In Den Schatten Lauert Der Tod -1-
die Brust und schlang die Arme darum. Falls das das Motiv war, hatte es funktioniert. Nur ein Traum, betete sie sich wieder vor. Nur ein Traum.
Sie sah auf die Uhr. Sieben Uhr morgens. Zeit, Tee zu kochen und ihre Nerven mit einer konstruktiven Beschäftigung zu beruhigen, nur dass es dummerweise nichts mehr zu tun gab. Das Apartment war bereits peinlich sauber. Alles, was alphabetisch geordnet werden konnte, war es längst. Jede Oberfläche, die geschrubbt werden konnte, blitzte. Das Packen war erledigt, ihre Reisekleidung lag bis hin zur letzten Haarklammer bereit. Wenn das so weiterging, würde sie am Ende noch die Rückstände auf der Computertastatur mit Wattestäbchen und Alkohol entfernen. Ablenkungsmechanismen, die Amok liefen.
Die Gegensprechanlage summte. Im ersten Moment glaubte Erin, dass es Connor wäre, und durchquerte wie elektrisiert das Zimmer. »Hallo, wer ist da?«
»Ich bin’s, Dummerchen, Tonia. Sag nicht, dass Mr Perfect noch im Bett liegt.«
»Oh, hallo, Tonia. Der Aufzug ist immer noch außer Betrieb. Du musst die Treppe nehmen.«
Erin schlüpfte in eine Jogginghose, während sie auf Tonias Klopfen wartete. Sie öffnete die Tür und umarmte ihre Freundin voll Dankbarkeit. »Es ist wirklich lieb von dir, dass du mir hilfst. Ich hasse es, wenn ich Edna in einer Tierpension lassen muss.«
Tonia warf ihre schwarzen Locken nach hinten. »Kein Problem. Tut mir leid, dass ich dich so früh überfallen muss. Soll ich Edna mit zu mir nehmen, oder willst du mir deinen Schlüssel geben?«
»Was dir lieber ist. Sobald ich zurück bin, führe ich dich zum Essen aus.«
»Hör schon auf.« Tonia verdrehte ihre fachmännisch geschminkten Augen. »Dann nehme ich Edna mit zu mir nach Hause. Sie kann ein paar der Nachbarskatzen rumscheuchen. Sie ist so ein kämpferisches Luder, dass sie in dieser winzigen Wohnung sicher fast durchdreht.«
Erin war sich nur zu bewusst, wie sehr ihre wählerische Edna es verabscheute, in einer Einzimmerwohnung eingesperrt zu sein. Aber das Leben war nun mal kein Zuckerschlecken.
»Ich bin sicher, dass es eine willkommene Abwechslung für sie sein wird«, erwiderte Erin knapp.
Tonia hielt eine Starbucks-Tüte hoch. »Ich hab uns ein paar klebrige Rosinenbrötchen und zwei doppelte Latte besorgt. Du brauchst eine anständige Dosis Koffein.«
Erin machte sich über eins der süßen Gebäckstücke her, während Tonia ihren Koffer inspizierte. »Du kannst dich unmöglich in Klamotten wie diesen mit einem alleinstehenden Multimillionär treffen«, protestierte sie. »Du hast nicht ein einziges Teil eingepackt, das deinen Busen zur Geltung bringt, dabei hast du einen tollen Busen, chica ! Was soll ich nur mit dir machen?«
Erin zuckte die Achseln. »Ich will professionell aussehen, nicht sexy.«
»Das eine muss das andere nicht ausschließen.« Tonia drohte ihr spaßhaft mit dem Finger. »Wenn du zurück bist, werden wir einkaufen gehen, dann zeige ich dir höchstpersönlich, wie man beides unter einen Hut bringt.«
»Ich bin völlig pleite«, bekannte Erin. »Keine Einkaufstouren, solange ich nicht reich und berühmt bin.«
Tonia zog die Nase kraus. »Das ist es, was ich an dir liebe, Erin. Du bist so wunderbar naiv. Lass mich dir einen Plan vorschlagen: Stufe eins – du leihst dir von mir etwas zum Anziehen, um diesen alles entscheidenden guten ersten Eindruck zu machen. Stufe zwei – knüpfe eine leidenschaftlich innige Beziehung zu dem Multimillionär. Und dann, dann werden wir einkaufen gehen.«
»Ach, hör auf. Es geht um einen Job. Abgesehen davon …« Ihre Stimme verklang, und sie errötete.
Tonia blinzelte verwirrt. »Jetzt sag bloß nicht, dass du diese Gelegenheit in den Wind schießt, weil du noch immer an dem Kerl hängst, der dein Leben ruiniert hat?«
»Mein Leben ist nicht ruiniert, nur zu deiner Information«, gab Erin zurück. »Übrigens hat Connor mich gestern besucht.«
»Was, hier?« Tonia klappte der Mund auf. »In deinem Apartment? Was hat er gemacht? Hat er dich angegrapscht? Ich erwürge ihn, falls er dich angegrapscht hat.«
»Nein! Das hat er nicht! Er kam, um mir zu sagen, dass Novak und Georg Luksch aus dem Gefängnis ausgebrochen sind. Er ist um meine Sicherheit besorgt. Er wollte mich davon überzeugen, diese Reise sausen zu lassen.« Die innige Umarmung erwähnte sie nicht, schließlich war sie rein platonisch gewesen. Zumindest für ihn, wenn auch nicht für sie. »Tatsächlich fand ich es ziemlich süß von ihm«, setzte sie
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