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In der Falle - Leino, M: In der Falle

In der Falle - Leino, M: In der Falle

Titel: In der Falle - Leino, M: In der Falle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marko Leino
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schon noch ein guter Leibwächter, wart’s ab«, sagte Macho, als er sich auf den Fahrersitz setzte. »Du kannst die Spritze wegstecken«, fügte er hinzu und drehte den Zündschlüssel um. »Ich möchte nicht, dass du mich bei der ersten Bodenwelle erschießt.«
    Vesa sah auf seine Hand, die immer noch die Pistole umklammerte. Er erinnerte sich an den Oktober, daran, wie schwer es ihm da noch gefallen war, die Pistole überhaupt anzufassen. Gerade eben war es anders gewesen. Für einen Augenblick hatte er sogar so etwas wie Stärke gespürt, die von der Waffe auf ihn überging. Ihm wurde bewusst, dass er weder vor Kälte gezittert hatte noch ausschließlich vor Angst. Zur Angst, die er zweifellos gehabt hatte, war eine Spur Spannung hinzugekommen, die gespannte Erwartung, dass vielleicht etwas passieren würde. Als Macho zurückgekehrt war, hatte er für einen winzigen Augenblick sogar so etwas wie Enttäuschung verspürt.
    »Was ist in der Tasche?«, fragte Vesa, während er die Pistole in die Brusttasche seiner Jacke schob.
    »Geld«, antwortete Macho. »Verdammt viel Geld.«
    »Für die Karten?«
    »Was du gestern abgeholt hast, liegt schön verteilt im Wald.«
    »Und sie holen es mit den Karten?«
    »Nicht unbedingt. Kann sein, dass sie die Karten irgendwelchen Dealern weiterverkaufen, über die der Stoff dann auf die Straße kommt«, erklärte Macho und bog an der ersten Kreuzung nach der Tanke in Richtung Helsinki ab.
    »Wär’s nicht einfacher, man gibt ihnen gleich den Stoff?«
    Macho schaute Vesa an und schüttelte den Kopf. »Bist du so blöd, oder tust du nur so? Du würdest locker mit vier Kilo Speed im Auto sitzen und warten, dass die Rocker aus Lahti kommen und so lieb sind, dir die Kohle rüberzureichen, ja?«
    »Die hätten uns doch auch so erschießen können und sich die Karten greifen.«
    »Und was glaubst du: Läge die Ware wohl noch an Ort und Stelle, wenn sie danach dort auftauchen? Mann, natürlich haben wir jemanden, der Telefonwache hält! Wenn ich ihn nicht innerhalb von fünf Minuten anrufe, geht er hin und gräbt alles wieder aus.« Sie fuhren jetzt auf der Tuusulantie. »Manchmal frag ich mich, ob du nicht doch nach deinem Vater schlägst.«
    Vesa sagte nichts. Er schaute auf das Lichtermeer, das rechter Hand vorüberflitzte. Die Gegend war ein einziges Industriegebiet.
    »Weißt du, warum ich dich heute dabeihaben wollte?«, fragte Macho.
    »Warum?«
    »Ich wollte, dass du sieht, in was für sicheren Händen unser Geschäft ist. Ich dachte, ein bisschen Ruhe und Sicherheit könntest du für deinen neuen Job gebrauchen«, erklärte Macho.
    »Danke«, sagte Vesa. Beides war ihm in der Tat verloren gegangen. Er ließ sich treiben, und ob die Strömung ihn in Richtung Meer oder Kloake trug, hing von anderen ab. Er hatte darauf keinen Einfluss. Auch nicht darauf, ob unterwegs etwas an ihm hängen blieb.
    »Es ist gut gelaufen«, sagte Macho und stieß Vesa den Ellbogen in die Seite. »Du wirst einen guten Job machen.«
    »Und wenn ich nicht will?«
    »Natürlich willst du. Denk dran: Danach ist es vorbei. Alles«, brummte Macho. »Es sei denn natürlich, dass du auf den Geschmack gekommen bist und einen eigenen Laden aufmachen willst. Ich meine, inzwischen hast du halbwegs eine Ahnung, wie das Ganze läuft. Wenn’s so ist, geb ich dir nur einen kleinen Rat: Überleg’s dir gut. Die Konkurrenz ist verdammt hart, die beschissene Rezession lockt immer mehr Leute an, und Verräter gibt’s fast so viele, wie Karten im Spiel sind. Es ist ein beinhartes Geschäft ohne den Glamour, den sich manche komischerweise erwarten. Andererseits ist es auch wieder so … Ich meine, in einer Hinsicht hat dein Vater schon recht gehabt.«
    »Und in welcher Hinsicht soll das gewesen sein?«
    »Wo sonst kriegst du ohne Ausbildung so einen exklusiven Job, hat er gesagt«, sagte Macho lachend.
    »Ich dachte, da hättest du geschlafen«, sagte Vesa.
    »Soso, dachtest du …«
    »Was hast du eigentlich zu dem Bärtigen gesagt?«
    »Wann?«
    »Bevor er mir zugewinkt hat.«
    »Er hat mich gefragt, warum du so die Augen zusammenkneifst, ob du vielleicht eine Brille brauchst. Ich hab ihm gesagt, dass du immer so aussiehst, wenn du dich konzentrierst. Und dann hab ich ihm erzählt, dass du das letzte Mal so ausgesehen hast, als du deinen eigenen Vater erschossen hast.«
    »Danke«, sagte Vesa. Es war eine Sauerei und schmeichelte ihm trotzdem irgendwie. Wenn man ihm vor vier Monaten gesagt hätte, dass er sich mal was

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