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In den Ruinen von Paris

In den Ruinen von Paris

Titel: In den Ruinen von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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sie glaubte die Antwort zumindest zu ahnen. »Ich glaube, er hat nicht uns verteidigt«, sagte sie zögernd, »sondern mich.«  Barler zog die Augenbrauen zusammen. »Ich verstehe«, sagte er spöttisch. »Sein Elektronengehirn ist darauf programmiert, fünfundachtzigjährige Astronautinnen zu retten. Zumindest, wenn sie so gut erhalten sind wie Sie.« »Nein«, antwortete Charity ernst. »Aber dieses Ding.« Sie öffnete die beiden oberen Knöpfe ihrer Uniformjacke, streifte die dünne, unzerreißbare Kette über den Kopf und hielt Barler ihre ID-Plakette entgegen, zog sie aber mit einem bedauernden Achselzucken wieder zurück, als der Franzose danach greifen wollte. »Er würde Ihnen nichts nützen«, sagte sie erklärend. »Fragen Sie mich bitte nicht, wie es funktioniert, aber diese Ausweise sind auf ihre Träger abgestimmt. Sie funktionieren nur, solange sie sich in der Hand ihres rechtmäßigen Besitzers befinden.« »Ein Class-A-Ausweis.« Barler verzog anerkennend die Lippen. »Sie wissen, was das ist?« »Natürlich«, antwortete Barler ruhig. »Ich sagte es doch schon einmal, Captain Laird - ich bin über einiges im Bilde.« Er lehnte sich wieder gegen die Maschine, starrte einen Moment lang an Charity vorbei ins Leere und wandte sich schließlich an Jean. »Du hast dieses Fahrzeug also vor fünf Jahren entdeckt«, sagte er. Jean nickte. »Ja«, gestand er kleinlaut. »Es ist dir nie gelungen, irgend etwas damit anzufangen?« fragte Barler. »Ich meine, außer darin herumzusitzen und unser aller Leben aufs Spiel zu setzen?« Jean wich seinem Blick aus, während er verlegen den Kopf schüttelte. »Nicht viel. Ich ... habe entdeckt, wie man den Hauptcomputer einschaltet. Er ist irgendwie verschlüsselt, aber ich bin sicher, daß ich den Code herausfinden kann. Ich hatte schon angefangen, alle Möglichkeiten durchzuprobieren.« »Oh«, Barler lächelte amüsiert. »Du meinst, du wolltest einfach wild herumprobieren, bis du den richtigen Code gefunden hast?« Jean nickte. »Wie sonst?« »Ja, wie sonst«, erwiderte Barler. Er sah Jean fast mitleidig an und schüttelte den Kopf, als könne er seine Naivität einfach nicht begreifen. »Ich fürchte, du hättest ziemlich lange herumprobieren können. Was meinen Sie, Captain Laird - wie lange hätte er gebraucht?« Charity zuckte mit den Achseln. »Ich bin nicht sicher«, sagte sie, »aber wenn er jeden Tag zehn Stunden daran gearbeitet hätte ... hundert, vielleicht auch hundertfünfzigtausend Jahre.« Jean erbleichte, und Barler lächelte einen Moment amüsiert und deutete dann auf die kleine ID-Plakette, die Charity noch immer in der Hand hielt. »Sie glauben also, daß der Panzer darauf reagiert hat?« »Ich weiß es nicht«, gestand Charity, »aber wenn all seine Systeme noch einwandfrei funktionieren, dann muß er das Signal aufgefangen und ausgewertet haben. Und wenn sein Elektronenrechner zu dem Schluß kam, daß dieser Angriff mein Leben bedroht ... « Sie machte eine vage Geste mit beiden Händen. »Nun, dann hat er so reagiert, wie es seine Programmierung für einen solchen Fall vorsieht.« »Nur Nato-Generäle und hochrangige Regierungsbeamte bekommen einen Class-A-Ausweis«, sagte Barler. »Ich weiß.« Er sah Charity fragend an. »Sind Sie eines von beidem?« fragte er. »Nein«, antwortete sie. »Aber ich habe trotzdem einen - wie Sie sehen.« »Wenn dieses Ding echt ist«, sagte Barler. »Das ist es«, antwortete Charity verärgert. »Aber ich habe leider nicht die geringste Ahnung, wie ich es Ihnen beweisen soll.« Sie streifte die Kette wieder über den Kopf, verbarg den Anhänger unter ihrer Jacke und schloß die Knöpfe wieder. »Ich kann ja verstehen, daß Sie uns nicht trauen, Barler«, fuhr sie fort, »aber die Geschichte, die ich Ihnen erzählt habe, ist wahr. Und wir haben einfach nicht genug Zeit, darauf zu warten, bis Sie sich entschlossen haben, uns zu glauben oder nicht. Früher oder später werden Kyles Brüder hier auftauchen, um nach uns zu suchen. Und es wäre besser für Sie, wenn wir dann nicht mehr hier sind.« »Sie kommen nicht hierher«, antwortete Barler in so überzeugtem Ton, daß Charity ihm nicht mehr widersprach. »Und was die Frage angeht, ob ich Ihnen glaube oder nicht ... « Er sah Charity einen Moment lang nachdenklich an, stand plötzlich auf und machte eine auffordernde Handbewegung. »Folgen Sie mir!« Barler winkte ab, als auch Skudder, Net und Gurk aufstehen wollten, um ihm zu

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