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In den Städten, in den Tempeln

In den Städten, in den Tempeln

Titel: In den Städten, in den Tempeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Horst & Brandhorst Pukallus
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Finanzgutachten für Firmen und Banken«, sagte Marita. »Anscheinend sitzen die Auftraggeber in der überwiegenden Zahl der Kontrakte auf der Erde.«
    Jambavat nickte und rief andere Daten ab. Zeile um Zeile wanderten farblich besonders gekennzeichnete und mit Piktogrammen versehene Namen und Angaben durchs Projektionsfeld, und Clay ersah, daß die IMFG im vergangenen Standardjahr einen bilanzierten Gesamtumsatz in der Größenordnung eines interplanetaren Konzerns verbucht hatte. Seine professionellen Erfahrungen reichten aus, um ihn sofort auf eine Unstimmigkeit aufmerksam zu machen. Da waren Milliarden K transferiert worden, wie sie sich nicht durch die Lieferung computerisierter Gutachten verdienen ließen.
    »Ich kann schon jetzt soviel sagen, daß Umsatz und Nettogewinn in keinem glaubhaften Verhältnis zum Auftragsvolumen stehen«, erklärte er mit Bestimmtheit. »Dem Institut muß Geld aus anderen Quellen zugeflossen sein, ohne Zweifel von der Energetensphäre.«
    »Diese Daten«, sagte Tasche, »bestätigen die Informationen, die ich im Tempel der Energetensphäre ermittelt habe.«
    Clay achtete nicht auf sie. »Ich werde der IMFG einen Besuch abstatten und versuchen, mit Tasches Hilfe an Indizien zu gelangen. Endgültige Beweise können wir jedoch nur finden, wenn wir die Datenspeicher beschlagnahmen und die eingespeisten Programme mit aller Genauigkeit analysieren, um die Betrugsmethode aufzudecken. Dann haben wir die Kerle. Vorher nicht.«
    »In dieser Hinsicht gehe ich völlig mit Ihnen einig«, beteuerte der Sozialkoordinator. Er desaktivierte das Projektionsfeld. »Aber Sie wissen ja, wie die Lage ist. Selbst wenn ich zum Handeln imstande wäre, es gibt keine ausreichenden Verdachtsmomente, um Durchsuchungen und Beschlagnahmen zu begründen.«
    »Tasche verfügt bereits über gewisse Informationen aus den Datenspeichern der Energetensphäre«, sagte Clay leicht trotzig.
    »Es mag sein, daß wir sie als Handhabe gegen das Konzil der Seligen verwenden könnten«, sagte Jambavat mit seiner etwas krächzenden Stimme, »obwohl es wahrscheinlich eine Frage des Standpunkts und des Rechtsbewußtseins ist, welche Verdachtsmomente man als ausreichend einstuft und welche nicht. Die IMFG würde jedoch – und das legitim – alle Verantwortung für Buchhaltungsunregelmäßigkeiten bei der Energetensphäre zurückweisen.«
    »Es besteht aber doch eine teilweise Personalunion«, wandte Marita ein.
    Clay schüttelte den Kopf. »Nein, der Sozialkoordinator sieht die Sache vollkommen richtig. Die teilweise Personalunion ist für uns kein Ansatzpunkt, sie ist ein Vorteil für diese Halunken, weil sie dadurch notfalls die Möglichkeit haben, jederzeit unter sich einen Sündenbock auszugucken und uns zu opfern.«
    »Dann müßten sie aber doch damit rechnen, daß er ein Geständnis ablegt und sie ebenfalls in Schwierigkeiten bringt.«
    Clay lachte. »Obwohl er jede Kaution zahlen kann? Während seine Kumpane weiterhin seinen Reichtum anlegen? Lieber Himmel, auf die Tour würde er sich ja das ganze Leben versauen!«
    »Wie wäre es denn auf der Erde möglich, einen so komplizierten Fall zu lösen?« fragte Yama Jambavat interessiert nach.
    »Die Gesetze sind in den verschiedenen Staatenbünden unterschiedlich«, antwortete Clay, »so daß ich nur für die Vereinigten Groß-Amerikanischen Staaten sprechen kann. Bei uns ist es statthaft, dem des Kapitalverbrechens Verdächtigen bis zu einem Jahr Stasishaft aufzubrummen.« Er bemerkte die Verständnislosigkeit in den Blicken Maritas und des Sozialkoordinators. »Das heißt, sie werden durch Schockbehandlung in einen Zustand totaler körperlicher Starre versetzt, bleiben jedoch bei vollem Bewußtsein, so daß sie in Ruhe darüber nachdenken können, ob sie nicht doch gestehen wollen.«
    »Wie entsetzlich!« entfuhr es Marita. »Und ich war der Meinung, auf der Erde hätte man wenigstens die Folter abgeschafft!«
    »Die alten Foltern sind abgeschafft. Man hat sich neue ausgedacht.«
    »Wie kommt es dann, daß es bei Ihnen trotzdem – wie Sie selber zugegeben haben – so viele große Verbrecher gibt, die zudem hohe Posten bekleiden?«
    »Diese Leute leiden ausnahmslos an Herzfehlern und Depressionen.« Clay grinste unverhohlen. »Man gewährt ihnen Haftverschonung.«
    »Comptroller.« Hinter seinem Schreibtisch erhob sich Jambavat, als wäre ihm die Lust an einer Fortsetzung des Gesprächs vergangen, obwohl sich weder seiner Miene noch seinem Tonfall etwas Derartiges anmerken

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