Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In den Städten, in den Tempeln

In den Städten, in den Tempeln

Titel: In den Städten, in den Tempeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Horst & Brandhorst Pukallus
Vom Netzwerk:
pechige Getränk ließ sich gut trinken, doch sobald es geschluckt war, hinterließ es im Gaumen einen harzigen Nachgeschmack und ein Brennen wie von Curry. Mißtrauisch runzelte Clay die Stirn.
    Marita sah es und lächelte. »Euthy berauscht nicht«, versicherte sie. »Er belebt nur.«
    »Ich fühle mich lebendig genug.« Clay starrte in das Glas, dann wieder hinaus. Drunten erstreckte sich eine Ödnis aus Skelettboden in allen erdenklichen Braun-, Gelb- und Chamoisschattierungen. Seine Überlegungen drehten sich um die Problematik der scheinbaren Unangreifbarkeit der Energetensphäre. Aus langjähriger Erfahrung mit Steuerbetrügern und Unterschlagungen wußte er jedoch, daß jede Organisation und jedes Trickrepertoire Schwächen und Mängel hatte; sie mußten nur gefunden werden, und bisweilen entdeckte man sie erst auf verschlungenen Umwegen. Auch im Fall der Energetensphäre gab es einen Umweg. »Ich werde mich jetzt auf die Interplanetare Monetär- und Finanzstudiengemeinschaft konzentrieren, Marita«, sagte er. »Das hätte ich sofort tun sollen. Schließlich sind das die Angelegenheiten, mit denen ich mich auskenne, nicht das Brimborium, das in Sektentempeln abgezogen wird.«
    »Ihr offizieller Auftrag betrifft nur eine Inspektion der Finanzen der Energetensphäre«, wandte die Ribeau ein. Ihre linke Hand strich sinnlich um ihren Bauchnabel.
    »Gewiß, aber der Sozialkoordinator müßte mir angesichts der firmenregistermäßig ersichtlichen teilweisen Personalunion in den Leitungsgremien von Energetensphäre und IMFG eine zusätzliche Sonderbefugnis geben können.« Auf einmal war Clay wieder ganz in seinem Element. Neuer Tatendrang erfüllte ihn, erregt setzte er sich auf. Die innere Flamme seiner altbewährten Entschlossenheit begann von neuem zu lodern.
    »Ich weiß nicht, ob er dazu bereit sein wird.«
    »Manchmal kann ich mich nicht des Eindrucks erwehren, daß er gar kein Interesse daran hat, diese verbrecherischen Umtriebe zu beenden.« Clay zögerte, dann sprach er doch aus, was ihn beschäftigte. »Halten Sie es für möglich, daß er mit dem Konzil der Seligen gemeinsame Sache macht?«
    »Yama Jambavat?« Marita schüttelte nachdenklich den Kopf. »Ausgeschlossen. Er ist ein durch und durch integrer Mann. Jeder Venusier würde für ihn zu Fuß ins Freie gehen.«
    »Was?«
    »Ich meine, jeder würde sich für ihn verbürgen.«
    »Das muß nichts besagen. Nur große Schurken sind dazu fähig, hohe Ämter zu okkupieren. Glauben Sie mir, ich weiß über so etwas Bescheid.« Clay trank noch einen Schluck Euthy. Erstmals seit seinem Erwachen in der Klinik fühlte er sich wieder richtig kräftig. Das Getränk erwärmte seine Magengrube nicht, anders als er es von den Drinks auf der Erde kannte, aber es schien mit tausend quirligen Bläschen seinen ganzen Körper zu durchdringen. Er verspürte neuen, nahezu jugendlichen Schwung.
    Nichtsdestotrotz war er nun, da er gegen den Sozialkoordinator einen gewissen Verdacht gefaßt hatte, in Sorge wegen Tasche. Wohl oder übel mußte er sich darauf verlassen, daß sich Tasches Informationsschutz und Manipulationsabwehr im Notfall gegen alle Machenschaften bewährten.
    »Wenn Sie wieder auf der Erde sind, werden Sie's dann darauf anlegen, noch mehr zu erreichen und auch ein großer Schurke in einem hohen Amt zu werden?« Überm Rand ihres Glases glitzerten die Augen der Ribeau ihn spöttisch an.
    »Leider stehen meine Chancen schlecht.« Clay grinste verzerrt. »Ich kann Ihnen sagen, wie es höchstwahrscheinlich mit mir ausgehen wird. Irgendwann gerate ich bei meinen Steuerfahndungen an den Falschen, an einen ganz großen Schurken in einem ganz großen Amt. Und dann stecke ich in einem Dilemma, das mich unweigerlich eliminieren wird. Lasse ich mich bestechen, werden meine Kollegenkonkurrenten es herausfinden und mich dadurch zu Fall bringen. Bleibe ich unbestechlich, werde ich aus dem Weg geräumt.« Er machte eine vage Gebärde. »Man kann sich gegen so was schützen, gewiß, und mit ein bißchen Glück geht's lange Zeit gut. Aber die Top-Schurken, von denen ich rede, finden immer ein Mittel, mit dem sie jeden wegputzen können.« Nachdenklich wackelte er mit dem Kopf. »Ich habe solche Vorgänge schon mehrmals erlebt. Ich hatte gar nichts dagegen, denn ich bin ja jedesmal in der Hierarchie nach oben aufgerückt. Inzwischen ist mir allerdings klar, daß ich eines Tages selbst dran bin.«
    Marita starrte ihn in offenkundigem Entsetzen an. »Und trotzdem wollen Sie

Weitere Kostenlose Bücher