In der Bucht der Liebe
Stratege zu sein. Er hat das alles sorgsam durchdacht, und du bist Teil seines Plans, davon bin ich überzeugt“, meinte Sheyna.
In dem Moment wurde ihnen der Kaffee serviert, und Taylor gab etwas Zucker hinein. „Glaubst du das wirklich?“ Sie schüttelte den Kopf. „Er sieht in mir nur eine Ersatzmutter für Ben, das ist alles.“
Sheyna gestikulierte mit beiden Händen. „Das wird sich noch herausstellen. Wenn ich mich irre, werde ich …“
„Ja? Was machst du dann?“
„Dann spende ich einer Hilfsorganisation deiner Wahl fünfhundert Dollar.“
„Einverstanden.“ Taylor trank einen Schluck Kaffee. „Was gibt es bei dir Neues? Bist du noch mit Rafe zusammen, oder spielt er keine Rolle mehr in deinem Leben?“
Sheyna wechselte die Freunde mit erstaunlicher Regelmäßigkeit, wie Taylor wusste.
„Er darf noch eine Rolle spielen, wenn er bereit ist, sich nach mir zu richten.“
„Wie kannst du das von ihm verlangen?“ Taylor lächelte. „Vergiss nicht, er ist Spanier.“
„Ich habe ihn einige Male weggeschickt, aber er kommt immer wieder zurück.“ Sheyna seufzte theatralisch. „Meine Mutter mag ihn. Sie ist der Meinung, ich hätte in ihm meinen Meister gefunden.“
„Stimmt das?“
„Er ist …“ Sheyna zögerte und suchte nach den richtigen Worten. „Also, ich finde, er ist einfach eine Nummer zu groß für mich. Jedenfalls ist er anstrengend.“
„Aber du siehst ihn trotzdem noch, oder?“
„Ja, verdammt.“
Taylor konnte sich ein Lachen nicht verbeißen. „Ich würde sagen, deine Mutter hat recht.“
„Lass uns noch etwas bummeln gehen“, schlug Sheyna schließlich vor.
Und das taten sie dann auch. Sie sahen sich Schaufenster an und schlenderten durch die Geschäfte, bis es für Taylor Zeit war, Ben abzuholen.
„Wir hören wieder voneinander.“ Sheyna umarmte sie herzlich. „Schick mir eine Mail oder eine SMS, okay?“
„Ja, und du mir auch.“
„Versprochen.“
5. KAPITEL
Beinah eine Woche später wurde Taylor von Dante ein Vorschlag unterbreitet, der ihr die Sprache verschlug.
Nachdem Ben eingeschlafen war, gingen sie in die Küche. Dort schenkten sie sich jeder einen Kaffee ein, weil sie noch einige Stunden arbeiten wollten.
„Meine Mutter meint, Ben solle die Ferien in der Toskana verbringen“, erklärte er.
Taylor erstarrte. Beabsichtigte er etwa, den Kleinen mit nach Italien zu nehmen? Ihre Gedanken jagten sich. Sie stellte sich vor, wie verloren Ben sich in der ihm fremden Umgebung unter all den Menschen fühlen musste, die er nicht kannte und deren Sprache er nicht verstand.
„Es ist viel zu früh für ihn, dorthin zu reisen“, protestierte sie. „Er kennt deine Mutter kaum und spricht kein Italienisch. Außerdem hat er sich nach dem tragischen Verlust seiner Eltern gerade erst wieder einigermaßen gefangen“, wandte sie ein. „Es ist auf jeden Fall besser, deine Mutter besucht ihn hier in Sydney.“
„Sie leidet unter Flugangst“, erinnerte Dante sie. „Nur mittels vieler Beruhigungstabletten hat sie es geschafft, zu Leons und Caseys Beerdigung nach Australien zu kommen. Außerdem musste ich sie begleiten.“
Daran hatte Taylor nicht gedacht. „Aber sie wohnt doch mitten in der Stadt in einer Eigentumswohnung, oder? Ben ist daran gewöhnt, im Freien zu spielen.“
„In Florenz gibt es alles, was sein Herz begehrt, Parks und Spielplätze und noch vieles mehr“, entgegnete er leicht spöttisch. „Im Übrigen werden wir die meiste Zeit auf meinem Weingut verbringen.“
Sie sah ihn fragend an. Er besaß ein Landgut? Das war ihr neu.
„Es liegt mitten in der Toskana, südlich von Montepulciano“, fügte er hinzu.
Sogleich stellte sie sich ein geräumiges Landhaus, gedeckt mit Terrakottaziegeln und unzähligen Räumen in einer zauberhaften Umgebung inmitten von grünen Hügeln vor, umgeben von einem parkähnlichen Grundstück mit hohen Zypressen. Wahrscheinlich gehörten auch ein paar Hunde und Katzen dazu. Ben wäre sicher in seinem Element.
„Wir sollten es dem Jungen ermöglichen, eine Beziehung zu seiner Großmutter aufzubauen. Und umgekehrt natürlich auch. Oder bist du anderer Meinung?“ Ohne ihre Antwort abzuwarten, fuhr er fort: „Immerhin ist er der Erbe des Familienunternehmens, das in Italien gegründet wurde, und ich finde, er soll wissen, wo seine Wurzeln sind.“
Taylor hörte mit wachsender Bestürzung zu. „Er ist doch erst drei!“
„Bald wird er vier“, korrigierte er sie. „In dem Alter hat mein Vater
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