In der Bucht der Liebe
würde, dazu war sie viel zu aufgewühlt. Es war sinnlos, sich zu wünschen, Dante würde etwas für sie empfinden. Das führte zu nichts. Sie musste sich an die Tatsachen halten. Sie übte mit diesem beunruhigend faszinierenden Mann das gemeinsame Sorgerecht für Ben aus, und Dante erwartete von ihr, dass sie sich auf eine Vernunftehe einließ, wozu sie jedoch nicht bereit war.
Das Schlimmste war, er verfolgte eine eindeutige Absicht: Für Ben als zukünftigen Erben seines Unternehmens wollte er klare Verhältnisse schaffen. Der Junge sollte behütet und beschützt in einer richtigen Familie aufwachsen.
Offenbar wollte er unter allen Umständen beweisen, dass sie, auch ohne sich zu lieben, sehr wohl eine gute, funktionierende Beziehung haben konnten. Die meisten Frauen würden sich eine solche Chance nicht entgehen lassen und begeistert zugreifen, dachte Taylor. Dantes Reichtum garantierte ein sorgenfreies Leben, mehrere Wohnungen im In- und Ausland, großzügige Geschenke und gesellschaftliches Ansehen. Nicht zu vergessen, dass er ein erfahrener und geschickter Liebhaber war.
Viele Frauen waren mit wesentlicher weniger zufrieden. Erwarte ich vielleicht zu viel?, überlegte sie.
Reichte ihr das, was Dante anbot, um ihre Unabhängigkeit aufzugeben und sich damit zu begnügen, seine Frau zu sein, Ben in einer Familie aufwachsen zu lassen und vielleicht noch ein eigenes Kind zu bekommen?
„Guten Morgen, Taylor, guten Morgen, Ben“, begrüßte Lena sie freundlich, als sie am nächsten Morgen in die Küche kamen. „Die Signora trinkt gerade einen Kaffee auf der Terrasse. Setzen Sie sich doch zu ihr. Ich bringe gleich das Frühstück.“
In der Sonne war es schon wunderbar warm, es würde ein heißer Tag werden.
Als Graziella sie bemerkte, breitete sie die Arme aus. Taylor sah lächelnd zu, wie Ben auf die ältere Frau zulief und sich von ihr umarmen ließ. Dann hob sie den Kopf und wies auf den Sessel neben ihr.
„Setz dich zu mir, Taylor. Ist das nicht ein herrlicher Morgen?“ „Oh ja“, stimmte sie ihr zu und gesellte sich zu ihr. Der wolkenlose Himmel war leuchtend blau, und man hatte einen traumhaften Blick über Hügel mit Weinbergen, grünen Feldern und Wiesen und hohen Zypressen. Über allem lag etwas Friedliches, Zeitloses.
„Dante frühstückt heute Morgen mit seinen Mitarbeitern“, erzählte Graziella und fügte an Ben gewandt hinzu: „Er holt dich nachher ab.“
„Oh! Wann denn?“ Der Junge strahlte vor Freude.
„Ungefähr um halb zehn. Das heißt, du musst in einer Dreiviertelstunde fertig sein mit dem Frühstück.“
„Er muss sich auch noch umziehen“, mahnte Taylor.
Schließlich war Ben viel zu früh fertig und wartete auf der Terrasse ungeduldig darauf, dass Dante erschien.
„Da ist er!“, rief er aus, als sein Onkel endlich auftauchte.
In den Jeans, dem Baumwollhemd, mit den nicht mehr ganz sauberen Arbeitsschuhen und dem breitkrempigen Hut, der sein Gesicht beschattete, schien er ein ganz anderer Mann zu sein als der, den sie bisher kannte. Mit großen, federnden Schritten kam er näher. Seine männliche Ausstrahlung raubte ihr fast den Atem, und sie erinnerte sich daran, wie er sie vor noch nicht einmal neun Stunden in seinen starken Armen gehalten und leidenschaftlich geküsst hatte.
Sie glaubte, jetzt noch seine Lippen auf ihren zu spüren. Die Gefühle, die er mit seinen Zärtlichkeiten in ihr geweckt hatte, flammten wieder auf, und sie sehnte sich viel zu sehr nach ihm.
Bis wann erwartete er eine Antwort von ihr? Noch wichtiger, wie sollte sie sich entscheiden? Es wäre leicht, Ja zu sagen, aber wie sollte sie mit einem Mann zusammenleben, der sie nur aus Vernunftgründen heiraten würde, auch wenn er es abstritt?
Doch war es andererseits Ben auf Dauer zuzumuten, zwischen ihr und Dante hin- und herzupendeln und immer wieder an anderen Orten zu leben, bis er erwachsen war? So hatten sich ihre Schwester und ihr Schwager die Kindheit und Jugend ihres Sohnes sicher nicht vorgestellt.
Mit Rücksicht auf Ben war sie Dante schon ein Stück weit entgegengekommen, indem sie eingewilligt hatte, in seinem Haus in Sydney zu leben. Ihn zu heiraten wäre dagegen völlig verrückt, es war undenkbar.
„Guten Morgen“, begrüßte er sie.
Ruhig erwiderte sie seinen fragenden Blick. „Hallo“, erwiderte sie vielleicht eine Spur zu fröhlich. Ich muss mich noch besser verstellen, mahnte sie sich und hoffte, er würde sie nicht durchschauen.
„Können wir gehen?“ Ben wurde
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