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In den Ruinen von Paris

In den Ruinen von Paris

Titel: In den Ruinen von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Kreislauf überschwemmte und sein Gehirn erreichte. Seine Umgebung begann wieder vor seinen Augen zu verschwimmen. Er sah die beiden weißen Gestalten der Inspektoren wie diffuse Gespenster vor sich, zwischen denen ein dritter, kleinerer Schatten tanzte. »Warum tut ihr das?« Er kannte diese Stimme. Sie gehörte Stone. Und er spürte, daß dieser Name etwas Besonderes für ihn war; etwas, das wichtig war und das er haßte wie sonst nichts auf dieser Welt. »Er muß sich erinnern.« Diese Stimme klang anders, sie war kalt, als spräche eine Maschine und kein lebendes Wesen. »Wir müssen den Moment finden, an dem sich ein Fehler in seine Konditionierung eingeschlichen hat. Nur so können wir sie erneuern. Und verhindern, daß er sich bei anderen wiederholt.« Kyle war plötzlich nicht mehr in der Lage, sich zu konzentrieren. Die ungleichen Schatten begannen vor seinen Augen zu verschwimmen, und alles wurde unwirklich und unwichtig. Er schloß die Augen und war wieder zwei Jahre alt.
     
    *
     
    »Und diese Geschichte soll ich jetzt glauben?« Barler lächelte kopfschüttelnd und fuhr sich mit einer unbewußten Geste über die verbrannte Haut an seiner linken Schläfe. Er stand in lässiger Haltung gegen eines der Pibikes gelehnt. Sein sympathisches Gesicht und die sanftmütigen Augen täuschten Charity keine Sekunde darüber hinweg, wie gefährlich Barler in Wahrheit war. »Sie behaupten also, die Invasion der Marine miterlebt zu haben? Sie haben die letzten fünfundfünfzig Jahre in einer Tiefkühlkammer zugebracht, und nachdem Sie aufgewacht sind, haben Sie natürlich sofort damit begonnen, die Erde von der Tyrannei der Invasoren zu befreien. Und nicht genug damit - es ist Ihnen sogar gelungen, das Vertrauen eines Jägers zu erringen.« »Das weiß ich nicht«, erklärte Charity. »Aber immerhin hat er uns laufen lassen.« Barler schüttelte abermals den Kopf. »Angenommen, Sie sagen die Wahrheit, Captain Laird. Dann versuchen Sie doch bitte, sich in meine Lage zu versetzen und mir zu sagen, ob Sie all das glauben würden, was Sie mir erzählt haben.« Charity seufzte tief. Sie hatte diese Frage befürchtet, ohne darauf eine befriedigende Antwort zu wissen. »Was zum Teufel erwarten Sie von uns«, fragte Skudder schlechtgelaunt. »Einen Persilschein der Moroni, von Stone gegengezeichnet?« Barlers Fingerspitzen begannen, einen schnellen, leisen Rhythmus auf den Tank des Pibikes zu trommeln, an dem er lehnte, während er abwechselnd Charity und den Hopi ansah. »Ich weiß nicht, wer Stone ist«, sagte er. »Aber ich weiß, daß das, was Sie da erzählen, ziemlich unglaublich klingt.« »Aber es ist die Wahrheit«, sagte Net. »Fragen Sie doch Jean. Er war bei uns. Immerhin haben uns die Ameisen um ein Haar umgebracht.« »Ich bezweifle nicht, daß sie Ihre Feinde sind«, antwortete Barler geduldig, »aber Ihre Feinde müssen nicht unbedingt unsere Freunde sein. Außerdem«, fuhr er mit leicht erhobener Stimme fort, »stimmt mich vielleicht gerade die Tatsache Ihres Entkommens nachdenklich.« »Wäre es Ihnen lieber, sie hätten uns erschossen?« fragte Net giftig. »Ich lebe jetzt seit über vierzig Jahren hier«, erwiderte Barler, »und ich habe selbst ein paar von diesen Biestern erledigt. Aber ich habe noch nie gehört, daß es jemandem gelungen sein soll, einem Gleiter zu entkommen, geschweige denn, ihn zu vernichten.« »Das waren wir nicht«, sagte Charity zum wiederholten Mal. »Es war dieser Panzer.« Statt etwas zu entgegnen, warf Barler Jean einen langen, fast vorwurfsvollen Blick zu. Charity hatte erst nach einer Weile begriffen, daß tatsächlich niemand hier in der Freien Zone von der Existenz des Leopards wußte. Jean hatte seine Entdeckung wirklich jahrelang für sich behalten. Barler hatte bisher kein Wort darüber verloren, wohl aber zwei Männer zur Insel geschickt, damit sie sich Jeans Festung ansahen. »Selbst wenn es diesen Panzer gibt«, sagte Barler nach eirer Weile, »dann erklären Sie mir eines: Die Gleiter patrouillieren fast ununterbrochen über dem Fluß, und Sie sind nicht die ersten Menschen, die von ihnen angegriffen werden. Wenn dieses Ding dort steht, und wenn es automatisch reagiert, sobald ein menschliches Leben bedroht wird, wieso hat es dann nicht schon vor fünfzig Jahren zugeschlagen?« Charity zögerte einen Moment, zu antworten. Sie hatte sich diese Frage schon vor Stunden gestellt, als sie zusammen mit Jean im Inneren des Leopards gewesen war. Und

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