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In der Falle - Leino, M: In der Falle

In der Falle - Leino, M: In der Falle

Titel: In der Falle - Leino, M: In der Falle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marko Leino
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er mit Isolierband unter der Achsel befestigt hatte.
    »Was?«, sagte Sundström.
    Luhta sah Sundström fest in die Augen. Das Lächeln in Sundströms Gesicht war plötzlich weggewischt. Zum ersten Mal sah Luhta darin Angst. Zum ersten Mal musste er nicht in den Spiegel schauen, wenn er jemanden sehen wollte, der ihn ernst nahm. Annika nahm ihn natürlich ernst, aber das war etwas anderes. Das hier war der Kreis der bösen Jungs. Und zum ersten Mal war er der Kreis und stand nicht als Opfer in der Mitte. Sundström war der kleine Junge in der Mitte, ein kleiner Junge mit einem Meerkatzengesicht, der zitternd im Kreis stand und gleich weinen würde. Vielleicht war seine Hose schon feucht.
    »He, was soll das?«
    »Der größte gemeinsame Nenner zweier Zahlen: eine Waffe«, sagte Luhta und richtete den Revolver auf Sundströms Brust.
    »He, lass uns miteinander reden, Luhta! Ich mach mal einen Spaß, deswegen musst du doch nicht gleich ausflippen. Lass uns die Geschäfte teilen, wenn es darum geht.«
    »Nein.«
    Der erste Schuss klingelte in Luhtas Ohren. Den zweiten hörte er eigentlich nicht mehr, aber er spürte den Rückstoß der Waffe bis tief ins Handgelenk.
    Luhta hatte beim Schießen die Augen geschlossen. Jetzt machte er sie auf. Sundström kippte im Zeitlupentempo zur Seite. Das Ausmalbuch fiel auf den Boden. Sundströms Blut war dunkler und dicker als das Rot des Zirkuselefanten. Sundström blieb in halber Höhe über dem Buch hängen: Der Elefant war unter dem Strom von Blut, der sich aus Sundströms Mund ergoss, nicht mehr zu sehen.
    Als Luhta die Waffe an die eigene Schläfe setzte, zitterte seine Hand nicht mehr. Er fühlte sich stark und sensibel zugleich. Er hasste sich nicht mehr, auch nicht die eigene Schwäche. Er dachte an Annika, Teemu und Ville.
    »Entschuldigung«, sagte er laut.
    Sie würden es verstehen. Er hatte ihnen einen Brief hinterlassen. Er hatte alles erklärt. Seine Geschäfte. Und die von Sundström.
    Eines Tages würden Annika und die Jungs zu der Erkenntnis gelangen, dass sie glücklich waren. Dass sie eigentlich nichts verloren hatten. Das tröstete ihn.
    Als Luhta die Augen schloss und den Druck mit dem Zeigefinger verstärkte, war ihm noch einmal zum Lachen. Ihm war plötzlich eine Szene aus einer Krimiserie eingefallen. Es war schon ein paar Monate her, dass er die Folge gesehen hatte. Ein Mann von der Spurensicherung hatte in seiner Schutzkleidung neben der Leiche gehockt, mit ernstem Gesicht in die Kamera geschaut und gesagt: »Die Selbsttötung ist ein sensibler Augenblick. Once in a lifetime.«
    Der Mann hatte gewusst, wovon er redete.
    »Once in a lifetime«, flüsterte Luhta und krümmte den Zeigefinger.

POSTLUDIUM

VIITASALO
    Als er den Spaten in den Rasen stieß, wiederholte Viitasalo im Geiste die Worte, die er seinerzeit auf die Schleife des Kranzes hatte schreiben lassen. Die Setzlinge und die Schubkarre standen neben ihm. Viitasalo trat auf den Spaten, damit er tiefer in die Erde eindrang.
    Er hob ein weiteres abgestochenes Rasenstück auf die Schubkarre und stieß den Spaten wieder in die Erde.
    Der Regen störte Viitasalo nicht, der Regen würde alles reinigen.
    »Ihr wart meine Liebsten, mein Leben, mein Heimatplanet, meine ganze Welt«, flüsterte Viitasalo.
    Er spürte die Tränen mit dem warmen Juniregen übers Gesicht laufen und ließ den Spaten aus den Händen gleiten.
    Als er dieselben Worte neben den zwei Särgen hatte vorlesen wollen, hatte ihm die Stimme versagt, und so sehr er es auch versucht hatte, er hatte nicht weitersprechen können. Die Worte waren ihm zusammen mit all seinen Kräften ausgegangen, und er war auf den kalten Fliesen der Friedhofskapelle auf die Knie gefallen.
    Der Regen trommelte in die zwei spatentiefen Löcher, die er gegraben hatte. Auch jetzt ließ er sich auf die Knie fallen. Als er den ersten Setzling in eines der beiden Löcher stellte, sah er drei sich ringelnde Regenwürmer.
    Er erinnerte sich, wie Mauri und der Pfarrer gekommen waren, um ihm auf die Beine zu helfen, bestimmt, aber sanft. Und er erinnerte sich an Mauris Worte und seine eigene Antwort.
    »Es mag hier und heute verrückt klingen, aber eines Tages wirst du feststellen, dass das Leben weitergeht. Dasselbe hab ich seinerzeit auch Marketta gesagt, Juha, ich weiß es aus Erfahrung. Das Leben geht weiter.«
    »Das Leben?« Viitasalo hatte Mauri wie einen Verrückten angesehen. »Leben? Welches Leben? Welches beschissene Leben!«
    Viitasalo stand auf und trat ein

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