In Den Schatten Lauert Der Tod -1-
Das ist alles, worum ich dich bitte.«
Sie öffnete den Mund, um zu widersprechen, dann klappte sie ihn zu und nickte stumm.
»Schwör es!«, verlangte er. »Bei etwas, das dir wichtig ist.«
»Ich schwöre es bei meiner Ehre«, sagte sie leise.
Er wusste, dass das sein Stichwort war, aber seine Füße schienen noch immer am Boden festgewachsen zu sein.
Sie griff zum Telefon und wählte. »Hallo, Tonia? Hier ist Erin … ja, es geht mir gut. Ich habe ein paar sehr seltsame Tage hinter mir … nein, ich kann im Moment nicht darüber reden … ach, nur müde. Hör mal, ich möchte dich um einen Gefallen bitten. Morgen ist doch dein freier Tag, oder? Meinst du, du könntest mich am Nachmittag zu einem Geschäftstermin begleiten? Zu Mueller … es ist eine lange Geschichte. Ich habe Connor versprochen, nicht allein dorthin zu fahren … ja, ich weiß, aber ich habe es nun mal versprochen. Echt? Oh, super! Es sollte nicht lange dauern. Falls du Zeit hast, lade ich dich anschließend zum Essen ein … Bis morgen dann. Du bist ein Engel, Tonia. Danke! Tschüss!«
Sie legte auf. »Erledigt«, sagte sie. »Wie versprochen.«
In der Stille, die auf ihre Worte folgte, hallte eine schreckliche Endgültigkeit nach. Sie hatte ihn freigegeben. Es gab nichts mehr zu sagen, nichts, das er noch hätte tun können. Vielleicht hatte sie ja recht, und er war wirklich wahnsinnig.
Fast war es ihm egal. Geister, Monster – sollten sie nur kommen. Er würde sie mit offenen Armen empfangen, solange sie sich nur bereit erklärten, ihn aus seinem Elend zu erlösen. Auf jeden Fall sollte er zusehen, dass er von hier wegkam, und sich irgendwo verkriechen, wo niemand sein Gesicht sehen konnte, weil ihn nur noch Sekunden von seinem völligen Zusammenbruch trennten.
»Okay«, sagte er. »Ich will dir nicht länger im Weg stehen.«
23
»Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie sehr mich das freut«, trällerte Barbara in den Hörer. »Genau das habe ich gebraucht.«
»Es tut mir leid, Mrs Riggs, dass es sich nur um eine zeitlich befristete Anstellung handelt, bis unsere Büroleiterin aus dem Erziehungsurlaub zurück ist«, erklärte Anne Marie. »Aber nach all den Jahren ehrenamtlicher Tätigkeit für uns sind Sie mit unserer Organisation so gut vertraut. Wenn sie zurückkommt, werden wir uns zusammensetzen und uns etwas einfallen lassen. Alle werden begeistert sein, Sie wiederzusehen. Wir haben Sie vermisst.«
»Ich habe Sie auch alle vermisst. Bis nächste Woche dann. Auf Wiederhören.«
Atemlos vor Erleichterung legte Barbara auf. Die Dinge kamen wieder in Gang. Ihre Mädchen waren in Sicherheit, dieser grauenvolle Novak war zu Schutt und Asche verbrannt, und auch Billy Vega war tot, Gott sei Dank. Sie weinte ihm keine Träne nach. Sie hatte ihre furchtbare Lähmung abgeschüttelt, und auch Erins Leben nahm eine Wendung zum Guten. Alles entwickelte sich positiv.
Es klingelte an der Tür. Barbara linste durch den Spion. Erins hübsche kleine Krankenschwesterfreundin Tonia. Um diese Uhrzeit an einem Werktag? Wie eigenartig. Sie machte auf. »Hallo, Tonia.«
»Guten Tag, Mrs Riggs. Ich hoffe, ich komme nicht ungelegen.«
»Ganz und gar nicht«, antwortete Barbara. »Treten Sie ein. Ich mache uns einen Tee. Sie kommen gerade richtig, um mit mir zu feiern. Ich habe nämlich eine Arbeit gefunden! Ich bin schrecklich aufgeregt.«
»Das ist ja fabelhaft«, meinte Tonia. »Wo denn?«
»In dem Bildungszentrum, wo ich früher ehrenamtlich tätig war. Es ist zwar nur vorübergehend, aber als Neustart perfekt. Die Büroleiterin erwartet ein Baby. Meine Tippkünste sind inzwischen ein wenig eingerostet, aber ich kann nach Feierabend an ihren Computern üben. Ich werde das schon hinbekommen.«
»Das ist ja großartig für Sie.« Tonia folgte ihr in die Küche. »Hören Sie, Mrs Riggs, ich kann nicht lange bleiben, aber es gibt da etwas, worüber ich mit Ihnen sprechen wollte. Ich treffe mich heute Nachmittag noch mit Erin.«
»Ach, wirklich?« Barbara füllte den Wasserkessel und stellte ihn auf den Herd.
»Ja. Connor hat ihr das Versprechen abgenommen, nicht allein zu Mueller zu fahren.« Tonia verdrehte die Augen. »Idiotisch, wenn man darüber nachdenkt. Nicht, dass es mir etwas ausmachen würde, aber, meine Güte, sie ist schließlich erwachsen.«
»Ja, Connor hat einen sehr ausgeprägten Beschützerinstinkt«, bestätigte Barbara. Und das ist mir mehr als recht, dachte sie insgeheim. Schutz zu haben, beruhigte sie im Moment sehr.
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