In den Städten, in den Tempeln
eine Berührung an seinen Lenden verspürte. Die Mamma hatte sich vorgebeugt und strich mit den Fingerkuppen über das unter dem transparenten Bereich der Robe deutlich sichtbare Glied. Der aufflammende Zorn Clays erstickte jede sexuelle Erregung.
Die Mamma richtete sich wieder auf und sagte skeptisch: »Nun, ich bin nicht sicher, ob Sie mit diesem Em eine Entscheidung getroffen haben, die Sie später nicht vielleicht bereuen werden. Er reagiert überhaupt nicht.«
»Oh, er ist konditioniert.« Marita Ribeau trat nun ebenfalls an ihn heran. »Konzentrieren Sie sich«, zischte sie Clay kaum hörbar zu, dann griff sie ihm zwischen die Beine.
»Ah, ja, ich sehe«, sagte die Mamma.
Clays Gesicht war eine Fratze heißer Wut, und er war dankbar für die Existenz des Schleiertuchs. Seine Augen füllten sich mit Tränen des Zorns.
»Oh«, machte die Mamma und flatterte überrascht mit ihren Rückenschwingen. »Das ist wirklich erstaunlich. Er reagiert nicht nur auf Sie, seine Reaktion ist sogar überraschend heftig. Betrachten Sie nur das Ferroplasma zu seinen Füßen. Es kräuselt sich.«
»Ha, Sie haben recht. Entschuldigen Sie uns nun bitte; wir müssen weiter.«
»Ich möchte Sie keineswegs aufhalten«, versicherte die Mamma höflich und ließ sie passieren. Als sie von der luftigen Allee abbogen und durch eine schmale Gasse schritten, in der sie die einzigen Fußgänger waren, fauchte Clay:
»Das werde ich Ihnen nie vergessen, Ribeau. Niemals! Das werden Sie noch büßen.«
»Hat es Ihnen nicht gefallen?« fragte die Sphärenschwimmerin unschuldig und kicherte leise. Clay verspürte den sehnlichen Wunsch, sich auf sie zu stürzen, aber dann dachte er an das Ferroplasma und die Pusteln, und er beherrschte sich, so schwer es ihm auch fiel.
»Ich bin in einer Tiefstadt aufgewachsen, und Gossengänger vergessen nicht, Ribeau. Wenn ich Ihnen verspreche, daß ich es Ihnen heimzahlen werde, so können Sie mir glauben.« Seine Stimme klang kalt wie Gletschereis. »Sie werden es noch bereuen.«
»Kommen Sie«, sagte Marita Ribeau ernst und steuerte mit ihm auf den Eingang eines Gebäudes zu. »Wir sind am Ziel. Diesen Treffpunkt habe ich mit Lidia VanDerholt vereinbart. Sie beschäftigt sich mit philosophisch-psychophysiomatischer Strukturanalyse. Sie wohnt und lebt in Nirwana, aber manchmal kommt sie nach MammaGrande, um sich hier ein wenig von ihren Studien zu entspannen. Mit ihrer Hilfe müßten wir Ihre Tochter finden, wenn sie sich tatsächlich in Nirwana aufhält.«
Sie betraten das Gebäude. Eine lange, hölzerne Treppe führte in die Tiefe, und von ganz unten sickerten Stimmen empor, das Lachen von Frauen, die ergebenen und monoton klingenden Antworten von Männern. Die Stufen knarrten unter ihren Schritten.
An die Treppe schloß sich ein Dampfbad an. Heiße Nebel wogten hin und her, durchsetzt mit verschiedenen Aromen, die auf Clay eher abstoßend wirkten. Nackte Frauen tanzten zu einer wilden, dann wieder betont ruhigen und dezenten Musik. Männer reichten Getränke oder trugen unter dem Beifall der Mammas Gedichte und Lieder vor. Marita Ribeau wanderte zielsicheren Schrittes durch die Schwaden, und Clay folgte, wobei er auf unangenehme Weise die Blicke der Frauen auf sich spürte, besser gesagt, auf seinen Lenden. Es war abscheulich, ekelhaft und widerwärtig; es war die Hölle selbst.
Marita Ribeau blieb schließlich vor einer Frau stehen, die gut sechzig Jahre alt sein mochte. Sie hatte ihre Haut mit Jungcreme behandelt und sich offenkundig auch schon mehreren Ganzkörperregenerationen unterzogen. Es hatte geholfen. Ihre Haut war straff und glänzte in jugendlicher Frische, wozu aber sicher auch die hohe Temperatur beitrug, die hier unten herrschte. Wenn sie Schönheit und Lieblichkeit jedoch mit einer faltenlosen Haut gleichsetzte, dann war sie einem großen Irrtum unterlegen. Sie war so fett, daß sie aussah wie ein aufgeblasener Fleischballon, und Clay fand, daß sie wie das feminine Gegenstück zu Johannitus Edmond de Herbignac wirkte. Als sie Marita Ribeau herzlich in die Arme schloß, hoffte er inständig, daß Lidia VanDerholt ihn nicht auf gleiche Weise zu begrüßen beabsichtigte. Aber sie entsprach ganz der Rolle, die sie als Frau hier in MammaGrande spielte: Sie schenkte ihm nur einen flüchtigen Blick.
Clay schwitzte.
Rund zehn Minuten dauerte es, bis alle Höflichkeitsfloskeln ausgetauscht waren, dann stellte Marita Ribeau ihren männlichen Begleiter vor und schilderte dessen
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