In der Falle - Leino, M: In der Falle
gelesen. Aber wenn ich es recht verstehe, sitze ich wegen Sundström hier. Was haben eure streng geheimen Informationen mit Sundström und mit mir zu tun? Und überhaupt mit Finnland?«
Die anderen am Tisch hatten sich angesehen, und Sandman hatte Kousa zugenickt.
»Du selbst hast Finnland als kommendes Transitland bezeichnet«, hatte Kousa gesagt. »Richtig geraten. Zum Teil. Aber ich bin mir sicher, dass du im falschen Maßstab gedacht hast. Wenn du deinen Ordner genau gelesen hast, ist dir sicher die Diskrepanz zwischen den produzierten und dem Handel zur Verfügung stehenden Rauschgiftmengen und der augenblicklichen Situation auf dem europäischen Drogenmarkt aufgefallen?«
»Ja. Die Märkte gehen schon seit ein paar Jahren zurück, obwohl die russische Mafia immer größere Teile des afghanischen Heroins aufgekauft hat. Damit die Russen von ihren gigantischen Investitionen profitieren, müssten die Heroinmärkte aus allen Nähten platzen. Über die schiefe Gleichung hab ich mir allerdings den Kopf zerbrochen«, hatte Viitasalo geantwortet.
Die anderen hatten genickt, und Viitasalo hatte für einen kurzen Moment das Gefühl gehabt, mit ihnen auf Augenhöhe zu verkehren.
»Womit wir dem Grund unseres Treffens allmählich näher kämen«, hatte Liljeberg gesagt.
Viitasalo hatte die Achseln gezuckt, um zu zeigen, dass er immer noch nicht verstand, was man von ihm wollte.
»Das Beste wird sein, ihm alles von Anfang an zu erklären«, hatte Sandman gesagt.
»Wo fangen wir an?«, hatte Liljeberg gefragt. »Beim Sturz der Taliban?«
»In etwa«, hatte Sandman geantwortet. »Aber mach’s bitte kurz!«
»In jedem Fall wird es eine lange Nacht«, hatte Karila gemurmelt und auf die Uhr geschaut.
Karila sollte recht behalten. Sie saßen schon annähernd zwei Stunden in dem Konferenzraum, und erst jetzt erschien eine Karte auf der Projektionsleinwand, die auch Finnland verzeichnete. Viitasalo schenkte sich Kaffee nach und zwang seine Gedanken, die sich immer wieder einmal selbständig machten, zurück in den sauerstoffarmen Raum.
Die Karte zeigte ganz Europa und reichte im Osten bis zu den Staaten nördlich des Persischen Golfs und der Bucht von Oman.
»… wieder die alte Schmuggelroute über den Norden«, hörte er Sandman sagen. Den Anfang des Satzes hatte Viitasalo verpasst, aber er sah die Pfeile von Afghanistan in die nördlichen Nachbarstaaten ragen. »Der größte Teil des Opiums wird über die alten Sowjetstaaten Tadschikistan und Turkmenistan nach Kasachstan und von dort aus weiter nach Russland transportiert.«
»Moment mal!«, unterbrach ihn Viitasalo. »Du hast von Opium gesprochen. Haben die Russen nicht in diese mobilen Labors investiert, die von den afghanischen Drogenbaronen selbst benutzt werden?«
»Schon, aber seit mehr Truppen aus der EU und den USA vor Ort sind, geht die Produktion in Afghanistan selbst zurück. Die Kontrolle ist besser geworden«, antwortete Sandman. »Außerdem ist der Transport von Opium für die Russen lukrativer«, fügte er hinzu, tippte etwas auf seinem Laptop und wandte sich dann wieder der Karte zu. »Die Straßen dort sind in schlechtem Zustand, aber die Route ist sicher, und darauf kommt es an. Auf der unteren Ebene werden die Grenzposten und Zollbeamten bestochen, und auf höherer Ebene werden die Politiker geschmiert. Der größte Teil des Opiums wird inzwischen in Jekaterinburg oder Omsk zu Heroin veredelt.«
Sandman tippte wieder auf dem Laptop, und ein Kartenausschnitt zeigte nur noch das westlich des Ural gelegene Russland und Europa. Gleichzeitig tauchten die Namen der größten russischen Städte auf der Karte auf.
»Von Jekaterinburg und Omsk aus wird das Heroin auf mehrere verschiedene Lager verteilt. Ein Teil geht natürlich hinter den Ural und auf die eigenen russischen Märkte, aber der größere Teil wird nach Rostow gebracht, von wo ein Teil nach Woronesch und ein Teil in die Nähe von Moskau transportiert wird. Der Rest, etwa ein Viertel, wird in der Nähe von St. Petersburg gelagert.« Während Sandman redete, wurden die genannten Städte auf der Karte rot eingekreist.
Viitasalo betrachtete das Band, das diese Kreise bildeten. Alle Städte befanden sich verhältnismäßig nah an der russischen Westgrenze. Auf der Höhe von Rostow begann hinter der Grenze die Ukraine, auf der Höhe von Woronesch Weißrussland, auf der Höhe von Moskau lagen Lettland und Litauen und auf der Höhe von St. Petersburg Estland und Finnland.
»Die Partie aus
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