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In der Bucht der Liebe

In der Bucht der Liebe

Titel: In der Bucht der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Bianchin
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hatte, um sie durchzulesen, und vertiefte sich wieder in ihre Fantasiewelt, in der sie die erfundenen Personen lebendig werden ließ. Dabei vergaß sie alles um sich her.
    Nur wenn sie über das Babyfon leise Laute aus Bens Raum hörte, schreckte sie auf und lauschte. Doch er drehte sich nur im Bett um oder hustete leise. Danach war alles wieder ruhig, und sie konzentrierte sich wieder aufs Tippen. Erst als ihr der Rücken und die Augen schmerzten, sah sie auf die Uhr und merkte, wie spät es schon war.
    Sobald ich dieses Kapitel beendet habe, mache ich Schluss für heute, nahm sie sich vor und ließ die Schultern kreisen, um sich zu entspannen. Obwohl ihr die Augen fast zufielen, schrieb sie weiter. Doch plötzlich wurde sie durch irgendetwas abgelenkt. Instinktiv sah sie auf und überlegte, ob das Geräusch aus Bens Zimmer oder aus einer anderen Ecke des Hauses kam.
    Dann aber erblickte sie die große männliche Gestalt an der weit geöffneten Tür – und schrie schockiert und überrascht auf.
    Als Erstes fielen ihm ihre vor Schreck weit geöffneten Augen und ihr blasses Gesicht auf. Offenbar hatte er ihr wirklich große Angst eingejagt. Sekundenlang wurde sein Blick hart, doch dann setzte er eine gleichgültige Miene auf.
    Auf dem Rückflug hatte er einige Stunden geschlafen. Das reichte ihm, um problemlos mit der Zeitumstellung zurechtzukommen. Er hatte sogar an Bord geduscht und sich umgezogen.
    Eigentlich hatte er beabsichtigt, sich leise in seine Suite zurückzuziehen. Er hatte jedoch das Licht in Taylors Arbeitszimmer bemerkt und nachschauen wollen, was los war. Dass sie so spät noch am PC saß, hätte er nicht gedacht.
    „Offenbar hast du nicht bemerkt, dass ich angeklopft habe“, erklärte er ruhig.
    Sie hatte etwas gehört, es aber nicht in Zusammenhang mit ihm gebracht.
    „Was machst du hier?“, fragte sie geradezu vorwurfsvoll. Oh nein, das klingt ja so, als wäre er mir Rechenschaft schuldig, mahnte sie sich im gleichen Moment. „Ich dachte, du würdest erst morgen zurückkommen“, fügte sie, um Schadensbegrenzung bemüht, hinzu.
    „Genau genommen ist es schon morgen.“ Er durchquerte den Raum und lehnte sich mit der Hüfte neben sie an den Schreibtisch.
    Plötzlich hatte sie das Gefühl, der große Raum sei viel zu klein. Am liebsten wäre sie aufgestanden, hätte Dante eine gute Nacht gewünscht und wäre hinausgeeilt. Sie nahm sich jedoch zusammen und blieb sitzen.
    Mit einem Blick auf die Uhr stellte sie dann fest, dass schon wieder eine Stunde vergangen war. Jetzt wunderte sie sich nicht mehr, warum sie zu keinem klaren Gedanken fähig war. Sie schloss die Datei, schaltete den Laptop aus und erhob sich, was sich allerdings als Fehler herausstellte, denn sie stand viel zu dicht vor Dante.
    „Ich bin müde und möchte ins Bett gehen.“
    Mit regloser Miene legte er ihr Daumen und Zeigefinger unter das Kinn und zwang sie, ihn anzusehen. „Wer war der Mann?“
    Das Herz klopfte ihr plötzlich zum Zerspringen, und sie wich einen Schritt zurück. „Wen meinst du?“
    „Der dich verletzt hat.“
    Oh nein, dachte sie verzweifelt. Warum musste er sie daran erinnern? Die Bilder jener Nacht stiegen wieder vor ihr auf und drohten sie zu überwältigen.
    „Darüber möchte ich nicht reden.“ Sie sah ihn flehentlich an und hätte am liebsten die Flucht ergriffen. Doch sie fühlte sich von seinem durchdringenden Blick wie hypnotisiert und konnte sich nicht rühren.
    „Von mir hast du nichts zu befürchten, Taylor“, erklärte er.
    Sollte das ein Scherz sein? Sie fürchtete sich vor seiner Berührung und sehnte sich zugleich danach. Was für eine verrückte Situation!
    Vielleicht war ja die Liebesszene, die sie vorhin erfunden hatte, für diese unglaubliche Sehnsucht verantwortlich. Egal, was der Grund war, das Ganze kam ihr irgendwie unwirklich vor. Nur eins wusste sie genau: Sie wollte allein sein.
    „Bitte …“, begann sie.
    Dante brachte sie jedoch zum Schweigen, indem er die Lippen federleicht über ihre gleiten ließ. Als sie vor lauter Überraschung leise aufstöhnte, küsste er sie sanft und behutsam, ehe er sich von ihr löste.
    Sie sah ihn so fragend an, als wüsste sie nicht, was da gerade mit ihnen geschehen war, und schien nach Fassung zu ringen. Der Versuchung, sie in die Arme zu nehmen und leidenschaftlich zu küssen, konnte er nur schwer widerstehen. Er war sich sicher, dass sie sich gegen etwas wehrte, was sie sich zugleich insgeheim wünschte. Es würde ihm bestimmt

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