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In den Klauen des Tigers

In den Klauen des Tigers

Titel: In den Klauen des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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begierig.
    „Na, wenn du mit irgendwas wieder mal
Kopf und Kragen riskierst, flippt sie aus vor lauter Angst. Wenn du’s dann heil
über standen hast, kriegt sie ganz blanke Augen.“
    „Das ist menschliche Anteilnahme. So
empfindet sie für jeden von uns. Darauf kann ich mir nichts einbilden. Im
übrigen liegt das heiratsfähige Alter noch ziemlich weit vor uns. Auf die
Drahtesel, Freunde! Herr Zeisig erwartet uns. Und,“ fügte er anzüglich hinzu, „vielleicht
ist auch Leni da. Dann könntest du ja mal fragen, Willi, wie es um ihre
Kochkünste steht.“
    „Verstehe nicht, was du meinst“,
behauptete Klößchen mit errötetem Mondgesicht.
    Sie fuhren los. Es war später als
beabsichtigt. Tarzan legte Tempo vor. Heute, am Pfingstsamstag, herrschte
hektische Betriebsamkeit in der Stadt. Jedermann schien rasch noch was
einzukaufen, und die Straßen verstopften sich. Aber die Jungs auf ihren Rädern
kamen zügig voran.
    Außerhalb der Stadt folgten sie der
verschmutzten Straße.
    Bevor sie den gerölligen Feldweg
erreichten, wurden sie von einem Polizeiwagen überholt. Zwei Uniformierte saßen
darin und ein Zivilbeamter.
    Tarzan erkannte, daß es sich um
Kommissar Blüchl handelte — einen Kollegen von Gabys Vater, Kommissar Glockner.
Freilich — im Gegensatz zu Glockner war Blüchl sehr unbeliebt. Er galt als
Wichtigtuer und benahm sich sehr harsch.
    Aus schmalen Augen beobachtete Tarzan,
wohin der Wagen fuhr. Geradeaus? Nein! Jetzt bog er ab — zum Heinrichstal-Gehöft.
Um Himmels willen! Also war was passiert!
    „Hat Tomasino wieder einen Anfall
gekriegt?“ meinte Karl, der sich die gleichen Gedanken machte.
    „Vielleicht weigert er sich, in die
Entziehungsanstalt zu gehen“, rief Klößchen.
    „Ich fahre mal voraus!“ Tarzan legte
einige Radumdrehungen zu. Weit vor seinen Freunden erreichte er das Gehöft.
    Zeisigs Chevrolet parkte zwischen den
Gebäuden. Der Polizeiwagen stand daneben. Tomasinos Mercedes war verschwunden.
Im ersten Stall wieherte ein Pony. Im hinteren Stallgebäude, wo Napur war,
redeten Männerstimmen aufgeregt durcheinander.
    Tarzan stellte sein Rad ab und rannte
zum Eingang.
    „...ist mir völlig unerklärlich“, sagte
Herr Zeisig gerade. In seiner Kehle schien was zu zittern.
    „Unerklärlich?“ fuhr Blüchl ihn an. „Ich
denke, Sie haben hier gewacht. Sie sind verantwortlich für das Vieh.“
    „Ja, schon. Aber... ich... konnte wegen
einer Verletzung nicht schlafen und habe ein starkes Beruhigungsmittel
genommen. Offenbar hat das wie eine Narkose gewirkt. Erst als meine Tochter
mich vorhin weckte, kam ich zu mir. Sie war aus der Stadt hergekommen, hat das
hier entdeckt und ist dann gleich zurückgefahren, um Sie zu verständigen. Hier
ist ja leider kein Telefon.“
    Tarzan stand im Eingang. Die vier
Männer kehrten ihm den Rücken zu. Vor Napur s Käfig hatten sie sich aufgebaut,
und sie starrten hinein, als gäbe es was Besonderes zu sehen. Aber es gab
nichts — der Käfig war leer.
    Tarzan räusperte sich, und alle drehten
sich um.
    „Hau ab!“ sagte Blüchl durch die Zähne.
„Du hast hier nichts zu suchen.“
    Er war ein großer fleischiger Kerl mit
rötlicher Haut und dicken Lippen. Seine Stirnglatze sah so appetitlich aus wie
verdorbene Lachsscheiben.
    „Den Jungen kenne ich“, sagte Zeisig
rasch. „Er besucht mich. Hallo, Tarzan!“
    Tarzan grüßte, und sein Gruß schloß die
andern mit ein.
    „Napur ist verschwunden“, sagte Zeisig
und versuchte ein Lächeln. „Aus dem verschlossenen Käfig. Hat sich in Luft
aufgelöst. Es ist unerklärlich.“
    „War Carlo Tomasino noch mal hier?“
fragte Tarzan.
    „Er kam gestern abend zurück und
schlief dann in der Scheune“, nickte Zeisig. „War aber heute morgen nicht mehr
da.“
    „Das ist ohne Bedeutung“, sagte Blüchl
ungehalten. „Oder wollen Sie mir weismachen, der Dompteur hätte den Tiger — einen
riesenhaften Tiger! — am Halsband mitgenommen?“
    „Natürlich nicht!“ Zeisig atmete tief. „Das
ist unmöglich. Napur gehorchte ihm zwar, aber nur im Manegenkäfig. Ich verstehe
wirklich nicht...“Seine Stimme versickerte. Kopfschüttelnd starrte er zu Boden.
    Hinter Tarzan knirschten Reifen im
Sand. Seine Freunde waren angelangt. Er sagte ihnen, was passiert war.
    Augenblicklich zog Klößchen den Kopf
ein und spähte angstvoll umher.
    „Wußte ich’s doch! Dem Biest ist nicht
zu trauen. Bestimmt hat es sich durch die Gitterstäbe gezwängt. Und jetzt denkt
es, ich bin so ein

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