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In den Ruinen von Paris

In den Ruinen von Paris

Titel: In den Ruinen von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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folgen. »Nur Sie«, sagte er. Skudder runzelte die Stirn, und Charity warf ihm einen raschen, besänftigenden Blick zu. »Es ist schon gut«, sagte sie. »Ich traue ihm.« »Ich nicht«, sagte Skudder. »Wenn Sie ihr etwas antun, bringe ich Sie um«, rief er Barler nach. Der Franzose lächelte und ging mit raschen Schritten um das Pibike herum auf das riesige Stahltor zu, wo er noch einmal stehenblieb und darauf wartete, daß Charity ihm folgte. Henry und ein zweiter Mann wollten sich ihm anschließen, aber Barler schüttelte den Kopf. »Wir gehen allein«, sagte er. »Gebt inzwischen gut auf unsere Gäste acht.« Er deutete auf Skudder. »Und jemand soll sich um seinen Arm kümmern. Die Wunde sieht nicht gut aus.« Sie verließen den Raum und wandten sich nach links. Barler führte sie durch einen schmalen, niedrigen Korridor aus rostigem Metall, der am Fuße einer ebenfalls verrosteten Treppe endete. Charity war ein wenig überrascht, daß hier draußen nirgendwo Männer auf sie warteten. Barler schien wirklich allein mit ihr bleiben zu wollen. Das war ziemlich ungewöhnlich. Wenn er tatsächlich wußte, was die Space Force gewesen war, dann mußte er auch wissen, daß zu ihrer Schulung auch eine Nahkampfausbildung gehörte. Die Treppe endete auf einem Korridor, an dessen gegenüberliegender Seite eine zweite, breitere Metalltreppe nach oben führte. Barler wandte sich in die entgegengesetzte Richtung und machte eine auffordernde Handbewegung, als sie zögerte, ihm zu folgen. »Wohin gehen wir?« »Das werden Sie schon sehen«, antwortete Barler grob. Fast eine Viertelstunde lang folgte Charity dem Franzosen durch gleichförmige, leere Gänge aus rostigen Eisenplatten, die ein regelrechtes Labyrinth unter der Erde bildeten, dann erreichten sie eine niedrige Metalltür. Charity hielt überrascht mitten im Schritt inne, als Barler die rostige Stahltür öffnete, und sie sah, wo sie sich befanden. Vor ihnen lag eine gewaltige, weiß gekachelte Halle, deren ganze Größe im flackernden Schein der wenigen Fackeln, die an den Wänden angebracht waren, nur zu ahnen war. Nur ein kleines Stück von der Tür entfernt begannen die unteren Stufen einer breiten, völlig verrotteten Rolltreppe. Auf der anderen Seite erstreckte sich fast ein halbes Dutzend schimmernder Schienenstränge, die am Ende der Halle zusammenliefen und in zwei riesigen, halbrunden Tunneln endeten. Charity registrierte beiläufig, daß sich auf diesen Schienen keine Spur von Rost zeigte. »Das ist die Metro!« sagte Charity verblüfft. Barler blieb stehen und blickte mit einem flüchtigen Lächeln zu ihr zurück. »Natürlich ist sie das«, sagte er. »Was haben Sie erwartet?« Charity starrte fassungslos auf den gelbgestrichenen U-Bahn-Zug, der nur wenige Schritte entfernt stand. Er hatte nur einen Wagen, aber seine Türen standen offen und die Innenbeleuchtung brannte - zumindest soweit die Leuchtstoffröhren noch intakt waren. Charity hörte ein leises, vertrautes Summen; ein Geräusch, das ihr früher so selbstverständlich gewesen war, daß sie es gar nicht mehr wahrgenommen hatte. »Sie ... funktioniert noch?« fragte sie ungläubig. »Sie funktioniert wieder«, verbesserte sie Barler. Wieder lächelte er dieses seltsame, fast traurige Lächeln. »Nicht mehr ganz so zuverlässig und pünktlich wie früher, und die Züge fahren auch nicht mehr so oft. Aber dafür kann man jetzt getrost hier herunterkommen und braucht keine Angst zu haben, überfallen und ausgeraubt zu werden.« Charity blickte abwechselnd ihn und den U-Bahn-Zug an. Der Anblick dieses zwar heruntergekommenen, aber völlig intakten Metro-Zuges erschütterte sie mehr, als sie selbst verstand. »Wir benutzen sie nur sehr selten«, sagte Barler, dem ihr Erstaunen natürlich nicht entgangen war. »Sie verbrauchen eine Menge Strom, und die Ersatzteile für die Wagen werden allmählich knapp.« Er schien auf eine Antwort zu warten und machte dann eine einladende Geste auf den Wagen. »Kommen Sie!« Charity war viel zu verblüfft, um zu widersprechen. Gehorsam folgte sie Barler und betrat das U-Bahn-Abteil. Sie fuhr erschrocken zusammen, als sich die Türen hinter ihnen selbsttätig schlössen, und griff hastig nach einem Halt, denn der Wagen setzte sich mühsam und mit kleinen, harten Rucken in Bewegung. Die Metrostation huschte an den Fenstern vorüber, dann tauchte der Wagen in einen der Tunnel ein, und Dunkelheit umgab sie. »Setzen Sie sich, Captain Laird«, sagte

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