In Den Schatten Lauert Der Tod -1-
spannen. Und das so schnell wie möglich. Am besten sofort.«
»Ja, Sie haben vollkommen recht«, stimmte Barbara zu. »Ich werde mich darum kümmern. Unverzüglich. Gott sei Dank haben Sie mich eingeweiht! Ich hatte ja nicht die leiseste Ahnung.«
Tonia lächelte breit und hob ihre Tasse. Sie stieß sie so kraftvoll gegen Barbaras, dass Tee auf die Tischdecke schwappte. »Auf Sie, Mrs Riggs«, prostete sie ihr zu. »Erin hat wirklich Glück, eine Mutter wie Sie zu haben.«
Barbara dachte an die vergangenen Monate. Ihre Lippen wurden schmal. »Das wohl kaum«, erwiderte sie. »Aber von heute an werde ich mein Bestes für sie geben.«
Wieder schellte es an der Tür. Barbara setzte ihre Tasse so erschrocken auf dem Unterteller ab, dass sich eine weitere braune Woge auf den Tisch ergoss. »Was um alles in der Welt …?«
»Ich mache auf«, bot Tonia an. »Bleiben Sie ruhig sitzen.«
»Nein, nein, ich gehe schon.«
Dicht gefolgt von Tonia ging Barbara zur Haustür. Neugierig wie eine Katze, dieses Mädchen . Das war ihr schon bei ihrer ersten Begegnung aufgefallen. Sie spähte durch das Guckloch. Es waren Connors Bruder Sean und Cindys merkwürdig aussehender Freund Miles. Beide waren mit Einkaufstüten beladen.
Sie öffnete die Tür. Seans Grinsen entlockte ihr ein unfreiwilliges Lächeln. »Hallo, Mrs Riggs. Ich spiele für unseren Miles hier den Taxifahrer«, begrüßte er sie. »Er hat gehofft, Cindy besuchen zu können. Ist sie okay?«
»Oh ja, es geht ihr schon viel besser, danke der Nachfrage«, antwortete Barbara. »Sie ist oben. Ich werde Sie rufen. Kommen Sie doch herein.«
Violette Blutergüsse prangten auf Miles’ Gesicht, und seinen Nasenrücken zierte ein weißer Verband. Er trug eine Papiertüte mit Videos vor sich her, ein Saxophon und einen riesigen triefnassen Strauß frisch gepflückter Wildblumen, von deren Wurzeln reichlich Erde nach unten rieselte.
»Ich, äh, habe Cindy ein paar Sachen mitgebracht«, stammelte er. » Akte-X -Videos und Blumen. Und ihr Saxofon. Falls sie vielleicht, na ja, üben möchte.« Er streckte Barbara die Blumen entgegen.
Sie lächelte ihn an. »Das ist sehr freundlich von Ihnen, Miles. Ich ruf sie.« Sie drehte sich zur Treppe um. »Cindy? Liebes? Komm herunter! Du hast Besuch.«
Sie wandte sich wieder Tonia zu. »Tonia, dies sind Connors Bruder Sean McCloud und Cindys Freund Miles. Sean, diese junge Dame hier ist Erins Freundin Tonia. Leider weiß ich Ihren Nachnamen nicht mehr, meine Liebe.«
»Vasquez.« Tonia gab erst Miles die Hand, dann Sean. »Es freut mich, Sie kennenzulernen.«
Sean hielt ihre Hand einen Moment fest, und sein Gesicht wurde nachdenklich. »Warten Sie eine Sekunde! Ich kenne Sie.«
Tonia zog die Nase kraus. »Oh nein. Daran würde ich mich bestimmt erinnern.«
»Doch, wirklich. Ich vergesse nie ein Gesicht. Vor allem kein hübsches. Das tut keiner von uns McCloud-Brüdern. Es ist eine merkwürdige Gabe in unserer Familie. Eine von vielen. Warten Sie … jetzt fällt es mir wieder ein.« Er schaute an die Decke und schnippte mit den Fingern. »Bingo!«, rief er. »Sie sind Krankenschwester! In der Klinik. Habe ich recht?«
Tonia blinzelte ihn mit offenem Mund an. Es war das erste Mal, dass Barbara sie komplett fassungslos erlebte.
»Welche Klinik denn?«, hakte Barbara nach.
Sean sah sie schief an. »Die Klinik, in der mein Bruder zwei Monate lang im Koma lag, wissen Sie noch? Die Klinik meine ich.«
Die Peinlichkeit einer Erwiderung blieb ihr erspart, denn Cindy tauchte oben an der Treppe auf. Sie trug einen ausgebeulten Jogginganzug und rieb sich wie ein Kind mit den Fäusten die geröteten Augen. Scheu und zögerlich kam sie die Stufen hinunter.
»Miles hat dir Blumen mitgebracht«, erklärte Barbara. »Ist das nicht lieb von ihm?«
Cindy schenkte Miles ein mattes Lächeln. »Danke. Sie sind wirklich hübsch.«
Miles sah anbetungsvoll zu ihr auf. »Ich, äh, hab dir auch noch, äh, andere Sachen mitgebracht«, stotterte er. »Ein paar Videos. Dein Saxofon. Solche Sachen halt.«
»Cool, danke«, sagte Cindy. »Willst du mit auf mein Zimmer kommen?«
»Ähm, ja, klar.« Er wandte sich den anderen zu. »Entschuldigung«, murmelte er, bevor er in Cindys Kielwasser die Treppe hinaufstolperte.
Sean richtete seinen Blick wieder auf Tonia. »Ich weiß, dass ich Sie ein paarmal in der Klinik gesehen habe. Die Uniform stand Ihnen wirklich gut.«
Tonias Lachen klang gezwungen. »Danke. Sie müssen mir nachsehen, dass ich mich
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