In Den Schatten Lauert Der Tod -1-
Tag, ich spreche mit Erin, richtig? Hier ist Nick Ward. Ich bin froh, dass ich Sie erreiche. Ist Connor bei Ihnen?«
»Nein«, entgegnete sie. »Versuchen Sie es auf seinem Handy, wenn Sie mit ihm sprechen wollen.«
»Nein, Erin. Ich will nicht mit Connor sprechen. Ich möchte mit Ihnen sprechen.«
Ihr wurde so bange, dass ihre Knie nachgaben und sie sich abrupt auf die Treppe setzen musste, wobei sie sich schmerzhaft das Steißbein anstieß. »Worüber denn?«
»Sie waren doch letzte Nacht mit ihm zusammen vor dem Alley Cat Club, richtig? Als er und seine Brüder Billy Vega zu Brei schlugen.«
»Nein, Nick, ich war dort, als er und seine Brüder von neun riesigen Kerlen umstellt wurden, die alle gleichzeitig angriffen und dann exakt das bekamen, was sie verdienten. Warum fragen Sie?«
»Ich interessiere mich nicht für die neun Kerle, Erin. Ich interessiere mich für Connors Interesse an Billy Vega.«
»Vega hat meiner kleinen Schwester wehgetan. Er hat sie geschlagen, terrorisiert und weiß Gott was sonst noch alles mit ihr angestellt. Also verlangen Sie nicht, dass ich bedaure, was …«
»Billy Vega ist tot, Erin.«
Vor Entsetzen klappte ihr der Mund auf. »Tot?«
»Tasha Needhams Aussage zufolge passierte es kurz vor sechs Uhr morgens. Tasha brachte Billy in die Notaufnahme, wo sein Handgelenk versorgt wurde. Anschließend fuhren sie mit dem Taxi zu ihm nach Hause, wo sie sich weiter mit Drogen zudröhnten. Irgendwann am frühen Morgen drang der Täter in das Haus ein und erschlug Billy mit einem stumpfen Gegenstand. Tasha musste sich zum fraglichen Zeitpunkt gerade im Badezimmer übergeben, was ihr vermutlich das Leben rettete. Aber sie hat uns alles über die Ninjamonster erzählt, die gestern Abend Cindy Riggs entführt und Vega verprügelt haben. Es war nicht schwer, eins und eins zusammenzuzählen.«
»Mein Gott«, flüsterte sie. »Das ist ja … entsetzlich.«
Nick wartete einen Moment. »War Connor letzte Nacht mit Ihnen zusammen?«, fragte er dann.
»Ja«, bestätigte sie, noch immer benommen.
Dann wurde ihr mit der Wirkung einer eisigen Dusche plötzlich die ganze Bedeutung von Nicks Frage bewusst. »Nick, um Himmels willen! Sie wollen doch wohl nicht andeuten, dass …«
»Die ganze Nacht?«
Wie ein Fisch auf dem Trockenen bewegte sie lautlos die Lippen, dann rief sie: »Ja! Natürlich war er das!«
Aber ihr Zögern hatte sie verraten. Nick fluchte leise in den Hörer. »Diese Sache wird übel, Erin. Ich will nicht, dass Sie darin verwickelt werden.«
»Aber Connor würde niemals …«
»Sie haben mit eigenen Augen gesehen, was er mit Georg Luksch angestellt hat«, erinnerte er sie. »Connor ist mein Freund, aber er stand in letzter Zeit unter zu großer Anspannung, und jetzt hat er die Kontrolle verloren. Diese Wahnvorstellung, die er hegt, seine Überzeugung, dass Novak und Luksch Ihnen nach dem Leben trachten …«
»Was meinen Sie mit Wahnvorstellung?«, fuhr sie ihn an. »Wollen Sie etwa bestreiten, dass die beiden aus dem Gefängnis geflohen sind? Er versucht nur, mich zu schützen! Er hält es für seine Pflicht, sieht es als seine Verantwortung an, da mein Vater nicht hier ist, um sie zu übernehmen.«
Nick zögerte eine Sekunde. Als er wieder sprach, war seine Stimme sanft. »Erin. Da ist niemand, vor dem Sie beschützt werden müssten. Novak ist tot.«
Sie hatte Mühe, die Bedeutung seiner Worte zu erfassen. Die Information ergab keinen Sinn. Sie ratterte orientierungslos in ihrem Kopf herum und machte Lärm. »Wann ist er gestorben?«, wisperte sie.
»Gestern, in Frankreich. Ein Anschlag der osteuropäischen Mafia. Rivalisierende Paten. Ein Haus wurde in die Luft gesprengt. Novak befand sich darin. Der Zahnabgleich bestätigt das. Dem verkohlten Leichnam fehlen drei Finger der rechten Hand. Sie arbeiten noch an der DNA-Analyse, aber es besteht kein Zweifel.«
In ihrem Kopf drehte es sich. »Connor weiß also noch nichts davon?«
»Ich habe es ihm noch nicht gesagt, nein, aber er wusste, dass Novak zurück in Frankreich war. Zusammen mit Luksch. Die Polizei hatte sie schon seit Tagen im Visier. Das habe ich Connor auch gesagt, aber er hat diese Details nicht an Sie weitergegeben, richtig?«
Sie fing an zu zittern.
»Nein«, fuhr Nick fort. »Natürlich nicht. Es passte nicht in seine Wahnvorstellung. Er wollte Sie unbedingt retten, also erschuf er einfach ein böses Phantom. Er hat Sie manipuliert. Ich weiß, dass das wehtut, und ich weiß auch, dass er Ihnen etwas
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