In Den Schatten Lauert Der Tod -1-
sein.«
»Leicht für dich, so zu reden. Du hast schließlich nicht so viel durchlitten wie ich, dem Geld deines Vaters sei Dank.«
Novak stand vollkommen reglos. Georg wich erschrocken zurück, denn er ahnte, dass er zu weit gegangen war.
Außerdem irrte er sich. Novaks Vater hatte seinem Sohn gezeigt, was Bestrafung bedeutete. Diese Lektion war unauslöschlich in seinem Gehirn abgespeichert. Gleich einem lebendigen Bild in einer Kugel aus unvergänglichem Kristall. Er wischte die Erinnerung beiseite und hob seine linke Hand. »Macht das hier für dich den Anschein, als wüsste ich nichts über Bestrafung?«
Georg senkte beschämt die Augen, wie es von ihm erwartet wurde.
Eine Möwe kreischte am dunkler werdenden Himmel. Novak schaute nach oben und erfreute sich an der Freiheit der wilden Kreatur. Bald würde er wiedergeboren werden, ohne Vater, ohne Mutter. Er würde makellos sein, umgeben von Göttern und Engeln. Er würde endlich frei sein und nie mehr zurückblicken.
Abrupt riss er sich selbst zurück in die Gegenwart. »Empfinde Dank, dass du zu meinem Instrument auserkoren wurdest, um diese Opfer darzubringen, Georg. Meine Götter sind nichts für Angsthasen oder Schwächlinge.«
Georg zögerte. »Ich bin nicht schwach«, meinte er beleidigt.
»Nein, das bist du nicht.« Novak tätschelte ihm die Schulter. Der jüngere Mann zuckte unter der Berührung zusammen. »Du kennst meine speziellen Neigungen, so wie ich deine kenne. Wenn es nach mir ginge, würde ich ihnen mit den Zähnen die Kehlen zerfetzen und ihr Blut trinken. Aber ich darf diese neue Identität nicht aufs Spiel setzen, bevor ich sie perfektioniert habe. Du weißt genau, was es mich kosten würde, beiseitezutreten und dich Spaß haben zu lassen … während ich zusehe.«
Georg nickte widerwillig.
»Ich habe dich ausgewählt, um sie für mich in Stücke zu reißen, Georg«, fuhr er mit sanfter Stimme fort. »Und trotzdem gelingt es dir nicht, dich zu gedulden. Nein, du jammerst. Du beschwerst dich.«
Georg verengte die Augen zu Schlitzen. »Hast du etwa vor, das Ganze aufzugeben?«
»Was aufgeben? Das Blut Unschuldiger zu trinken?« Grinsend prostete Novak ihm mit dem Schädelbecher zu. »Du kennst mich zu gut, um eine derart törichte Frage zu stellen.«
Purpurrote Streifen traten auf Georgs Wangen, gleich darauf wich die Röte gespenstischer Blässe. »Ich werde dir helfen«, versicherte er.
»Das weiß ich, mein Freund. Und du wirst für deine Loyalität belohnt werden. Du musst einfach Geduld haben und mir vertrauen.«
Die Verandatür ging auf, und Tamara und Nigel traten nach draußen. Nigel wirkte angespannt, aber das war typisch für ihn.
Tamara, umwerfend in ihrem kurzen eisgrünen Kleid, lächelte. Sie hatte die Farbe ihres kastanienbraunen Haars zu Rot und ihrer goldbraunen Augen zu Grün verändert, seit er sie mit dem Auftrag losgeschickt hatte, den Haushalt von Victor Lazar, seinem alten Freund und Gegner, auszuspionieren. Er wurde den Verdacht nicht los, dass sie ihrer Pflicht mit einem leichten Übereifer nachgekommen war. Womöglich tat er ihr aber auch unrecht.
Jedenfalls stand ihr Rot gut, und nach sechs Monaten erzwungener Enthaltsamkeit gefiel es selbst ihm. Sie war unglaublich schön. Mit weniger würde er sich im Bett auch nicht zufriedengeben. Und ihre Fähigkeit, in Computerdatenbanken einzudringen und die Realität zu manipulieren, um seinen kapriziösen Wünschen zu entsprechen, war wie pure Magie. Sie war unwahrscheinlich begabt.
Nigel räusperte sich. »Der Kurierdienst hat gerade die Blutproben aus der Schweiz geliefert«, verkündete er.
Novak nickte zufrieden. Seine Pläne schritten mit sorgfältig geplanter Leichtigkeit voran. »Ausgezeichnet. Du weißt, was zu tun ist. Kümmere dich darum.«
»Der Austausch ist arrangiert«, fuhr Nigel fort. »Ich habe in dem DNA-Labor einen Techniker namens Chuck Whitehead aufgetan, der sich perfekt für unsere Zwecke eignet. Ich werde dafür sorgen, dass er den Austausch am späten Sonntagabend vornimmt. Meiner statistischen Analyse nach ist das der Zeitpunkt, zu dem in dem Labor am wenigsten Betrieb herrscht. Ich werde ihn anschließend selbst beseitigen.«
»Auch ich habe gute Nachrichten«, meldete sich Tamara zu Wort. »Wir brauchen keinen Köder für unsere Falle. Der Transponder an McClouds Wagen zeigt, dass er heute Nachmittag fünfunddreißig Minuten lang vor Erin Riggs’ Apartment parkte. Anschließend folgte er ihr zum Haus ihrer Mutter.«
Novaks
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