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In den Städten, in den Tempeln

In den Städten, in den Tempeln

Titel: In den Städten, in den Tempeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Horst & Brandhorst Pukallus
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einer Geste der Resignation die Arme aus. »Aber Marita hat natürlich recht.« Erneut schaute er sie an. »Sie ist ja auch ein Engelchen«, fügte er leicht sarkastisch hinzu.
    In der Tat schwebte dicht über ihrem Kopf ein zu einem Halo verformtes Ergfeld und verströmte auf ihre weißblond gefärbten Haare den weichen Glanz sakraler Unschuld. Entwaffnend lächelte sie. »Da du's mir lange Zeit nicht angesehen hast, habe ich dafür gesorgt, daß du es nicht mehr übersehen kannst.«
    »Ha!« Claybourne lenkte seine Überlegungen auf die Sachfragen zurück. »Marita sagt«, wandte er sich von neuem an den Sozialkoordinator, »Sie hätten meine Tasche in Verwahrung genommen. Darf ich hiermit formlos um Rückgabe ersuchen?«
    »Sie meinen Ihren schwarzen Koffer? Durchaus, Comptroller.« Jambavat ließ zwei Fingerspitzen über einen Sensor huschen. »Wirklich ein bewundernswürdiges Elektronikpaket«, ergänzte er ohne auffällige Betonung. An der Wand glitt lautlos die Tür eines geräumigen Fachs beiseite, und darin stand Tasche, umgeben vom schwachen Pulsieren eines Abschirmfeldes.
    »Oho«, machte Claybourne im Tonfall der Anerkennung. Soviel Umsicht habe ich dem alten Kauz gar nicht zugetraut, dachte er. »Wie ich sehe, haben Sie sogar darauf geachtet, Tasche vor unbefugten Zugriffen zu schützen.«
    »Ich habe diese Aufgabe sehr leicht mit der Notwendigkeit vereinbaren können, mein Computersystem gegen die unbefugten Zugriffe Ihres Koffers zu schützen, Mr. Dalmistro«, erwiderte der Sozialkoordinator. Seine Stimme klang nach nichts als Leutseligkeit. »Er hat doch tatsächlich versucht, mit seinen elektronischen Absorberkreisen meine Speicherbänke anzuzapfen. Allerdings haben meine Antidetektoren hochempfindliche Taster.«
    Clay spürte, daß er leicht errötete. »Das hat er ohne meine ausdrückliche Anweisung getan«, gab er lahm zur Antwort. »Er ... er ist nun einmal so programmiert, daß er meine umgehende Belieferung mit Daten aus allen verfügbaren Quellen anstrebt, vor allem natürlich elektronischen Speichersystemen, und daher ist es erklärlich, daß ...«
    Yama Jambavat winkte gutmütig ab. »Es versteht sich von selbst, daß Sie für die desintelligenten Manipulationen Ihres Elektronikkoffers nicht von mir zur Verantwortung gezogen werden, Comptroller«, sagte er in verbindlichem Ton. Noch einmal bewegte er seine Finger, und das Abschirmfeld erlosch.
    »Freut mich, Sie wiederzusehen, Comptroller«, sagte Tasche und kam aus dem Wandfach geschwebt.
    »Du hast mich hier in Verlegenheit gebracht«, sagte Clay streng, aber hauptsächlich Jambavat zuliebe. Selbstverständlich hatte Tasche sich wirklich nur nach ihrem Programm gerichtet.
    »Die von mir ergriffenen Maßnahmen haben sich vollauf im Rahmen meiner allgemeinen Informations- und Berichterstattungspflicht bewegt«, lautete dann auch ganz folgerichtig Tasches Entgegnung. »Gemäß Direktive Lambda Zehn-vier-Strich-sieben-eins-null-fünf ist in bezug auf diese Pflicht die Person, Personengruppe oder Körperschaft beziehungsweise Institution, die als Dateneigner, -besitzer, -inhaber oder -verwalter auftritt, insofern unerheblich, als das übergeordnete und daher höherbewertete Erfordernis einer präventiven Observation ...«
    »Schweig!« schnauzte Clay. Tasche verstummte. Zu seinen Füßen hatte das Ferroplasma sich ein wenig zu riffeln angefangen und Clay atmete ein paarmal tief durch, um sich wieder zu beruhigen.
    Jambavat stieß ein gedämpftes Räuspern aus. »Hoffen wir, daß Ihr Koffer bei der IMFG mehr Erfolg haben wird. Aufgrund der mir vorliegenden Erkenntnisse bin ich jedoch alles andere als optimistisch.« Er bestätigte eine Schaltung, und über einem Terminal leuchtete ein Projektionsfeld auf. Clay erblickte graue, der Hirnmasse ähnliche, klumpige, wie aufgedunsene Gebilde, die in klarer Flüssigkeit schwammen, umgeben von einem wahren Dickicht aus mikrotechnischen Segmenten und Modulen. »Bei der IMFG wird die Datenverarbeitung mittels supermoderner biopositronischer Kyborg-Computer vorgenommen. Geklonte Spezialexemplare menschlicher Hirne sind das Kernstück dieser Anlagen. Deshalb sind sie schneller und zuverlässiger als die herkömmlichen Standardelektroniken. Sie sind gedankenschnell.«
    Vergleichende Daten flimmerten durch das Projektionsfeld. »Diese sogenannte Studiengemeinschaft studiert doch sicher nicht bloß so vor sich hin«, meinte Clay. »Woraus besteht ihre Tätigkeit?«
    »Sie erstellt Wirtschafts- und

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