In der Bucht der Liebe
ungeduldig, lachte jedoch fröhlich, als Dante ihn hochhob und auf seine Schultern setzte.
Nachdenklich sah Taylor hinter Onkel und Neffe her, die einander sehr nahestanden und eines Tages eng zusammenarbeiten würden. Wollte sie dann abseitsstehen? Oder wollte sie lieber das Leben der beiden für immer teilen? Sie hatte die Wahl und musste sich entscheiden.
Genug für heute, sagte sie sich dann. Sie musste ihren Thriller zu Ende bringen und den Abgabetermin einhalten. Das ständige Grübeln brachte sie sowieso nicht weiter.
Sie blickte hinüber zu Graziella, die sich gerade Kaffee einschenkte, und stand auf.
„Darf ich dich allein lassen? Ich möchte einige Stunden arbeiten.“
„Natürlich, meine Liebe“, erwiderte Graziella freundlich. „Wir sehen uns dann beim Mittagessen.“
Die Bibliothek mit den vom Boden bis zur Decke reichenden Bücherregalen und dem riesigen Schreibtisch lud geradezu zum Schreiben ein. Taylor schaltete ihren Laptop ein, rief die Datei auf und las das letzte Kapitel noch einmal durch, ehe sie die Geschichte fortsetzte. Doch trotz der idealen Arbeitsbedingungen konnte sie sich nicht konzentrieren. Immer wieder stieg Dantes Bild vor ihr auf und ließ sich nicht verdrängen.
Nach zwanzig Minuten war sie es leid. Wenig damenhaft fluchte sie leise vor sich hin, atmete tief durch – und verbannte ihn endgültig aus ihren Gedanken.
Auch wenn ihr heute das Schreiben nicht so leichtfiel wie sonst, hatte sie immerhin einige Seiten geschafft, als sie das Klopfen hörte. Im selben Moment öffnete Dante die Tür und blieb auf der Schwelle stehen.
Sekundenlang sah sie ihn irritiert an, und dann dämmerte es ihr. Er hatte sich umgezogen. Zu schwarzen Jeans trug er ein weißes Hemd, dessen Ärmel er halb hochgekrempelt hatte.
„Lena serviert gerade das Essen im Wintergarten“, verkündete er.
War es schon so spät? Taylor speicherte die Datei ab. „Danke. Ich räume rasch alles zusammen.“
Schließlich ging sie zur Tür. Er machte jedoch keine Anstalten, sie durchzulassen, sondern streckte die Hand aus und strich ihr eine Haarsträhne hinter das Ohr. Überrascht blickte Taylor ihn an und runzelte leicht die Stirn.
„Bist du weitergekommen?“, fragte er lächelnd.
Sie nahm den dezenten Duft seiner Seife wahr und glaubte, die Wärme seines Körpers zu spüren. Und schon wieder war sie sich seiner Nähe viel zu sehr bewusst.
„Ja, vielen Dank“, erwiderte sie höflich. Zu ihrer Erleichterung trat er zur Seite, und sie konnte den Raum verlassen.
Am Tisch erzählte Ben begeistert, was er erlebt hatte: „Die Weintrauben sind riesig. Dante hat gesagt, dass sie bald reif sind. Schade, dass wir nicht hierbleiben, bis sie gepflückt werden“, meinte er wehmütig. Doch sogleich hellte seine Miene sich wieder auf, und er fügte hinzu: „Vielleicht sind wir nächstes Jahr zur Reblese hier, hat Dante gesagt.“
„Du hast bei dem Jungen einen Stein im Brett, er verehrt dich grenzenlos“, stellte Taylor ruhig fest, als sie später mit Ben nach oben gingen, damit er seinen Mittagsschlaf hielt.
„Schade, dass du nicht so denkst wie er“, erwiderte er. Sie warf ihm einen bedeutungsvollen Blick zu, während sie Ben in die Suite begleitete.
Nach der Siesta spielte Taylor mit Ben Ball, bis sie plötzlich mit jemandem zusammenstieß, der sie dann an den Schultern packte, damit sie nicht hinfiel. Sie murmelte eine Entschuldigung. Erst als sie aufsah, wurde ihr bewusst, wer sie festhielt.
„Dante!“, rief Ben aus und lief auf ihn zu. „Machst du mit?“ „Zwei gegen einen? Okay, damit komme ich zurecht“, antwortete Dante.
Absichtlich ließ er Ben und Taylor gewinnen, was den Jungen ganz glücklich machte.
„Schluss für heute“, verkündete Taylor schließlich.
Dante hatte sich offenbar im Gegensatz zu ihr überhaupt nicht verausgabt, denn er wirkte frisch und munter. „Geh ins Haus, und trink etwas“, forderte er Ben lächelnd auf, während er ihm durchs Haar fuhr. „Wir sehen uns später beim Abendessen.“
„Darf ich vorher ein bisschen in den Pool?“
„Ja, aber nur, wenn Taylor mitgeht.“
„Das weiß ich“, versicherte Ben ihm glücklich und führte ihr kurz darauf stolz seine Schwimmkünste vor.
Später duschten sie, zogen sich um und setzten sich in das Fernsehzimmer, um sich einen Film anzusehen.
9. KAPITEL
Die nächsten Tage verliefen nach demselben Muster. Dante nahm Ben jeden Morgen mit hinaus in die Weinberge, während Taylor in der Bibliothek an ihrem
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