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In den Klauen des Tigers

In den Klauen des Tigers

Titel: In den Klauen des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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später herausstellte. Zieseler hatte sich mehrere Rippen
gequetscht und würde wochenlang einen elastischen Verband tragen müssen.
    „Los! Hilf mir!“
    Fensel packte Zieseler am Oberarm und
zerrte ihn soweit aus der Fahrerkabine heraus, daß er die Taschen der
Uniformjacke durch wühlen konnte.

    Einen Moment später hatte er die
Schlüssel gefunden. Rasch befreiten die beiden Verbrecher sich von den
Handschellen.
    „Jetzt nichts wie weg!“ murmelte
Hardtke.
    Fensel nahm den Justizbeamten die
Pistolen ab.
    Beim Speditionslaster, der — etwa 20
Meter entfernt — querstehend die Fahrbahn blockierte, regte sich was. Die
Fahrertür wurde aufgestoßen. Wagner taumelte heraus.
    Augenblicklich hob Fensel eine Pistole.
    „Leg dich auf den Boden!“ brüllte er. „Gesicht
nach unten! Keine Bewegung!“
    Wagner glotzte. Er begriff nicht. Sein
Kopf dröhnte. Ihm war übel, und die Knie hatten sich in Pudding verwandelt. So
gesehen, war es ihm recht, sich hinzulegen.
    Fensel befahl ihm noch, mindestens 20
Minuten so zu verharren, dann rannten beide Verbrecher über das Feld dem nahen
Waldrand entgegen. Irgendwo in der Ferne schnatterte ein Hubschrauber. Auf den
Landstraßen war es ruhig.
    Schweratmend — nach raschem Lauf über
feuchte Erde — blieben sie unter den ersten Bäumen stehen.
    „Hier beginnt der sogenannte Große Wald“,
keuchte Fensel. „Kenne mich aus in der Gegend. Ein endloses Gebiet. Weiter drin
beim Naturschutzpark ist der Wald wie Urwald. Tolle Verstecke für uns. Es gibt
Wochenendhäuser. Und eine stinkvornehme Bungalow-Siedlung, wo die ganz Reichen
wohnen, denen die Stadtluft zu miefig ist. Georg, hier findet uns niemand.“
    „Und wenn die Bullen Suchhunde
einsetzen?“
    „Glaube ich nicht. Die denken doch, daß
wir uns zur Stadt durchschlagen und dort Kontakte aufnehmen, die uns
weiterhelfen. Die denken, wir krallen uns einen Wagen und hauen ab. Aber wir,
Mann, wir wandern jetzt querwaldein zu den Singenden Felsen.“
     
    *
     
    Sie hatten geschlafen wie die
Murmeltiere. Jetzt nahmen sie ein tolles Frühstück ein. Amalie trug es auf. Sie
strahlte, weil es den Jungen so gut schmeckte. Tarzan sagte, es wäre fürstlich
und die morgendliche Abfütterung im Internat damit nicht zu vergleichen.
Klößchen bestätigte das, indem er heftig nickte. Reden konnte er nicht. Seine
Backentaschen waren gefüllt wie bei einem Hamster. Karl, sonst ein schlechter
Esser, griff zum dritten Mal zu.
    Sonnenlicht fiel in das Sauerlichsche
Frühstückszimmer. Im großen Garten hinter der Villa summten Bienen von Blüte zu
Blüte. Für Tarzan ein Grund, rasch noch einen Löffel Honig zu nehmen. Er mochte
Süßes sonst nicht. Aber Honig war eine Ausnahme.
    „Und jetzt ins Heinrichstal!“ sagte
Klößchen.
    Als sie durch die Eingangshalle gingen,
öffnete Amalie die Küchentür.
    „Kommt ihr zum Mittagessen?“
    „Selbstverständlich!“ sagte Klößchen.
Dann fiel ihm ein, daß es nur Gemüse gab — und kein Spanferkel. „Äh...
wahrscheinlich“, schränkte er ein.
    „Ich fahre nochmal in die Stadt“, sagte
Amalie, „und hole den Rinderbraten ab, den ich gestern bestellt habe. Wenn der
Tiger so gut gefüttert wird, sollt ihr nicht darben.“
    „Wir sind pünktlich zurück, Frau
Dessart!“ Klößchen rieb sich die Hände. Als sie im Freien waren, sagte er: „Sie
ist wirklich eine Perle. Die Frau, die ich mal heirate, muß so gut kochen
können wie sie.“
    „Ob meine Zukünftige kochen kann, ist
mir völlig egal“, meinte Tarzan. „Wichtig ist, daß wir uns gut verstehen. Und
gemeinsame Interessen und Ziele haben. Kochen und Essen rechne ich nicht dazu.“
    Klößchen grinste. „Gaby kocht aber
schon recht gut. Ihre Mutter bringt’s ihr bei.“
    „Wie kommst du auf Gaby?“
    „Ach nur so. Weiß man denn, wie das
Schicksal so spielt?“
    „Du spinnst mal wieder! Was dir so
einfällt, wenn du gut gegessen hast! Daß Pfote einsame Spitze ist, wissen wir
alle. Wirklich sehr hübsch. Und sportlich. Und begabt. Und ein toller
Charakter, sonst wäre sie nicht in der TKKG-Bande. Aber sie ist auch ein ganz
schöner Dickkopf — und daß sie von uns einen heiratet, kann ich mir nicht
vorstellen.“
    „Mich oder Willi bestimmt nicht“,
stellte Klößchen lachend fest. „Aber du kämst in Frage.“
    „Blödsinn!“
    „Ich mache so meine Beobachtungen“,
stellte Karl geheimnisvoll fest.
    „Ja, welche denn?“ Kaum hatte Tarzan
das ausgesprochen, ärgerte er sich. Seine Stimme klang allzu

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