In der Bucht der Liebe
mich mit in seine Firma genommen und seinen Mitarbeitern vorgestellt.“
„Durftest du überhaupt ein Kind sein?“ In ihrer Stimme schwang Skepsis mit.
„Natürlich!“
„Ich bin erleichtert.“
„Falls du sonst nichts dagegen einzuwenden hast, fliegen wir also in den nächsten Tagen nach Italien. Du besitzt einen Reisepass, oder?“
„Wie bitte?“
„Du kommst selbstverständlich mit.“
„Das soll wohl ein Scherz sein.“
„Keineswegs. Nur mit Ben allein und ohne dich werde ich die Reise nicht antreten.“ Er nahm ihr den Wind aus den Segeln, indem er hinzufügte: „Nimm deinen Laptop mit und alles, was du sonst noch für deine Arbeit brauchst.“
„Bestimmst du immer über die Köpfe anderer hinweg? Du beziehst mich in deine Pläne ein, ohne mich zu fragen, ob es mir überhaupt recht ist.“ Die Schärfe in ihrer Stimme war nicht zu überhören.
Er zog eine Augenbraue hoch. „Vielleicht macht es mir ja Spaß, mit dir zu streiten.“
„Weil alle anderen Frauen in deinem Leben dir nach dem Mund reden und sich nach Strich und Faden verbiegen, um bei dir einen Stein im Brett zu haben?“
„Jedenfalls ist es eine angenehme Abwechslung, wenn ein weibliches Wesen mir widerspricht und eine eigene Meinung hat.“
„In dem Fall kann ich mich ja beglückwünschen“, spottete sie.
Dante warf ihr einen ironischen Blick zu. „Eines Tages kommt jemand, dem es gelingt, deinen Widerspruchsgeist zu bändigen.“
Aus irgendeinem Grund brachte die Bemerkung sie aus der Fassung. „Keine Chance, das schafft niemand“, entgegnete sie, ehe sie sich umdrehte und mit dem Becher Kaffee in der Hand in ihr Arbeitszimmer ging.
Beim Frühstück am nächsten Morgen redete Dante mit Ben über die geplante Reise. Geschickt stellte er es so dar, dass es wie ein Abenteuer klang, und entsprechend begeistert reagierte der Junge. Er vergaß auch nicht, Ben zu versprechen, dass Anna und Claude während seiner Abwesenheit gut auf Sooty und den Welpen Rosa aufpassen würden.
Ehe es losging, wollte Taylor jedoch noch einige Fragen geklärt haben. Wie lange würden sie in Italien bleiben, und welche Temperaturen herrschten momentan in der Toskana? Waren irgendwelche Partys oder dergleichen geplant?
Für Dante war das alles eher unwichtig. „Drei oder vier Wochen habe ich vorgesehen. Das Wetter ist so ähnlich wie hier. Du brauchst nicht viel mitzunehmen. In Florenz kannst du alles kaufen, was du vergessen hast.“
Sie verdrehte die Augen, zog es aber vor, zu schweigen.
Vor lauter Vorfreude hüpfte Ben aufgeregt umher und plapperte unaufhörlich, als Taylor am nächsten Morgen ihre und seine Sachen in die Koffer packte, die sie mitnehmen wollten. Einige Kinderbücher, Malstifte, Spiele und mehrere DVDs für den Jungen kamen in eine Reisetasche, damit er sich auf dem Flug nicht langweilte.
Doch langweilig wurde es ihm nicht, denn von dem Moment an, als sie an Bord gingen, fand Ben alles so spannend und interessant, dass er Dante mit tausend Fragen löcherte.
Nach dem Mittagessen wurde Ben deutlich ruhiger, und es dauerte nicht mehr lange, bis er einschlief. Taylor verstellte vorsichtig seinen Sitz, sodass er bequem darauf liegen konnte, breitete eine Decke über ihn aus und schob ihm ein Kissen unter den Kopf. Dann dimmte sie die Deckenbeleuchtung und sah sich eine Zeit lang den Film an, der über den Bildschirm flimmerte. Irgendwann musste sie eingeschlafen sein, denn als sie wach wurde, befand sich auch ihr Sitz in einer anderen Position, und jemand hatte ihr eine Decke über die Beine gelegt.
Hatte Dante es getan? In dem gedämpften Licht in der Flugzeugkabine blickte sie sich um und sah ihn an seinem Laptop arbeiten. Sie schloss die Augen und nickte wieder ein.
Bei der Landung in Florenz war es später Nachmittag. Nachdem sie die Pass- und Zollkontrolle passiert hatten, stiegen sie in die Limousine, die vor der Ankunftshalle für sie bereitstand, und ließen sich von dem Chauffeur in die Stadt fahren. Bens Großmutter bewohnte eine Eigentumswohnung im zweiten Stock eines umgebauten Palazzo, der, wie Dante erzählte, dem Familienunternehmen gehörte. Die Apartments im Erdgeschoss und in der ersten Etage wurden an Touristen vermietet.
Sie benutzten den privaten Aufzug und wurden an der Tür des Penthouses von Graziella, einer attraktiven, mittelgroßen Frau von Anfang sechzig, herzlich begrüßt. Doch in ihrem freundlichen, liebevollen Blick lag auch so etwas wie Trauer. Sie strahlt Stärke und Wärme aus, dachte
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