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In den Klauen des Bösen

In den Klauen des Bösen

Titel: In den Klauen des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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hätten nichts mehr zu seiner Rettung tun können, und ich auch nicht. Solche Dinge kommen leider manchmal vor.«
    Amelie hörte ihm wie betäubt zu. Er bot ihr eine Spritze an, damit sie schliefe. Sie schüttelte den Kopf.
    Dann begann sie zu weinen.
     
    Die Auseinandersetzung zwischen Barbara und Craig war in vollem Gang, als das Telefon läutete. Sie hörte erst auf, als Jenny in der Tür des Eßzimmers erschien.
    »Jemand will dich sprechen, Mami« sagte Jenny scheu. Als Barbara das Zimmer verlassen hatte, kletterte sie ihrem Vater auf den Schoß. »Wollt ihr euch scheiden lassen?« fragte sie mit zitternder Stimme.
    Craig schämte sich wegen des Streits, den das kleine Mädchen mitangehört hatte, und nahm Jenny fest in die Arme. »Aber nein! Natürlich nicht! Mamis und Papis zanken sich nur manchmal. Hast du denn nie Streit mit deinen Freunden?«
    Jenny nickte, sagte aber nichts.
    »Na, und das heißt doch lange nicht, dass ihr dann keine Freunde mehr seid, nicht wahr?« Jenny klammerte sich an ihn. Sie bebte am ganzen Körper. »Und genau so ist das zwischen Mamis und Papis. Wenn sie über eine Sache anderer Meinung sind, heißt das noch lange nicht, dass sie sich nicht mehr liebhaben.«
    Barbara erschien mit besorgter Miene in der Tür. »Ich muss in die Klinik«, sagte sie. »Amelie Coulton hat eben eine Totgeburt gehabt. Sie braucht mich.«
    Craigs Verärgerung über seine Frau war plötzlich total verflogen. Sein Blick verriet Anteilnahme. »Kommst du damit auch klar? Soll ich mitkommen?«
    Barbara schüttelte den Kopf. Sie war darauf vorbereitet - vor einer Woche hatte Warren Phillips sie informiert, dass es mit Amelies Schwangerschaft Komplikationen geben könnte. Er hatte Amelie einen Kaiserschnitt empfohlen; Amelie hatte abgelehnt. »Das geht schon gut«, hatte sie mit ihrer komischen Kleinmädchenstimme gesagt. »Der Herr wird für mich un’ mein klein’ Kind sorg’n. Ich möcht’s normal kriegen.«
    Barbara hatte Amelie betreut, seit die junge Frau vor sechs Monaten erstmals in ihrem Büro erschienen war und wissen wollte, ob sie auch ohne Geld einen Arzt haben könne. Und Barbara hatte im stillen gedacht, dass Amelie sicher nicht schwanger geworden wäre, wenn der Herrgott für sie Sorge getragen härte. Doch inzwischen kannte sie Amelie gut genug, um ihre Gedanken für sich zu behalten. Denn Amelie mochte zwar erst achtzehn Jahre alt und mit einem Mann verheiratet sein, vor dem sie sich fürchtete, war aber willensstärker als die anderen Frauen im Moor, die sich meist nicht einmal bis nach Villejeune trauten.
    »Ich weiß, was passiert, wenn ich’s Kind daheim krieg’«, hatte Amelie erklärt. »Dann wird’s sterben wie die andern Babys. Un’ ich will mein Baby behalten, Mrs. Sheffield.«
    »Das wird Amelie schwer treffen«, bemerkte Barbara, als sie ihre Tasche holte und Craig und Jenny zum Abschied einen Kuß gab. »Ihr Mann hat sich nicht einmal die Mühe gemacht, sie in die Stadt zu bringen.«
    Craigs Miene verdüsterte sich. »Ihr Mann? George Coulton?«
    »Genau der. Wie ein Ehemann benimmt der sich nach meinen Informationen wirklich nicht.«
    »Vielleicht ist er gar kein Ehemann mehr«, meinte Craig stirnrunzelnd »Tim Kitteridge hat gestern nacht eine Leiche aus dem Moor geholt. Tim meint, es könnte George Coulton sein.«
    Barbara starrte ihren Mann entgeistert an. War Amelie das schon bekannt? Könnte diese Nachricht die Wehen ausgelöst haben? Aber ein Wort ging ihr nicht aus dem Sinn. »Tim meint?« wiederholte sie. »Soll das heißen, dass er nicht weiß, wer der Tote ist?«
    Craig hob hilflos die Hand. »Anscheinend sah der Tote nicht wie Coulton aus. Einen Ausweis trug er nicht bei sich. Aber Coulton ist verschwunden, und laut Tim hat auch Amelie zugegeben, dass es George sein könnte.«
    »Du großer Gott!« flüsterte Barbara. »Dann wäre Amelie außer ihrem Baby ja nichts geblieben!« Sie zwang sich zu einem traurigen Lächeln. »Da kann ich ihr noch so zureden - sie wird untröstlich sein.«
    Barbara fuhr zur Klinik, wo die Nachtschwester sie direkt zu Amelie schickte. »Wie geht’s ihr denn?« fragte Barbara.
    Die Schwester machte eine Geste der Hilflosigkeit. »Den Umständen entsprechend.«
    Schon auf dem Flur des Patiententrakts hörte Barbara das laute Schluchzen einer Frau. Sie rannte zum Krankenzimmer. Sie wusste ja nur zu gut, wie Amelie leiden musste - sie hatte gleiches durchlitten.
    »Amelie?« Sie sprach den Namen zärtlich aus. Die unglückliche Frau lag

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