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In den Klauen des Bösen

In den Klauen des Bösen

Titel: In den Klauen des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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Jonas?«
    »Einer von ihnen«, sagte sie. »Genau wie George.«
    Kitteridge wollte Amelie bei der Hand nehmen, aber sie zog sie weg. »Wovon sprechen Sie, Amelie«, sagte der Polizeichef. »Wer sind sie?«
    Amelie sah ihn finster an. »Tot«, flüsterte sie. »Sie sind Kinder des Schwarzen Manns, un’ die sin’ alle tot.«

8
     
    »Ist das schön!« rief Kelly und streckte sich lässig auf dem dichten Grasteppich, der sich über den ganzen Picknick-Platz breitete. Sie waren mutterseelenallein. Villejeune lag zwanzig Meilen entfernt. Sie hatten eben zu Mittag gegessen - alles, was sie in dem kleinen Laden gekauft hatten, der fast versteckt in der, Wildnis lag.
    Als Michael in den schmalen Weg zu diesem Picknick-Platz abgebogen war, hatte Kelly sich gefragt, ob sie doch nicht vielleicht besser zu Hause geblieben wäre: Die Gegend war verlassen, und falls ihr hier etwas zustoßen sollte, würde es Jahre dauern, bevor man sie fände. Beim Anblick des aus der Lagune ausgebaggerten Teichs und seines sandigen Ufers hatte sie ihre Meinung jedoch sofort geändert.
    »Wie kommt’s, dass hier niemand ist?« fragte sie.
    Michael zuckte mit den Achseln. »Weiß ich nicht -vermutlich mögen die meisten Menschen das Moor nicht, und von diesem Platz weiß kaum jemand. Ich bin mit dem Motorrad oft hiergewesen und nie einem Menschen begegnet.«
    Kelly lächelte ihn verschmitzt an. »Wie wär’s mit Schwimmen?«
    Michael legte den Kopf schief. Wollte sie ihn auf den Arm nehmen? »Wir haben kein Badezeug mitgebracht.«
    »Na und? Hast du nie etwas von Nacktbaden gehört? Und hier würde uns ja, wie du eben erklärt hast, sonst niemand sehen.«
    Als Michaels Gesicht purpurrot anlief, bereute Kelly ihren Vorschlag; wäre er darauf eingegangen, hätte sie sowieso einen Rückzieher gemacht. »War doch bloß Spaß«, sagte sie. »Ich wollte wissen, wie du reagierst.«
    Michael sah sie neugierig an. Er hatte sich noch immer nicht an ihren Aufzug gewöhnt und ihren Vorschlag ernst genommen. »Badest du mit deinen Freunden in Atlanta nackt?« fragte er.
    Kelly wollte schon antworten, natürlich bade man dort nackt. Statt dessen sagte sie ihm spontan die Wahrheit. »Ich... ich habe in Atlanta gar keine Freunde. Ich habe die Jungs in der Gruppe, mit der ich meist zusammen war, kaum gekannt. Weißt du, was ich meine? Mir war immer, als ob...« Nach einem kurzen Schweigen brachte Michael den Satz für sie zuende.
    »... als ob du anders wärst? Als ob die andern eine Gruppe bilden, nur du gehörst irgendwie nicht dazu?«
    Kelly verschlug es fast den Atem. »Woher weißt du das?«
    »Weil es mir genauso geht.« Aus einem ihm selbst unerklärlichen Grund glaubte er, dass Kelly verstehen würde, worüber er bisher mit niemandem gesprochen hatte. »Mir ist immer so, als ob alle etwas wissen, was ich nicht weiß. Als ob mir irgendein Teil fehlt.«
    »Aber so geht’s mir ja auch«, hauchte Kelly. »Seit ich mich erinnern kann. Ich habe immer gedacht, dass mit mir etwas nicht in Ordnung ist. Weißt du? So, als ob...« - sie suchte nach dem richtigen Wort - »als ob ich mit anderen Menschen keinen Kontakt hätte.«
    Da hatte Kelly genau das ausgedrückt, was Michael seit langem zu schaffen machte: der fehlende mitmenschliche Kontakt. Nur ganz allein im Moor kam er sich gelegentlich nicht einsam vor, gewann er das Gefühl, sich in der Nähe von Menschen zu befinden, die ihn verstünden. Weil ihm jedoch auf seinen Wanderungen im innersten Moor nie eine Menschenseele begegnet war, hatte er die Idee als verrückten, unbewussten Versuch abgetan, sich über sein Alleinsein hinwegzuhelfen.
    Aber in Kelly Andersens Gegenwart kam er sich plötzlich wirklich nicht mehr einsam vor; von ihr fühlte er sich verstanden. Als er ihren Blick auf sich ruhen spürte, schaute er auf.
    »Bist du mir böse?« fragte sie. Ihre Stimme klang gar nicht keß und herausfordernd wie zu Beginn.
    Michael schüttelte den Kopf. »Ich habe nur nachgedacht.«
    Kelly lächelte. »Möchtest du dich heut abend mit mir treffen?«
    Michael zögerte, weil er nicht wusste, wie sie es meinte. »Ich weiß nicht«, stotterte er. »Mal sehen.«
    Als er sie Stunden später an der Stelle absetzte, wo er ihr am Morgen begegnet war, war er noch immer unentschlossen.
     
    »Dad?«
    Craig Sheffield schaute mit einem Ausdruck übertriebener Verwunderung zu seinem Sohn auf. »Die Sphinx kann ja sprechen!« sagte er. Michael errötete, und Craig bereute sein Spötteln. »Also, ich meine doch nur: Sehr

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