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In den Städten, in den Tempeln

In den Städten, in den Tempeln

Titel: In den Städten, in den Tempeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Horst & Brandhorst Pukallus
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Jahrzehnten des Forschens können wir auf nicht mehr zurückblicken als einige kleinere Schritte auf dem Weg zu möglicherweise aussichtsreichen Ansätzen. Es dürfte schwerlich ein undankbareres Forschungsobjekt als das Ferroplasma geben, Comptroller. Trotz der augenscheinlichen psionischen Eigenschaften des Plasmas gelingt es uns nicht einmal mit parapsychisch begabten Medien, auch nur den geringsten Kontakt zu knüpfen.«
    Versonnen schabte sich Clay am Kinn. »Man kann also nicht einmal sagen, ob man es hier mit einem bloßen Organismus oder mit einem regelrechten Intellekt zu tun hat?«
    »Wir verfügen über ein ganzes Sortiment physikalischer und psychosensitiver Instrumente und Testapparaturen, mit denen wir in mühsamer Kleinarbeit versuchen, den paranormalen Gestaltkreis des Ferroplasmas zu ergründen. Die eindeutige Kausalität zwischen menschlicher Gewaltaggression und ferroplasmischer Aktivität ist dabei unser wichtigster Untersuchungsgegenstand. Dennoch sind die Fortschritte auch in dieser Hinsicht minimal. Vor allem gibt es keinerlei relevanten Aufschluß bezüglich der Fragen, die uns am brennendsten interessieren, nämlich ob das semiliquide Plasma selbsttätig reagiert oder der Kontrolle Sankt Damokles' unterliegt.«
    »Das heißt«, vergewisserte sich Clay, »Sie sind also zumindest davon überzeugt, daß dieser Riesenbrocken, falls er je gelebt hat, nicht längst abgestorben und tot ist?«
    »Sehr richtig, Mr. Dalmistro«, bestätigte Oishi und lächelte wie aus Freude über einen gelehrigen Schüler. »Unsere psychophysikalischen Detektoren haben im Verlauf der Jahre ein signifikantes Zunehmen psychogener Schwingungen verzeichnet, deren Ursprung unmißverständlich Sankt Damokles ist. Natürlich ist das noch kein Beweis für das etwaige Vorhandensein eines Bewußtseins. Sie können ebensogut durch rein psychoide Funktionen des Plasmas verursacht werden. Diese Schwingungen sind jedoch ein ausreichendes Indiz dafür, daß in der Plasmamasse sensuelle Prozesse ablaufen, die eine steigende Tendenz haben. Wir sind weit davon entfernt, interpretieren zu können, was das bedeutet.«
    Clay fühlte sich vom Jargon des Professors überfordert. »Lebt er«, fragte er nach, »oder nicht?«
    »Er lebt ohne Zweifel.«
    »Empfindet er etwas?«
    »Höchstwahrscheinlich.«
    »Kann er denken?«
    »Vielleicht. Wir wissen es nicht. Ich halte es für wenig wahrscheinlich.«
    »Na schön. Jetzt habe ich immerhin eine gewisse Vorstellung von Sankt Damokles.« Gemächlich schlenderte er am Geländer entlang. »Sagen Sie, Professor, besteht eigentlich darauf Verlaß, daß er sich rührt?« meinte er skeptisch. »Die letzte Sankt-Damokles-Justiz soll ja vor gut dreißig Jahren veranstaltet worden sein.«
    »Jahrzehnte spielen in einer so grundsätzlichen Sache sicherlich keine Rolle, Comptroller. Wenn das Ferroplasma auf einen negativen emotionalen Zustand wie Gewaltaggressivität reagiert und Sankt Damokles sogar auf die gefühlsmäßige Verfassung eines Lügners, der ein Verbrechen kaschiert, kann man ohne weiteres davon ausgehen, daß es sich dabei um eine grundlegende Eigenschaft handelt, die keinen kurzfristigen Veränderungen unterworfen ist. Man muß es als fraglich betrachten, inwiefern Zeit für geopsychisches Leben überhaupt eine Bedeutung hat.«
    »Der Sozialkoordinator und die verehrte Sphärenschwimmerin ...« – diesmal war seine Ironie vorsätzlicher, jedoch freundschaftlicher Natur, und er sah flüchtig die Ribeau an, die mit verkniffener Miene zuhörte – »... haben die Befürchtung geäußert, Sankt Damokles könnte aufgrund meines ... ahem ... terranischen Barbarengemüts womöglich eine summarische Verurteilung vornehmen. Sehen Sie ebenfalls diese Gefahr?« Sobald Clay diese entscheidende Frage ausgesprochen hatte, verspürte er eine Regung innerer Unruhe.
    »Es stimmt, wir haben Sorge, daß der negative psychische Ballast eines Terri-Primitivlings, wie Mr. Dalmistro nun einmal einer ist, sich nachteilig auf den Verlauf der SDJ auswirken könnte«, bestätigte die Ribeau, als der Wissenschaftler sie anschaute. »Der Sozialkoordinator und ich stimmen in der Ansicht überein, daß das Vorhaben des Comptrollers viel zu riskant ist und ein Fehlschlag der angedeuteten Art die Reputation der Venuslokationen schädigen und unter Umständen diplomatische Verwicklungen herbeiführen würde. Selbstverständlich legt das Sozialbüro genausoviel Wert wie Mr. Dalmistro darauf, gewissen Machenschaften ein Ende

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