In den Spiegeln - Teil 3 - Aion
Metaphysisch. Emotional. Zusammengesetzt aus Erinnerungen, die wie ein Echo verblassten und doch mit jeder neuen Ankunft wieder erstarkten.
Das Diesseits: die Welt der Körper — raumzeitlich und physikalisch. Die wahre Arena, in der alle Schlachten geschlagen werden. Von der Entstehung bin zum finalen Augenblick.
In der Mitte dieser drei Zonen strahlte weiterhin der helle Punkt seine Energie auf die drei Realitäten, die sich immer mehr ineinander falteten.
Es war ein punktierter Initialfunke für alle Dinge, die in den drei Zonen stattfanden. Es war der metaphysische Nukleus, die Gottmaschine.
Ich schrie auf, als würde die verratene Sentimentalität von Milliarden von Menschen in mir aufbrechen. Als wäre ich an ein Kreuz genagelt und würde erkennen, dass die Tränen vergeblich sind.
Dann begann sich das gesamte Muster, dieses dreifaltige Mandala, zu verändern. Ich begriff, dass lediglich das gesamte Wirklichkeitsgebilde begonnen hatte zu kippen, mit der unteren Region — dem Diesseits — zu mir, während die anderen beiden Regionen — die Geistwelt und die Seelenwelt — langsam nach hinten fielen. Das gigantische Abbild wurde dadurch schmal wie die Kante einer Münze. Ich verstand die Übung sofort. Der so entstandene Streifen zeigte die perfekte Überlagerung, die perfekte Gleichzeitigkeit aller drei Welten, durchdrungen von vier Bausteinen des Seins: Intuition, Gefühl, Gedanklichkeit und Wahrnehmung — alle katalysiert durch das komplexeste Objekt im Universum: das Gehirn. Das war die Welt, wie wir sie alle sahen. Eine unendliche Vielfalt an Interferenzen der geistigen, seelischen und körperlichen Existenz.
Ich starrte auf das Schöpfungsbild, das gigantische Diagramm des wahren Universums, das mein Blickfeld ausfüllte und mich unentwegt in dessen Mitte zog. Der Realitätsstreifen wurde größer und breiter. Ich begann Konturen und Formen zu erkennen. Vertraute Muster. Zahlen und Symbole. Gestalten und Gesten.
Und ich wusste, dass Michael nicht zu wenig versprach. Ich wusste.
Ich wusste: es war einmal eine Schöpfung und die entstand. Warum kann ich nicht sagen. Ich war nicht dabei und die, die mich darüber belehren wollen, auch nicht. Doch ich weiß, dass sich der Schöpfer nach dem Einschalten der Scheinwerfer von der Bühne zurückzog. Wie ein Regisseur, der das begonnene Stück aus der Ferne betrachtet.
Die Theodizee war einfach nur Unsinn.
»Phantastisch«, flüsterten meine Gedanken, während ich all diese wundersamen Dinge sah.
In der einen Welt formte sich der Geist und strukturierte sich zu Geistern — mit dem Potential unendlicher Abstraktion und Komplexität. Das zeitlose Gefühl für Raum. Ein Anteil am Wissen der Welt, doch von einem Augenblick auf den anderen auslöschbar. Des Schöpfers durchsetzungsstärkstes und zugleich zerbrechlichstes Werk.
In der anderen Welt formten sich die Seelen — befähigt nur zu einer Sache: der Wahrnehmung und dem stetigen Driften zwischen der eigenen Heimat und dem Diesseits. Kosmische Mantarochen ohne Geist, doch dafür aufgeladen mit der Energie des menschlichen Gefühls.
In der dritten Welt entstand das Universum, so wie wir es sehen und kennen. Die Raumzeit. Die Naturgesetze. Der Weltraum.
Und in dieser Welt entstanden Menschen, die das Bindeglied zwischen diesen drei Welten darstellten. Doch auch andere Wesen. Ich sah Lichtstreifen, die über den Umweg des Jenseits ganze Sternensysteme überbrückten und wusste plötzlich, dass es niemals interstellare Raumfahrt in der Form geben wird, wie das 20. Jahrhundert es sich oft erträumt hatte.
Ich nehme nicht an, dass der Regisseur dieser Schöpfung Leidenschaft kennt, doch wenn er sie kennen würde, es wäre sicher eine Leidenschaft für die Vielfalt aller Dinge. Und damit diese Vielfalt stets gewahrt bleibt, begann sein Theaterstück mit dem Auftritt zweier Kräfte, die den Antrieb dieser Welt darstellen und die einfachste Morphologie des Geistes aufzeigen. Und mit diesen beiden entgegensetzten Kräften entwickelt diese Welt sich bis heute fort.
Die eine Kraft beruhigt die Dinge, und die andere versetzt sie in Bewegung. Die eine Kraft einigt, und die andere spaltet. Die eine gewöhnt und die andere verändert. Die eine bedeutet Ordnung, die andere das Chaos.
Beide sind unvereinbar und doch kann die eine ohne die andere niemals existieren. Jede dieser beiden Kräfte hat Tausende Namen, und doch ist es stets mehr ein Gefühl, wenn es darauf ankommt, sie zu beschreiben.
Und deshalb
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