder kamen ihm die merkwürdigen Momente geistiger Abwesenheit in den Sinn, in denen Michael sich nicht unter Kontrolle zu haben schien. Andererseits war die äußerst positive geschäftliche Entwicklung weitgehend Michael zu verdanken. »Nein«, sagte er. »Aber du solltest dir den Rest des Tages freinehmen - ohne Bezahlung - und den festen Vorsatz fassen, dich von jetzt an bei jeder Arbeit zu konzentrieren.« Als Michael ihn völlig perplex anschaute, fuhr Stubbs fort: »Ich habe dich ein paarmal beim Tagträumen beobachtet, Michael. Dann wirkst du völlig verändert. Wie in Trance oder so ähnlich. Und von morgen an machst du bei mir keine Überstunden mehr. Kannst du mich verstehen?«
    Michael nickte. »Werden Sie es meinem Vater sagen?« wollte er wissen.
    Stubbs zögerte. Und wenn Craig Sheffield von ihm einen Beweis verlangte, dass Michael der Täter war? Bei den eigenen Söhnen konnten Männer manchmal komisch werden - und nicht wahrhaben wollen, dass ihr Fleisch und Blut kein Muster an Vollkommenheit war. Außerdem war Sheffield Rechtsanwalt; das könnte Ärger geben - obwohl er Stubbs’ Rechtsanwalt war. Im übrigen war Michael alt genug, um für sich selbst verantwortlich zu sein. »Ich meine, das geht nur uns beide an«, sagte er. »Wollen wir uns darauf einigen? Okay? Und jetzt ab mit dir. Sieh zu, dass du morgen früh pünktlich erscheinst.«
    Michael verließ das Büro mit gesenktem Kopf. Stubbs hörte das Motorrad anspringen und um die Kurve verschwinden. Er kehrte zum Schreibtisch zurück, wo sein Blick auf die tote Biberratte fiel. Kopfschüttelnd warf er sie durchs Fenster in eine offene Mülltonne.
    »Wegen einer lausigen Biberratte Craig Sheffield verärgern?« murmelte er. »Ich mag ja dumm sein. Aber so dumm nun auch wieder nicht.«
     
    Michael brachte den Motor auf Touren. Er war hellauf begeistert, wie die Maschine gehorchte, und lehnte sich in den Wind. Das Gespräch mit Phil Stubbs versuchte er zu verdrängen, das Bild der toten Biberratte auf dem Schreibtisch aber wurde er nicht so recht los. Am Morgen hatte er sich auf dem Weg zur Arbeit der Hoffnung hingegeben, dass Martha doch noch am Leben sei, dass sie ihr Futter im Käfig knabberte und nach ihren Jungen sah. Vielleicht war ja überhaupt nichts geschehen - womöglich war sein Eindruck von dem leblosen Tier ja nur Einbildung wie das seltsame Bild im Spiegel auch.
    Als Stubbs ihn zu sich ins Büro rief, war diese Hoffnung dahin gewesen.
    Irgendwie hatte er das kleine Tier am vergangenen Abend getötet.
    Aber warum konnte er sich nicht an die Tat erinnern?
    Vor der Kurve nahm er das Tempo herunter.
    Immerhin war er nicht gefeuert worden, und Stubbs würde seinen Vater nicht informieren. Er konnte sich vorstellen, wie sein Vater auf einen Rausschmiß reagiert hätte - das Motorrad wäre er los gewesen und für den Rest der Ferien wahrscheinlich unter Hausarrest.
    Aber so etwas sollte nicht wieder vorkommen. Er wollte sich in Zukunft ganz auf das konzentrieren, was er gerade tat, und sich durch nichts mehr ablenken lassen.
    Aber nach Hause durfte er nicht, da hätte der ja den Grund für seinen freien Tag erklären müssen.
    In der Stadt durfte er auch nicht bleiben. Das würde sein Vater früher oder später erfahren, auch wenn er ihn nicht persönlich zu Gesicht bekäme.
    Vielleicht würde er den Tag am besten mit Herumfahren verbringen. Er besaß eine ganze Menge Geld - er könnte sogar nach Orlando fahren und Disney World besichtigen. Aber da war er schon letztes Jahr gewesen, und es hatte ihm gar nicht gefallen. Dort wirkte alles so unwirklich. Während Jennifer jubelnd von einem

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