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In den Klauen des Tigers

In den Klauen des Tigers

Titel: In den Klauen des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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weggefahren. Mir wurde so kalt,
daß ich klapperte. Ich war immerhin barfuß. Bin dann zurückgelaufen. Komm, der
Tee ist fertig.“
    Es wurde ein lustiges Frühstück. Alle
saßen im Gras. Tee und Butterbrote schmeckten. Die Sonne wärmte.
    Inge Esting kam als letzte dazu. Mit
spitzen Fingern hielt sie ihre Zahnbürste von sich.
    „Hat jemand eine zweite mit?“ fragte
sie. „Meine kann ich nicht mehr benutzen. Ist mir in den Dreck gefallen — genau
an der Stelle, wo Man Eater sich ,gelöst’ hat.“
    Die andern lachten. Isabell Renke
sagte, sie hätte — wohlweislich — Ersatz-Zahnbürsten eingepackt.
    „Dann kann ich mich von dir trennen“,
sagte Inge zu ihrem Gebißschrubber, „auch wenn du ganz neu bist.“ Lachend fügte
sie hinzu: „Und damit ich mich wie ein richtiges Rübenschwein fühle, werde ich
jetzt die Umwelt verschmutzen.“
    Sprach’s, holte aus und warf den
Beißwerkzeug-Reiniger mit beachtlichem Schwung in die Büsche.
    „Mit dem andern Abfall machen wir das
aber nicht“, meinte Lotte Weimar. „Sonst müssen wir anschließend den Wald
putzen.“
    Gaby beobachtete Oskar. Wie von der
Sehne geschnellt, war er losgesaust. Er verschwand zwischen den Büschen. Sie
hörte sein Schnüffeln und wie er rumorte. Dann kam er zurück: stolz,
schwanzwedelnd, mit tapsigen Sprüngen .
    Er lief zu Inge und setzte sich vor
sie.
    Im Maul — deutlich sichtbar für alle — hielt
er die Zahnbürste.

    „Da hast du’s“, lachte Gaby. „Ein
schlauer Hund apportiert und bringt zurück, was du wegwirfst. Oskar wird dir
schon vormachen, wie man sich im Wald verhält. Beachte bitte den vorwurfsvollen
Blick.“
    „Ist ja schrecklich!“ rief Inge in
komischer Verzweiflung. „Wie soll ich das Ding denn jetzt loswerden?“
    Aber dann lobte sie Oskar und ließ sich
die Zahnbürste geben. Man Eater durfte sie beschnuppern, zeigte aber wenig
Interesse. Zum Apportieren ( herbeibringen ) hatte er nur selten Lust.
    Für heute stand eine ganztägige
Wanderung auf dem Programm der Mädchengruppe. Man wollte kreuz und quer durch
den Wald. Isabell Renke, die sich in Botanik gut auskannte, würde Pflanzen und
Bäume erklären.
    Nach dem Frühstück zogen alle ihre
Wanderschuhe an. Die Zelte wurden geschlossen. Drei Rucksäcke enthielten den
Tagesproviant. Beim Tragen wollten die Mädchen sich stündlich abwechseln.
    Wenig später verschwanden sie im
Gänsemarsch auf einem schmalen Pfad, der in Richtung Naturschutzpark führte.
Alle waren in bester Stimmung.
     
    *
     
    „Dort ist sie!“
    Klößchen, der neben Tarzan fuhr,
streckte die Hand aus. Er meinte die „Grotte“.
    Warum das Lokal so hieß, war von außen
nicht ersichtlich. Es handelte sich um eine Tagesbar, wo man auch kleine
Gerichte erhielt — und hausgemachten Kuchen, wie eine Ankündigung im
Aushangkasten verriet.
    Die Jungs waren abgestiegen und
studierten die Preisliste.
    „Nichts für Taschengeldempfänger“,
murmelte Karl.
    „Ich hätte gegen ein zweites Frühstück
nichts einzuwenden.“ Klößchen überprüfte bereits den Inhalt seines
Portemonnaies. „Einen Hawaii-Toast könnte ich mir gestatten. Und anschließend
Schokoladentorte. Hm?“
    Tarzan blickte die Straße entlang. Sie
badete im Sonnenlicht. Wagen parkten zu beiden Seiten, denn dieser Teil war
Einbahnstraße. Nur wenige Leute waren unterwegs. Die meisten Vergnügungslokale
hatten geschlossen, aber die „Grotte“ war geöffnet. Er trat einen Schritt zur
Seite und beugte sich zur Fensterscheibe vor.
    Viel konnte er nicht erkennen.
Vielleicht führte das Lokal seinen Namen auf das düstere Licht zurück. Die
Beleuchtung reichte nicht aus. Die beiden straßenseitigen Fenster waren schmal,
die Scheiben zudem dunkel getönt. Das Lokal zog sich als langer Schlauch in die
Tiefe des Hauses. Vor einer Bar luden Hocker zum Sitzen sein. Entlang der
anderen Wand reihte sich Nische an Nische. Holzwände, an denen Weinlaub aus
Plastik hing, teilten sie ab. An der Theke war niemand. Ob jemand in den
Nischen saß, konnte man von hier aus nicht sehen. Hinter der Theke stand ein
stämmiger Mann. Er polierte den Bierdruckapparat hingebungsvoll.
    „Ich sehe Tomasino nicht“, sagte
Tarzan. „Aber er ist da. Wenn nicht hier, dann in einem andern Lokal.“
    „Wieso bist du so sicher?“ fragte Karl.
    „Sein Wagen steht dort. Der helle
Mercedes. Am Kennzeichen erkenne ich ihn. Kommt, Jungs, wir gehen rein.“
    Erst sicherten sie ihre Drahtesel mit
dem Kabelschloß, denn Fahrraddiebe gibt’s

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