In Den Schatten Lauert Der Tod -1-
über Wasser zu halten.« Er durchsuchte die Küchenschränke, entdeckte eine Tüte Katzenfutter und gab eine kleine Menge in den Napf. Die Katze schnüffelte daran, dann bedachte sie ihn mit einem Du willst mich wohl verarschen -Blick.
»Ich habe es dir erklärt. Kein Nassfutter. Es liegt nicht an mir. Ich habe nichts gegen dich persönlich.«
Die Katze beugte sich schmollend über den Napf und machte sich geräuschvoll darüber her.
Das zweite Dilemma war eigentlich mehr ein praktisches denn ein moralisches. Seine Freundin während einer Warmwetterperiode mit Minisendern zu verwanzen, war ebenso schwierig wie ethisch fragwürdig. Es wäre einfacher gewesen, die Dinger in einer schweren Jacke zu verstecken, oder – was die besten Optionen wären – in ihrer Handtasche, ihrem Portemonnaie oder dem Tonbandgerät. Allerdings befanden sich all diese Dinge im Haus ihrer Mutter. Der Mueller-Bericht wäre ebenfalls infrage gekommen, wenn sie ihn in einer Mappe aufbewahrt hätte, aber da er nur ein Briefumschlag voller loser Dokumente und Fotos war, gab es keine Möglichkeit, in ihm einen Sender zu verstecken. Er verwanzte ihren Terminkalender und schob aufs Geratewohl Sender in ihre Jacken und Blazer. Mehr konnte er nicht tun, bis er ihre Handtasche in die Finger bekäme. Er wünschte sich, Seth wäre da. Sein Freund war das geborene Schlitzohr.
Sein Blick wanderte immer wieder zu dem kleinen Schmuckkästchen, das auf der Kommode stand. Er öffnete es und kramte darin herum, bis er den silbernen Topasring fand, den er einmal an Erin gesehen hatte. Er schob ihn auf seinen kleinen Finger, prägte sich ein, wie weit er unter das Gelenk rutschte, und, voilà, schon hatte er einen Richtwert für den Juwelier. Was für schmale, zierliche Finger sie hatte!
Das dritte moralische Dilemma trat auf, als das Telefon klingelte, der Anrufbeantworter klickend und surrend ansprang, um die hinterlassenen Nachrichten abzuspielen. Erin schien gerade eine Fernabfrage durchzuführen. Sie hatte ihn nicht dazu eingeladen, ihre privaten Nachrichten mitzuhören, aber er war nun mal gerade hier. Er konnte sich schlecht die Finger in die Ohren stecken. Abgesehen davon war sie seine zukünftige Frau. Da war es ja wohl das Mindeste, was er erwarten konnte, dass er ihre telefonischen Mitteilungen hören durfte.
Also blieb er reglos in Erins Wohnung stehen und ließ ihre Nachrichten an seinem Ohr vorbeiziehen, während die Katze ihren Snack verputzte.
Klick, sirr . »Hallo, Mrs Riggs, hier spricht Tamara Julian von der Quicksilver Foundation. Es ist Montagnachmittag, vier Uhr, und ich würde gern das Treffen zwischen Ihnen und Mr Mueller, der morgen Mittag in Seattle eintrifft, arrangieren. Rufen Sie mich bitte baldmöglichst zurück. Uns steht nur ein sehr enges Zeitfenster zur Verfügung. Sie erreichen mich am besten auf meinem Handy.« Tamara gab die Nummer durch.
Klick, sirr . »Hallo, Erin, hier ist Lydia. Meine Güte, Sie spielen jetzt in einer anderen Liga, was? Ich habe gerade mit den Leuten von Quicksilver gesprochen, die mir von Ihrer Arbeit an Mr Muellers keltischer Sammlung und seinen Plänen für das Huppert erzählt haben. Ich bin ja so aufgeregt! Rachel, Fred, William und ich haben kurzfristig ein Lunch-Meeting angesetzt, und Sie müssen unbedingt daran teilnehmen, um uns bei der Entwicklung einer Strategie zu helfen! Ach, und Erin, ich hoffe, Sie nehmen uns das, was vor einigen Monaten vorgefallen ist, nicht übel. Wie Sie wissen, hatte ich diesbezüglich keine andere Wahl. Es war das Gremium, das auf Ihrer Entlassung bestand, nicht einer von uns. Wir haben höchsten Respekt vor Ihren Fähigkeiten und Ihrer Zielstrebigkeit. Kontaktieren Sie mich bitte, sobald Sie die Nachricht abhören, Erin. Gern auch heute Abend privat, wenn Sie möchten. Egal, um welche Uhrzeit, es darf auch spät werden. Bestimmt werde ich sowieso kein Auge zutun. Bis dann!«
»Heuchlerisches Miststück«, murmelte Connor. »Leck mich doch!«
Klick, sirr . »Mrs Riggs, hier spricht noch einmal Tamara Julian. Es ist jetzt Montagabend, neunzehn Uhr. Bitte rufen Sie uns an.«
Klick, sirr . »Mrs Riggs, Nigel Dobbs hier. Ich halte an der unwahrscheinlichen Hoffnung fest, dass Sie sich doch noch bei uns melden. Sie haben die Nummer.«
Klick, sirr . »Erin, hier spricht Nick Ward. Ich muss unbedingt mit Ihnen sprechen.«
Kälte durchströmte Connor, während er reglos lauschte, wie Nick seine Telefonnummer auf Band sprach. Seine Euphorie verrauchte. Sein
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