In der Bucht der Liebe
Doch Dantes ständige Anwesenheit beunruhigte und irritierte sie. Er führte etwas im Schilde, dessen war sie sich sicher.
„Du grübelst zu viel!“, riss er sie plötzlich aus den Gedanken.
Sie blickte ihn lächelnd an. „Ich versuche nur, die interessanten Informationen in mich aufzunehmen.“
„Ah ja.“ Er schenkte ihr ein strahlendes Lächeln. „Wir müssen miteinander reden.“
„Ich wüsste nicht, worüber“, erwiderte sie vorsichtig und ließ den Blick über die zahllosen Reihen von Rebstöcken gleiten. „Ich bin beeindruckt von deinem Weingut, aber auch von der Landschaft und der ganzen Umgebung“, wechselte sie das Thema.
„Danke.“
„Gehört es dir schon lange?“
„Seit neun Jahren. Das Landhaus und die Nebengebäude habe ich modernisieren lassen und mehr Personal eingestellt, damit der Betrieb professionell bewirtschaftet wird.“
„Da ist die Katze!“, rief Ben in dem Moment aufgeregt aus.
Lächelnd wies Dante auf die Scheune. „Wenn du langsam hinter ihr hergehst, kannst du sie dabei beobachten, wie sie ihre Jungen säugt. Aber du darfst sie nicht erschrecken!“
„Klar, ich bin doch vorsichtig!“
Auf Zehenspitzen folgte Ben dem Tier und verschwand in der Scheune.
„Du liebst diesen Ort.“ Es war eine Feststellung, keine Frage.
„Ja, hier kann ich mich entspannen“, gab er zu.
„So? Kannst du das wirklich?“, fragte sie leicht spöttisch.
„Noch leichter würde es mir natürlich im Kreis einer eigenen Familie und an der Seite einer bezaubernden Frau fallen.“
Die Bemerkung weckte Assoziationen, über die sie lieber nicht nachdenken wollte. „Warum bist du dann nicht längst verheiratet? Du brauchst nur mit dem Finger zu schnippen, und schon kannst du aus einer Vielzahl attraktiver Frauen die auswählen, die du haben willst.“
Ihr wechselndes Mienenspiel verriet ihm ihre unterschiedlichen Gefühlsregungen. Doch nach wenigen Sekunden hatte sie sich, wie er bemerkte, wieder unter Kontrolle. Sie kann sich nicht verstellen, dachte er. Ihre innere Stärke war bewundernswert. Sie schien fest entschlossen zu sein, dafür zu kämpfen, was ihrer Meinung nach das Richtige und Beste für Ben war – und das kam ihm sehr gelegen.
Diese Frau fesselte ihn. Sie wirkte so kühl und beherrscht. Doch in seinen Armen war sie weich und nachgiebig und so lebendig, dass er sich mehr von ihr wünschte, als sie zu geben bereit war.
In ihrem Kopf drehte sich alles. Es muss an der heißen Sonne liegen, sagte sie sich, wusste allerdings genau, dass sie sich selbst belog. Es wäre völlig normal, wenn Dante heiraten und eine eigene Familie gründen würde. Aber was würde dann aus ihr und Ben?
Wieder in ihre eigene Wohnung umzuziehen wäre kein Problem. Doch wie würde Ben damit zurechtkommen, zwischen zwei Bezugspersonen hin- und hergeschoben zu werden? Und was würde geschehen, wenn Dante Sydney verließ? Dann wären wir wieder da, wo wir zu Anfang standen, als wir uns einigen mussten, wie wir das Sorgerecht für Ben gemeinsam ausüben wollten, überlegte sie.
„Ich hoffe, du informierst mich rechtzeitig über deine Pläne, damit ich Ben auf alles vorbereiten kann.“ Ihr war bewusst, wie steif und höflich das klang, aber es war ihr egal.
„Ich muss etwas klarstellen“, begann er gefährlich ruhig. „Ich will nicht irgendeine Frau heiraten, sondern dich.“
Sie hob den Kopf und erwiderte seinen Blick. „Dir schwebt eine Vernunftehe mit mir vor“, korrigierte sie ihn. „Meine Antwort lautet nein! Vielen Dank.“
Zu ihrer Verblüffung lachte Dante aus vollem Hals. „Darüber unterhalten wir uns ein andermal“, entgegnete er sanft. „Ich kann dir jedoch versichern, dass ich so leicht nicht aufgebe.“ Er hob die Hand und streichelte Taylor die Wange. „Lass uns nachsehen, was Ben mit den Kätzchen macht“, schlug er vor und ging sogleich auf die Scheune zu. Wohl oder übel musste Taylor ihn begleiten, denn er verschränkte die Finger mit ihren und ließ sie nicht los, als sie versuchte, ihm die Hand zu entziehen.
Ihre Miene hellte sich auf, als sie das Gebäude betraten und Ben neben der Box sitzen sahen, in der die Katze ihre Jungen säugte.
Der Kleine blickte auf und legte den Finger auf die Lippen, ehe er wieder die Tiere beobachtete.
„Sie sind vorgestern zur Welt gekommen“, flüsterte Dante.
Taylor ging vorsichtig weiter und legte Ben die Hand auf die Schulter. Fünf winzige Neugeborene saugten heftig an den Zitzen ihrer Mutter.
„Sie sind hungrig“,
Weitere Kostenlose Bücher