In den Spiegeln - Teil 2 - Evelyn
Laura, entgegnet Tina und verstärkt den Druck auf Dinos Hals.
Ein kleiner Bluttropfen rinnt entlang seiner Schlagader. »Bleib nur stehen, wo du bist! Oder dein Sidekick wird für seinen Kopf eine Nähmaschine brauchen.«
»Und welches der unausrottbaren Biester bist du, Schätzchen?« wendet sich die Katze wieder an Evelyn. Sie ist mindestens einen Kopf größer. »Muss ich dich kennen?«
Evelyns Augen sind zusammengekniffen. Wie eine Schlange gleitet sie über die Rückenlehne des Sofas und steht plötzlich auf den Beinen.
»Komm her und küss mich, dann findest du es raus«, erwidert sie mit rauher .
Ihr Blick erinnert mich plötzlich an Cynthia Rothrock.
Laura bricht in Gelächter aus.
»Talitha! Ich bedauere bis heute, dass ich letzten Herbst nicht in München war. Ich hätte alles dafür gegeben, um zu sehen, wie ein OKO-Söldner all diese feinen Worte in deine Haut ritzt.«
Willkommen in meiner Welt. Wieder einmal stehe ich dümmlich daneben, ohne die geringste Ahnung, was eigentlich abläuft.
»Erkläre mir: was soll dieser neue Körper?« Laura deutet spöttisch auf Evelyn. »Das ist doch noch ein halber Teenager...«
»Den du offensichtlich auf dem Gewissen hast«, erwiderte Talitha. »Du hattest kaum vor, heute Gefangene zu machen...«
Laura schnaubt abfällig. »Sag das diesem Kerl hier, dessen Freundin ihr mit eurem Hokus Pokus gerade umgelegt habt.« Sie zeigt auf mich und grinst plötzlich schelmisch, als hätte sie etwas verstanden, das ihr zuvor entgangen war. »Du bist gerade erst gesprungen. Kein Thanatol im Blut. Hundertprozentig sterblich. Für mindestens eine Stunde. Und das alles nur für mich? Es ist mein absoluter Glückstag. Ich glaube, ich werde deinen jetzigen Schädel als Andenken behalten und es mir ab und zu damit selbst besorgen.«
»Ich bitte höflich um Vergebung, meine Damen«, äußert sich Oberst Stahl und trat an Laura heran. »Doch könntet ihr alle mal das Maul halten, damit wir diesen Verhau aufklären können?«
»Was für ein Verhau, Oberst?« wundert sich Laura und grinst ihn spöttisch an.
Stahl nimmt seine Brille ab und putzt sie mit einem Taschentuch. »Sie sind dabei, sich mächtigen Ärger einzuhandeln, Fräulein Cortez.«
»Ich kann mich nicht erinnern, die Oberhand verloren zu haben.«
Stahl setzt seine Brille wieder auf und tritt in die Mitte unserer kleinen Bühne. Er sieht sich um und hebt die Augenbrauen.
»Sergej! Juri!«
Seine Gangster positionieren sich um. Sie zielen nicht mehr auf Talitha aka Evelyn und Patrice aka Tina, sondern auf Laura und Franky.
»Für mich sah das höchstens wie ein Patt aus, finden Sie nicht?« erklärt der seltsame Oberst.
»Was wollen Sie, Stahl?!« Lauras Stimme klingt gereizt.
»Das Paket abholen, Fräulein Cortez. Den Rest eliminieren. Wie gewohnt. Sie können froh sein, davon ausgenommen zu sein.«
»Vergessen Sie es! Das Paket gehört mir. Woher wissen Sie überhaupt, dass er hier ist? Haben Sie bei uns in München rumgeschnüffelt?«
Oberst Stahl lacht auf.
»In Ihrem erbärmlichen Hauptquartier? Nein, das Paket hat uns selbst hierher geführt. Denn er hat gestern in einem dieser Computercafés mit einigen unbequemen Wortkombinationen herumhantiert. Sie wissen ja, wo immer jemand im Internet Worte wie ›Lichtmann‹, ›Oktagon‹ und ›Tod‹ eingibt, sind wir sofort auf dem Plan. Der Rest war einfach. Nun haben wir wieder ein stattliches Exemplar im Netz.«
»Verschonen Sie mich mit diesem ganzen Holophrenie-Blödsinn, entgegnet Laura verstimmt. »Ich bin etwas zu lange beim Kerygma, um auf Ihre PR-Gags hereinzufallen.«
»Der junge Mann ist krank«, erläutert Stahl und deutet auf mich. »Darum wollen wir ihn aus dem Verkehr ziehen und mitnehmen. Und gebührend untersuchen. Das versteht sich von selbst...«
»Ich kann das nicht zulassen...«, erwidert Laura. Ihr anfänglicher Sarkasmus ist inzwischen vollständig von ihr gewichen und das Gesicht zu einer kalten Maske erstarrt.
»Wie bitte?« Stahl hob eine Augenbraue.
»Meine Direktive lautet gänzlich anders.«
»Welche Priorität kann das schon haben?« ruft Oberst Stahl verärgert. »Soviel ich weiß, hat dieses Individuum lediglich etwas zu viel von eurer unterirdischen Anlage gesehen. Ansonsten ist er wertlos. Ich versichere Ihnen, dass er davon niemandem erzählen wird...«
»Ich wüsste nicht, seit wann ich dem Oktagon Rechenschaft schuldig bin, Stahl. Außerdem waren wir schon vor Tagen an ihm dran. Sie kommen zu spät...«
»Seien
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