In Den Schatten Lauert Der Tod -1-
komme. Abgesehen davon ist sie mit diesem stinkreichen Kunstfanatiker beschäftigt, der sie mit Juwelen behängen und nach Paris entführen will.«
Sean klappte vor Bestürzung der Kiefer auf. »Was? Und du hast sie einfach gehen lassen? Wo hast du denn deinen Verstand gelassen, Con? In einer Kiste unter deinem Bett?«
»Sie hat mir verboten, sie zu begleiten«, fuhr Connor ihn an. »Krieg es endlich in deinen Dickschädel! Sie will mich nicht bei sich haben, und ich kann ihr nicht einfach nachspionieren. Es verstößt gegen das Gesetz. Man nennt das Stalking. Geisteskranke Männer stellen Frauen nach. Ich gebe mir zur Zeit große Mühe, mich nicht geisteskrank zu verhalten. Kannst du mir folgen?«
Seans Miene war gequält. »Ja, aber zuzulassen, dass sie sich mit einem Kerl trifft, der mit einem Flugticket nach Paris winkt? Scheiße, Con! Das verlangt nach extremen Maßnahmen.«
»Bring mich nicht auf dumme Ideen«, knurrte er. »Ich hab schon die ganze Nacht darüber nachgegrübelt. Zumindest ist sie nicht allein, was auch immer das bringt, denn wahrscheinlich würde Tonia diesen Mueller eher noch anfeuern. Verdammt, ich traue ihr zu, dass sie einen flotten Dreier vorschlägt!«
»Sprichst du von Tonia Vasquez? Erins draller Krankenschwesterfreundin?«
Connor starrte ihn verblüfft an. »Woher weißt du von Tonia, der drallen Krankenschwester? Ich hab dir nie von ihr erzählt.«
»Ich hab sie heute Morgen getroffen, als ich Miles bei Cindy abgesetzt habe. Sie hat sich mit Erins Mutter unterhalten. Hübsche Titten. Weißt du, ich hab sie wiedererkannt.«
»Von wo?«
»Aus der Klinik.« Sean warf ihm einen schiefen Blick zu, so als wäre das doch offensichtlich. »Sie war dort Krankenschwester, während du im Koma lagst. Du weißt, dass ich niemals ein Gesicht vergesse oder einen Busen.«
»Aus der Klinik? Tonia hat in der Klinik gearbeitet?« Das Netz in Connors Kopf breitete sich aus, um wild durcheinandertreibende Gedanken einzufangen. Es filterte und sichtete sie auf der Suche nach einem erkennbaren Muster.
Seans Augen wurden schmal, als er den Gesichtsausdruck seines Bruders bemerkte. »Halt! Was ist los? Was hat dieser Blick zu bedeuten, Con?«
»Erin hat sie vor circa einem Jahr kennengelernt«, erklärte Connor langsam. »Was für ein Zufall, hm?«
»Äh … jetzt wart mal eine Sekunde. Geht es immer noch um Novak? Hast du nicht gesagt, dass Luksch in Europa ist und Novak gestern in die Luft gesprengt wurde? Ich dachte, das Thema wäre erledigt, oder?«
»Mach dich nicht über mich lustig, Sean!«
»Das tu ich nicht!«, protestierte er. »Hilf mir einfach auf die Sprünge! Ich muss wissen, wo wir stehen, bevor ich entscheiden kann, was zu tun ist.«
»Das ist mir klar!«, explodierte Connor. »Das war von Anfang an mein Problem! Ich weiß nicht, wo wir stehen! Ich weiß inzwischen nicht mehr, was real ist und was nicht! Ich kann meinen Augen, meinen Ohren, meinen Instinkten nicht mehr trauen!«
»Okay. Ich hatte meinen Wutanfall, jetzt darfst du deinen haben«, meinte Sean beschwichtigend. »Ich werde mit Davy und Seth reden. Gedulde dich so lange. Versuche, nicht nachzudenken. Du baust jedes Mal Mist, wenn du zu viel nachdenkst. Solltest du irgendwelche Erscheinungen aus dem Reich der Toten sehen, ruf mich an. Und handele dir keinen Ärger ein.«
Connor versuchte zu lachen. »Das ist mein Spruch. Für dich.«
Sean stieg in seinen Jeep und kurbelte das Fenster runter. »Stimmt. Es ist komisch, ihn zur Abwechslung mal zu dir zu sagen. Bis später, Bruder.«
Er beobachtete, wie der Jeep die bucklige Zufahrt hinunterholperte. Die Information, die Sean so beiläufig hatte fallen lassen, echote durch seinen Kopf.
Ein seltsamer Zufall, dass ausgerechnet eine Krankenschwester aus der Klinik, in der er im Koma gelegen hatte, Erins Busenfreundin geworden war. Aber er konnte keine logische Verbindung herstellen. Kaum jemand hatte vor einem Jahr wissen können, wie sehr er sich für Erin Riggs interessierte. Ihre Mutter hatte es geahnt, genau wie seine Brüder. Aber niemand sonst.
Seine Haut kribbelte. Er spürte, wie es passierte. Wie eine innere Autorität, gegen die er nicht ankam, ihm den Marschbefehl erteilte. Er würde in die Klinik fahren und mehr über diese Tonia in Erfahrung bringen. Jetzt.
Er war mit jeder Faser seines Seins der Sohn des verrückten Eamon. Falls das bedeutete, dass er selbst auch wahnsinnig war, dann sollte es eben so sein. Es würde ihn jedenfalls noch wahnsinniger
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