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In der Falle - Leino, M: In der Falle

In der Falle - Leino, M: In der Falle

Titel: In der Falle - Leino, M: In der Falle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marko Leino
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darauf einbilden würde, dass jemand Respekt vor ihm hatte, weil er ihn für den Mörder seines eigenen Vaters hielt …
    »Nichts zu danken.« Macho fischte ein kleines Gefrierbeutelchen aus der Jackentasche und warf es Vesa auf den Schoß.
    »Was ist das?«
    »Fünfzig Gramm Speed.«
    »Und was soll ich damit?«
    »Das ist dein Lohn. Extrajob, Extralohn. Pfeif’s dir ein, wenn dir nichts anderes einfällt. Aber nimm nicht zu viel, man kann schnell nicht mehr genug davon kriegen.«
    Vesa schaute auf die Tüte. »Ich will das Zeug nicht, ich nehm keine Drogen. Ich will meinen Lohn in Geld.«
    »Mach damit, was du willst. Im Prinzip ist es übrigens Geld. Die Tüte da bringt über einen Tausender«, sagte Macho und warf einen Blick auf die Uhr am Armaturenbrett. »Zeit anzurufen. Nachher geht noch seine Uhr vor.«
    Vesa schob das Beutelchen in die Jackentasche. Dann schloss er die Augen und stellte sich vor, er wäre irgendwo anders. Er spürte das Gewicht der Pistole in der Brusttasche. Er hörte zwar Machos Stimme, aber er hörte ihm nicht zu. Er konzentrierte sich ganz auf sich selbst und seine Waffe. Wie würde es sich anfühlen, sie wirklich zu gebrauchen? Vielleicht sollte er Machos Rat befolgen und üben. Es musste ja nichts bedeuten. Wäre kein Schritt in die falsche Richtung. Er würde es nur zu seiner eigenen Sicherheit tun. Er musste es, insbesondere wenn er sich dazu entschließen sollte, das Tütchen in seiner Jackentasche zu Geld zu machen.

     
    Viitasalo war müde, aber er unterdrückte das Gähnen. Sein Blick löste sich von der Thermoskanne, den Tassen und dem Schnittchenteller auf dem Konferenztisch und glitt über die versammelten Männer. Außer ihm waren es vier im Kellergeschoss der Kirkkokatu 12. Ihm direkt gegenüber saß Jari Sandman, der sich ihm als Oberinspektor der Nachrichtenabteilung der KRP vorgestellt hatte. Sandmans Händedruck hatte perfekt zu seiner drahtigen Gestalt gepasst, die auf regelmäßige Besuche im Fitnessstudio schließen ließ. Rechts von Sandman saß Kousa und links von ihm Inspektor Teemu Karila von der operativen Abteilung der KRP. Karilas Spezialgebiet war die internationale Zusammenarbeit in der Verbrechensbekämpfung. Jonas Liljeberg, von dem Viitasalo nur ein leerer Stuhl auf derselben Seite des Tisches trennte, hatte sich als beratender Beamter des Innenministeriums eingeführt, roch aber eindeutig nach Geheimdienst. Andererseits, warum hätte er sich ihm gegenüber als etwas anderes ausgeben sollen, als er tatsächlich war? Viitasalo wusste es nicht und war zu müde, um darüber nachzudenken. Ohnehin war dies eine unwirkliche Veranstaltung.
     
    Schon bald nach ihrer Ankunft hatte Viitasalo feststellen müssen, dass seine Welt sich von der der übrigen Anwesenden fundamental unterschied. Jedenfalls war es bis heute Abend so gewesen. Das erste, was er erfuhr, war, das zeitgleich mit der Project-Millennium -Tagung ebenfalls in Stockholm noch eine zweite Zusammenkunft zu genau demselben Thema stattgefunden hatte, nur auf einer höheren Ebene sozusagen. Ville Kousa hatte daran teilgenommen.
    »Man könnte es eine Art Schattentagung nennen«, hatte er, an Viitasalo gewandt, erklärt. »Eine Tagung war die für die Öffentlichkeit, auf der auch nur das zur Sprache kam, was für die Öffentlichkeit bestimmt war. Bei der anderen Zusammenkunft ging es um Informationen, die nur einem kleinen, ausgewählten Personenkreis vorbehalten sind.«
    Viitasalo hatte es so verstanden, dass man ihn gleich spüren lassen wollte, was für eine vergleichsweise kleine Nummer er war. »Mit anderen Worten war die Tagung, bei der ich war, für die Katz.«
    »Wie manches, was wir trotzdem tun müssen«, hatte Kousa seine Bemerkung quittiert. »Und selbstverständlich gibt es Informationen, die wir nicht jedem zur Verfügung stellen können. Nicht einmal innerhalb der Polizei.«
    »Polizisten halten Informationen vor Polizisten zurück.« Die Bemerkung hatte sich Viitasalo nicht verkneifen können.
    »Sei nicht kindisch. Wir halten Informationen zurück, damit sie nicht zu den internationalen Verbrecherorganisationen durchsickern«, hatte Karila sich ins Gespräch eingemischt. »Im konkreten Fall den organisierten Rauschgiftsyndikaten. Eigentlich ganz simpel.«
    »Wer Summen bewegt wie der weltweite Rauschgifthandel, kann sich alles kaufen«, war Liljeberg ihm beigesprungen. »Sogar Polizisten.«
    »Das bestreite ich nicht«, hatte Viitasalo gesagt. »Ich habe meinen Millennium-Ordner

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