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In den Städten, in den Tempeln

In den Städten, in den Tempeln

Titel: In den Städten, in den Tempeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Horst & Brandhorst Pukallus
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Geistwesen und Körperlosen. So lange schon diene ich euch und eurem Schutzengel, dem Hyperprotektor der Siebenten Seligkeit. Noch immer lastet der Fluch weltlichen Schmutzes auf mir. Doch es dürstet mich nach Läuterung von allem Elend. Ich möchte eingehen in die Energetensphäre. Zeigt mir den richtigen Weg ...«
    Die Geistwesen und Körperlosen schenkten dem Flehenden offenbar keine Beachtung; kein Flammenblitz funkelte auf, und nicht ein einziges Irrlicht wehte durch den Hauptsaal des Tempels. Clay orientierte sich und entdeckte kurz darauf die Treppe, die hinabführte zu den Gewölben und Büros. Er schlich an dem Betenden vorbei, der seine verbalen Bemühungen noch verstärkte, statt die Sinnlosigkeit seines Flehens einzusehen.
    An den Wänden der Gewölbe flackerte der Schein von Fackeln. Clay sah erst jetzt, daß es keine echten Fackeln waren, sondern geschickte holografische Projektionen. Hier unten hielt sich niemand auf, und er gelangte ohne Schwierigkeiten an die mit schmiedeeisernen Holmen versehene Tür, die zum Büro des Konzilsseligen Akim Halberstadt führte. Hier hielt Clay noch einmal inne und lauschte. Nichts. Nur der jetzt einen schrillen Klang annehmende Bittgesang des Priesters. Der Comptroller warf einen kurzen Blick auf das Chronometer an seinem Handgelenk. Er mußte sich beeilen. Die Wirkung des Chemopräparats war zeitlich begrenzt, und wenn sie nachließ, hatte die Wut in ihm wieder freie Bahn, die ihn dem Ferroplasma auslieferte. Er betätigte eine Schaltung an seinem Mehrzweckgürtel, und das Schloß der schweren Tür gab ein leises ›Klick!‹ von sich.
    Vorsichtig öffnete er die Tür und schlich in das echtholzgetäfelte Büro hinein. Es war leer. Papiere lagen ungeordnet auf dem wuchtigen Schreibtisch, und die Klimaanlage erzeugte ein gleichförmiges, flüsterndes Zischen. Clay sah sich um, und der Gürteldetektor entdeckte schließlich eine weitere Tür. Er überwand die Schloßsperrschaltung mit seinem Elektronischen Schlüssel. In einen Teil der Wand kam Bewegung; völlig lautlos schob sich eine Luke auf und gab den Blick frei auf eine luxuriös eingerichtete Wohnlandschaft. Akim Halberstadt war offensichtlich kein Freund leiblicher und geistiger Askese. Clay erblickte Mentalstimulatoren, Ergmasseure, Sensizellen und andere Dinge, die dem Körper höchste Genüsse bescheren konnten. Er glitt durch den schmalen Spalt in der holzgetäfelten Wand des Büros und schloß die Luke hinter sich. Irgendwo in der Nähe erklang ein ekstatisches Stöhnen.
    Clay schlich an einigen schweren Sesseln vorbei, umrundete einen Teich mit Aromawasser, ging einer Duftwolke aus dem Weg, in deren Schwaden die Projektionen nackter Mädchen einladend und verführerisch winkten, und gelangte dann in eine Ruhebucht, die in einer vom eigentlichen Wohnbereich abzweigenden Nische untergebracht war.
    Er starrte direkt auf das entblößte, schmutziggraue Hirn Akim Halberstadts. Der Konzilsselige kehrte ihm den Rücken zu und räkelte sich in einer Bademulde, die bis zum Rand mit einer schlammartigen Masse gefüllt war. Eingetaucht in diese Substanz war ein fladenähnlicher Hybride von ekelhaftem Erscheinungsbild. Das Kunstgeschöpf war an Halberstadts Leib emporgekrochen und hatte sein artifizielles Nervensystem über hauchdünne Hohldorne mit dem des Wirtskörpers verbunden. Clay kannte diese Art von Vergnügen. Der Hybride schenkte dem Konzilsseligen einen permanenten physischen und psychischen Orgasmus. Halberstadts Leib zuckte, und ein leises Stöhnen tropfte von seinen Lippen. Diese Art der Ekstase war suchterzeugend, wie er wußte. Der Hybride schenkte absolute Freude, doch die Stoffe und Substanzen, mit denen er das Blut seines Wirts anreicherte und die für diese Ekstase verantwortlich waren, erschütterten die geistige Stabilität und beeinträchtigten den Realitätssinn.
    Clay lächelte kalt. Er verspürte keinen Haß, weder Zorn noch Wut, aber er erinnerte sich an diese Empfindungen. Er schlang den rechten Arm um den Hals des Konzilsseligen, zerrte ihn aus der Bademulde heraus und in den Wohnbereich hinein. Halberstadts Stöhnen verstummte abrupt, als sich der Hybride hastig von seinem Leib mit den Plastscheiben löste und in den Schlamm zurückkroch. Der Mann schlug die Augen auf, rang gurgelnd nach Luft und zappelte mit den Armen und Beinen. Clay ließ ihn ins Aromawasser fallen und nahm dann in einem der schweren Sessel Platz. Der Stoff des Chamäleonanzugs paßte sich der Farbe des Bezuges an.

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