In Den Schatten Lauert Der Tod -1-
ausgeraubt.«
Er winkte mit seiner vernarbten Hand gleichgültig ab. »Wenn jemand meinen Krempel haben will, soll er ihn ruhig mitnehmen.«
Sean fluchte unterdrückt. »Oh Mann, nicht schon wieder! Welche Laus ist dir diesmal über die Leber gelaufen?«
»Lass mich in Frieden, Sean.«
»Ich habe es bei Erin versucht, aber es war niemand zu Hause. Anschließend habe ich bei dir angerufen, aber natürlich ist dein Handy ausgeschaltet. Warum sollte es heute auch anders sein als sonst?«
»Ich habe das Handy Erin gegeben.«
Sean seufzte frustriert. »Ich begreife nicht, warum du die Dinger ständig weggibst. Du weißt doch, dass wir dir einfach ein neues besorgen werden.«
Connor zuckte mit den Schultern. »Wo steckt dein treuer neuer Kumpel?«
»Miles? Ich hab ihn in der Stadt gelassen. Er wollte Cindy an ihrem Schrein huldigen. Er ist rettungslos verloren. Es bricht mir das Herz, ihn so zu sehen.« Ohne seinen Bruder aus den Augen zu lassen, umrundete Sean den Tisch. »Miles ist ein guter Junge«, fuhr er fort. »Ich überlege, ob ich ihn einstelle. Er könnte sich um den technischen Schnickschnack kümmern, dann hätte ich mehr Zeit für die Dinge, die Spaß machen.«
»Gute Idee.« Connor gab sich Mühe, enthusiastisch zu klingen.
»Das finde ich auch. Allerdings muss ich ihm erst beibringen, wie man kämpft.«
Connor gab einen neutralen Laut von sich.
»Ich weiß. Das wird eine echte Herausforderung. Seine Muskelmasse ist in etwa vergleichbar mit der von Puffy, dem Marshmallow-Mann.« Er zog sich einen Stuhl heran, setzte sich und wartete. »Raus mit der Sprache«, befahl er schließlich.
Connor rieb seine brennenden Augen. »Es heißt, Novak sei tot. Er soll gestern einem Sprengstoffattentat zum Opfer gefallen sein. Irgendwo nahe Marseille.«
Sean klopfte ungeduldig mit den Fingern auf den Tisch. »Kann sein, dass ich gerade auf dem Schlauch stehe, aber ist das nicht genau das, worum wir gebetet haben? Wieso ist das für dich ein Grund, hier mit einer Flasche Scotch allein im Dunkeln zu hocken?«
»Für Erin und den Rest der Welt ist es eine tolle Nachricht«, erklärte Connor resigniert. »Nur für mich ist es eine schlechte.«
»Warum?«
Seans Ton war so scharf, dass Connor zusammenzuckte. Gleich einer Sturmwolke zog in seinem Kopf eine Migräne heran. »Weil es bedeutet, dass ich Dinge höre und sehe, die gar nicht da sind. Ich habe Georg Luksch auf dieser Schnellstraße gesehen und Novaks Stimme am Telefon gehört. Jetzt wurde Billy Vega totgeprügelt, meine Krücke ist aus dem Kofferraum meines Wagens verschwunden, und weißt du was? Ich habe das flaue Gefühl, dass man sie irgendwo finden wird, und zwar von oben bis unten mit Billy Vegas Blut besudelt. Ich stecke bis zum Hals in der Scheiße, ohne Rettungsleine, ohne ein Seil, an dem ich mich hochziehen kann. Und jetzt erfahre ich, dass Novak tot sein soll. Was sagst du dazu, Sean? Was stimmt nicht an dem Bild?«
Seans Miene war ausdruckslos. »Sie können dir Billy Vega nicht anhängen. Keine Chance.«
»Klar können sie das. Falls Novak wirklich tot ist, gibt es für mich verschiedene unerfreuliche Möglichkeiten. Die appetitlichste Variante wäre dabei noch eine Hirnschädigung, die durch die Kopfverletzung verursacht und von den Ärzten vor meiner Entlassung nicht bemerkt wurde. Der schlimmste Fall? Bei mir ist komplett die Sicherung durchgebrannt, und ich verliere wirklich den Verstand. So wie Dad.«
»Sag so was nicht.« Seans Stimme war heiser. »Du darfst das noch nicht mal denken. Du bist nicht wie Dad. Kein bisschen.«
»Wer weiß! Vielleicht habe ich Billy umgebracht und erinnere mich nicht daran. Alles ist möglich.«
»Du kanntest noch nicht mal seine Adresse, Arschloch!«, brüllte Sean. »Wir haben sie dir nie gesagt! Du warst zu sehr mit der Familie deiner neuen Freundin beschäftigt!«
Connor schüttelte den Kopf. »Wenn ich Glück habe, kann ich vielleicht auf unzurechnungsfähig plädieren und eine Gummizelle beziehen anstelle von … uff !«
Sean packte ihn am Kragen, zerrte ihn vom Stuhl und knallte ihn mit aller Wucht gegen die Wand. Kevins Zeichnung eines Wasserfalls fiel herab. Das Glas im Rahmen zerbrach.
»Das wird nicht passieren«, knurrte Sean.
Connor blinzelte seinen jüngeren Bruder an – die nackte Angst, die er hinter seinem Wutausbruch spürte, riss ihn aus seiner eigenen Benommenheit. Er versuchte, die Arme um ihn zu legen. »Hey, Sean. Ganz ruhig. Es ist nicht …«
»Untersteh dich, noch mal so
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