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In den Klauen des Tigers

In den Klauen des Tigers

Titel: In den Klauen des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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nichts bewirkten.
    Tomasino machte einen Schritt auf ihn
zu.
    Beistand kam von unvermuteter Seite.
Von Bossert. Der griff unter die Theke, hob den Arm, schwang den Gummiknüppel
nur so hoch wie nötig und klopfte Tomasino locker ins Genick. Es war dosiert.
Viel konnte dabei nicht kaputt gehen. Aber die Behandlung reichte.
    Tomasino verdrehte die Augen. Das Messer
fiel ihm aus der Hand. Er wollte sich an der Theke festhalten, sackte aber zu
Boden und riß dabei einen Hocker um. Ausgestreckt schien es ihm auf dem roten
Teppichboden zu gefallen, jedenfalls — er blieb liegen und schloß die Augen.
    „Danke!“ sagte Tarzan. „Das war elegant
und fast schmerzlos. Ich mußte ihn gestern schon prügeln, als er ein Mädchen
anfiel. Bei dem stimmt’s nicht mehr.“
    „In meinem Lokal gibt’s keinen Handel“,
knurrte Bossert. „Was hast du da von der Polizei gesagt?“
    „Tomasino wird gesucht. Alles andere
werden Sie noch hören.“
    Schweigen breitete sich aus. Bossert
legte den Gummiknüppel vor sich auf die Theke.
    Karl kam zurück, stutzte, nahm dann
hastig die Brille ab und rieb die Gläser am Ärmel. Er habe, berichtete er, den
Kommissar nicht zu Hause erreicht, sondern im Präsidium, wo er — wiedermal —
zusätzlich Dienst mache. Heute jedenfalls. Herr Glockner käme sofort.
    „Von dem verschwundenen Tiger wußte er
noch nichts“, sagte Karl leise. „Ich habe ihm alles erzählt. Nur Büchl“, er
grinste, „blieb unerwähnt. Der wird sich wundern, wenn er merkt, daß das jetzt
nicht mehr sein Fall ist.“
    Tarzan sagte, so sei es prima, und
beobachtete Tomasino, der schnarchende Laute von sich gab. Dann warteten sie.

5. Größte Gefahr für die Mädchen
     
    Kommissar Glockner war ein großer,
stabiler Mann mit schütterem Haar und wachsamen Augen. Mit der TKKG-Bande war
er nicht nur durch seine Tochter Gaby herzlich verbunden. Bei vielen
Gelegenheiten hatte er geholfen. Für ihn gingen die Jungs durchs Feuer.
    Begleitet von einem uniformierten
Polizisten betrat er die „Grotte“.
    Carlo schlief noch. Kein weiterer Gast
war gekommen. Bossert polierte wieder am Bierdruckapparat, und die Jungs hatten
inzwischen ihre Zeche bezahlt.
    „Hast du ihn niedergeschlagen?“ wurde
Tarzan von Glockner gefragt, nachdem der Kommissar die Jungen begrüßt hatte.
    Sie berichteten ihm, was passiert war,
und Glockner sprach kurz mit dem Wirt, woher er den Dompteur kenne und ob der
irgendwas über seinen Tiger geäußert hätte. Aber dabei kam nichts ans Licht.
Bossert bezeichnete Carlo als einen — im allgemeinen friedlichen — Gast, der in
den letzten Wochen häufig gekommen sei und kräftig getrunken habe.
    Der Uniformierte untersuchte ihn. Carlo
regte sich bereits, schlug die Augen auf und starrte wütend um sich. Er konnte
sich aufsetzen, wurde unter den Achseln gefaßt und in die Höhe gestemmt. Jetzt
stand er — unsicher zwar, aber immerhin wie jemand, der ärztliche Hilfe nicht
braucht.
    „Ich muß Sie festnehmen“, erklärte ihm Glockner.
„Sie haben Peter Carsten in gefährlicher Weise bedroht.“ Er hielt ihm das
Schnappmesser vors Gesicht, etwas zu nah offenbar, denn Tomasino begann zu
schielen, um es deutlich zu sehen.
    „Außerdem“, fuhr Glockner fort, „werden
Sie polizeilich gesucht. Ihr Tiger ist aus seinem Käfig verschwunden. Ein
gefährliches Tier. Sagen Sie uns, wo Sie ihn hingebracht haben!“
    Carlo Tomasino spuckte aus. Ob er einen
üblen Geschmack auf der Zunge hatte, oder ob er Geringschätzung ausdrücken
wollte, war nicht ersichtlich.
    „Heh!“ sagte Bossert. „Mein
Teppichboden, du Ferkel!“
    „Wo haben sie Ihren Tiger?“ wiederholte
der Kommissar seine Frage.
    Ein Grinsen — breit wie ein Froschmaul
— zeichnete sich auf das zerfurchte Gesicht. Plötzlich schien er belustigt zu
sein — aber das war wohl mehr Schadenfreude.
    „Wo... wo... Napur ist, ja?“
    „Wo ist er?“ sagte Glockner.
    „Möchtest du... wissen, ver...
verdammter Bulle, was? Jaaa, jetzt zeige ich’s euch. Jetzt lernt ihr... lernt
ihr Carlo Tomasino kennen. Auf mir rum trampeln... mich einweisen... mich
entmündigen... das wollt ihr doch! Dafür kriegt ihr euer Fett. Ihr alle! Napur
ist meine Waffe.“
    „Was soll das heißen?“
    Carlo beleckte die Zähne. Es wirkte,
als hätte er das seinem Tiger abgeguckt.
    „Mein Napur... den habe ich letzte
Nacht ausgesetzt. Über die Forststraße habe ich ihn in den Großen Wald
gefahren. Und dann freigelassen. Um zwei Uhr morgens — bei den

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