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In den Spiegeln (Teil 1, 2 & 3) - Die dunkle Stadt (German Edition)

In den Spiegeln (Teil 1, 2 & 3) - Die dunkle Stadt (German Edition)

Titel: In den Spiegeln (Teil 1, 2 & 3) - Die dunkle Stadt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ales Pickar
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einen Heiligen Krieg gewinnt, beginnen wir in unserem Geist diese Schlachthöfe der Gottesliebe möglich zu machen. Wenn wir wollen, dass Gott unsere Streitigkeiten reguliert, verdienen wir es nicht zu leben, zu existieren. Dann sollten wir ausgelöscht werden. Alle. Sofort. Ohne Ausnahme.
    Paul Lichtmann ließ mich seine Einstellung gegenüber der Theodizee oft genug spüren. Mit kernigen Redewendungen wie „Gott ist kein Kumpel, denn Kumpels sind real“ versuchte er mir lange genug das personifizierte Schöpferbild auszutreiben.
    „Das Gute und das Böse sind immer nur Worte der Empfindung und der Reaktion“, predigte er. „Wir können sie nicht abgrenzen und nicht genau definieren. Also sollten wir sie ganz sicher nicht Gott aufdrängen. Er hat sie auch nicht uns aufgedrängt. Er ist zuständig für den Akt der Schöpfung, nicht für das, was wir oder was die Engel und die Dämonen daraus machen. Er ist auch nicht dafür zuständig, sich zwischen uns und die Natur zu stellen, damit uns nicht zufällig bei irgendwas ein Fingernagel abbricht.“
    Es ist nicht so schwierig, ihm darin recht zu geben. Es ist aber schwierig, diese Einstellung bis in die letzte Instanz zu verinnerlichen. Die Sentimentalität abzustreifen, um der Wahrheit ins Auge zu sehen. Um zu erkennen, dass alles nur ein System aus Mustern und dynamischer Interaktion ist und wir uns lediglich den Luxus leisten, durch die Welt zu gehen und zu behaupten der Kadaver eines faulenden Hundes sei hässlich, während eine Orchidee schön ist.
    Ja, es ist schlimm, wenn unschuldige Menschen ums Leben kommen. Doch es ist nur deshalb schlimm, weil es in einer Welt vorkommt, in der die Unversehrtheit als ein Ideal stilisiert wurde. In einer Welt, in der die Idee von Gut und Böse etabliert wurde. Von Menschen. Mit Gott hat das nichts zu tun. Außer dass unsere Sentimentalität gegenüber dem Guten genauso ein Teil des Ganzen ist, wie die Kaltblütigkeit des Bösen es ist.
    Gott ist das System, die Gesamtheit, das Alles und das Nichts. Er hat keine Lust Serienmörder zu bestrafen und er hat keine Lust vermeintliche Heilige zu belohnen. Denn er besitzt „Lust“ genauso wenig, wie er einen Werkzeugkasten besitzt, mit dem er mein Fahrrad reparieren kann.
    Und darin liegt die religiöse Ironie des Menschen. Er kämpft ganze Kriege, um „seinen“ Gott auf den höchsten aller Throne zu setzen, über allen Dinge und allen Belangen erhaben. Doch während er das tut, erniedrigt er Gott durch seine menschliche Kleinkariertheit, Sentimentalität und seinen kollektiven Egoismus. Er schiebt ihm Verantwortung zu und projiziert auf ihn alles nur Erdenkliche, das er in seiner Kindheit vermisst haben mag oder im Gegenteil zu sehr erfuhr.
    So oder so - der Mensch versagt vor Gott, denn er möchte Gott ständig in die Schöpfung hineinzerren, ihn zu einer aktiven Teilnahme an dem bereits Geschaffenen zu zwingen.
    Doch das wird niemals gelingen.
    Dieser Veranstalter kommt nie auf die eigenen Partys.
    Der nächste Schritt ist naheliegend. Wer erkennt, dass es keine Brücken zwischen ihm und Gott gibt, außer jene, die er sich selbst herbeiwünscht und die stets nur dann unter ihm zusammenbrechen, wenn er sie betritt, der erkennt, dass es unwichtig ist, über Gott nachzudenken. Etwas das so perfekt isoliert ist von jeglicher Interaktion mit dem Menschen, steht jenseits der Frage von Existenz und Nichtexistenz. Lichtmann umschrieb das einmal äußerst prägnant: »Er ist da, wenn du an ihn glaubst. Und er ist nicht da, wenn du nicht an ihn glaubst. Aber zu glauben ist nur ein Wort und keine Wirklichkeit. Also trinke doch lieber einen Tee und lese ein gutes Buch.«

Ein Märchen für wahre Ketzer
    Der nachfolgende Text war nicht zur Veröffentlichung geplant, sondern diente lediglich als eine »mythologische« Blaupause für die Spiegelwelten.

    Hören Sie zu...
    Es war einmal eine Schöpfung und die entstand. Warum kann ich nicht sagen. Ich war nicht dabei und die, die mich darüber belehren wollen, auch nicht. Doch ich weiß, dass sich der Schöpfer nach dem Einschalten der Scheinwerfer von der Bühne zurückzog. Wie ein Regisseur, der das begonnene Stück aus der Ferne betrachtet.
    Und in dieser Welt entstanden Menschen, pathetisch so wie ich und wissbegierig, so wie Sie.
    Ich nehme nicht an, dass der Regisseur dieser Schöpfung Leidenschaft kennt, doch wenn er sie kennen würde, es wäre sicher eine Leidenschaft für die Vielfalt aller Dinge. Und damit diese Vielfalt stets

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