In den Spiegeln (Teil 1, 2 & 3) - Die dunkle Stadt (German Edition)
mich aus dem Weg räumen.
DrR: Aber Jan-Marek, wenn das wahr wäre, weshalb würden wir zusammen so viele Sitzungen machen?
(Schweigen)
JMK (mit leiser Stimme) : Weil Sie nicht daran glauben, dass ich krank bin. Hier geht es in Wirklichkeit um Informationen. Sie wollen wissen, was ich weiß.
2.09 Ménage à trois
Ich öffne die Tür und starre in Roberts Augen.
»Was willst du hier?« raune ich ihm zu. Es klingt vermutlich unfreundlicher, als es beabsichtigt ist, doch ich muss gegen eine Menge Techno und Trance ankämpfen.
Er schweigt, schluckt schwer und über seiner Stirn rinnt ein großer Schweißtropfen, als sei er die Treppen zu meiner Wohnung hochgerannt.
Plötzlich taucht ein Arm auf und stößt ihn grob beiseite. Eine Gestalt tritt in die Tür und zielt schweigend mit einer Pistole in mein Gesicht.
»Ist er das?« fragt eine raue Stimme, deren Besitzer ich nicht sehen kann.
Robert zittert am ganzen Körper, doch ein Teil dieses Schüttelns lässt sich als ein Nicken deuten.
Ein zweiter Mann mit einer Pistole taucht aus dem Schatten auf und hält das kalte Eisen in Roberts Nacken. Sie tragen Millimeterhaarschnitte und schwarze Rollkragenpullover unter modischen Lederjacke. Ihre Gesichter sind eckig und erinnern mich irgendwie an Steinbrüche.
Nun kommt der Mann, der die Frage stellte, zum Vorschein, drängt sich langsam an seinen beiden Leibwächtern vorbei und bleibt dicht vor mir stehen.
Sein Schädel ist kahl und auf seiner Nase sitzt eine drahtige Nickelbrille.
»Wieder einer«, konstatiert er mit einer krächzenden Stimme. »Es ist eine Plage.«
Sanft und doch bestimmt drückt er mich rückwärts in die Wohnung. Hinter mir donnert noch immer Technomusik, während Evelyn ahnungslos im Wohnzimmer tanzt.
Genau dorthin begibt sich die ganze Prozession. Evelyn erstarrt in ihrer Bewegung. Ihre Beine und Arme verfolgen noch einen winzigen Augenblick die angestrebten Bahnen, dann steht sie vollständig still.
»Was soll das hier...?« braust sie auf, während ihr Gesicht kreideweiß wird.
»Ich habe keine Ahnung«, erwidere ich erstickt, während ich mir nicht sicher bin, in wieweit das stimmt.
Die drei Gangster schubsen uns abwechseln durch den Raum, bis wir alle drei in einer Ecke stehen. Einer macht sich eine Weile an der Stereoanlage zu schaffen, bis er schließlich die Pause-Taste findet.
»Mein Name ist Stahl. Oberst Erich Stahl. Das hier sind Sergej und Juri. Aber Namen spielen hier keine Rolle. Der einzige, der hier eine Rolle spielt...« Er blickt plötzlich zu mir und deutet mit seinem knöchrigen Finger auf mich. »...bist du, mein Junge.«
Er zieht schweigend eine kleine Schatulle aus seiner Westentasche. Es ist ein Brillenetui.
Langsam nimmt er seine Gandhi-Brille ab und reicht sie an Juri weiter, ohne ihn dabei anzusehen,
Dann öffnet er das Etui. Die Sonnenbrille darin sieht äußerst seltsam aus. Der Rahmen ist aus Metall und einige dünne Drähte laufen entlang der Innenseite des Bügels.
Oberst Stahl drückt einen Schalter auf der Innenseite. Die Brille gibt ein Geräusch von sich, das mich an einen Fotoblitz erinnert, der sich auflädt.
Dann setzt er die Augengläser auf. Er beginnt mich zu mustern. Sein blasser Mund ist dabei halb offen und seine Körperhaltung verrät Konzentration. Mit seiner Hand dreht er langsam an einem winzigen Rädchen an der Seite des linken Brillenbügels, während er mich durchdringend anstarrt. Er tritt näher, wandert mit seinem Gesicht entlang meines Arms, meines Gesichts, er öffnet mein Hemd, betastet meine Brust, während seine Schlägertypen wie Statuen stehen und mit ihren Schusswaffen auf Evelyn und Robert zielen.
»Kein Rot und kein Blau«, sagt Oberst Stahl, ohne von meinem Hals und Kopf aufzublicken. Etwas in seiner Stimme klingt erleichtert.
Schließlich richtet er sich auf und tritt wieder einen Schritt zurück. Er nimmt die rätselhafte Sonnenbrille ab und packt sie vorsichtig wieder in das Etui.
»Sanftes, beinahe unsichtbares Grün«, erklärt er, während er seine eigene Brille wieder aus Juris Hand nimmt und sie aufsetzt. »Definitiv Thanatol-Rezeptoren. Aber...«
Er runzelt seine Stirn und verzieht seinen Mundwinkel zu einem ungeübten Lächeln.
»...er weiß es nicht.«
Plötzlich klingelt es wieder an der Tür.
Ein seltsames Gefühl durchströmt mich. Es ist beinahe etwas wie Hoffnung. Wer immer es ist, vielleicht ist es eine Chance hier heil rauszukommen.
»Du erwartest jemanden, Junge?« fragt mich Oberst
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