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In der Falle - Leino, M: In der Falle

In der Falle - Leino, M: In der Falle

Titel: In der Falle - Leino, M: In der Falle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marko Leino
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er.
    »Nichts. Im Moment nichts«, antwortete der Mann und stand auf. »Ich gehe jetzt und lasse die Tasche stehen.«
    »Versuchst du mich zu bestechen?«
    »Nein. Ich sage nur, dass ich die Tasche da stehen lasse und gehe«, sagte der Mann. »Wenn du sie nicht nimmst, soll der Glückspilz sie behalten, der sie findet.«
    »Wer bist du?«
    »Ein Wohltäter«, sagte der Mann und kehrte ihm den Rücken zu.
    Viitasalo warf einen Blick auf die Tasche und sah dann dem Mann hinterher. Mit staksigen Schritten hatte er eben den Ausgang erreicht. Die linke Hand steckte in der Manteltasche.
    Viitasalo überlegte nun doch. Ihm blieb nichts anderes übrig. Er brauchte keine neuen Probleme, er hatte genug alte. Er könnte mit der Tasche ins Freie rennen und die Kollegen von der KRP bitten, den Mann, der sich jetzt den Taxis näherte, aufzuhalten.
    Als Viitasalo zögernd nach den Tragegriffen der Tasche tastete, leuchteten draußen die Scheinwerfer des Opel Corsa auf. Als der Wagen zurücksetzte, wurden die Türen des Mazda aufgerissen. Zwei Männer in Zivil rannten mit Pistolen in den Händen hinter dem Corsa her, der auf die Ausfahrt des Parkplatzes zuschoss. Sekunden später leuchteten die Bremslichter auf, und der Corsa blieb stehen. Ein anderer Wagen hatte sich davor quergestellt. In den dunklen verregneten Abend war doch noch Leben gekommen. Noch mehr Männer kamen zu der Stelle gelaufen, wo die Wagen standen. Es wirkte chaotisch und unwirklich zugleich. Mart öffnete die Fahrertür und versuchte wegzulaufen. Nach wenigen Schritten lag er bäuchlings auf dem nassen Asphalt, und zwei Polizisten knieten auf seinem Rücken.
    Vor der Treppe des Terminals startete ein Taxi. Auf dem Rücksitz saß ein Mann mit Brille und lächelte Viitasalo zu. Der Mann wusste, dass Viitasalo einen Augenblick zu lange nachgedacht hatte.
    Viitasalo steckte in der Zwickmühle. Wie sollte er jetzt noch alles erklären? Im Geiste hörte er schon die Fragen der Kollegen: Warum hatte er nicht gleich etwas unternommen? Worauf hatte er gewartet? Warum hatte er eine Tasche mit Geld in der Hand und eine andere im Kofferraum? Warum hatte er den Mann, der ihm das Geld gegeben hatte, gehen lassen? Was hatte er zu der Zeit und an dem Ort überhaupt verloren? Ein anonymer Anruf, soso? Und warum war er allein gekommen? Kannte er nicht die Spielregeln? Oder hatten sie bei seinem Verein keine?
    Zu viele, zu schwierige Fragen. Und der Mann mit der Brille konnte immer noch die SMS an Mart abschicken. Dann würden die Kollegen sein Auto untersuchen.
    Viitasalo umschloss die Tragegriffe der Tasche und nahm die Rolltreppe in den zweiten Stock. Er ging durchs Café und weiter auf die Männertoilette am hinteren Ende. Als er die Kabinentür hinter sich schloss und sich auf den Klodeckel setzte, hatte er zum ersten Mal das Gefühl, in der Falle zu stecken. Als er sich das Geld in der Tasche ansah, wurde ihm schlecht. Und zugleich verspürte er zu seinem eigenen Entsetzen etwas wie Erleichterung. Er würde es schaffen. Sie würden es schaffen.
    Er schaffte es gerade noch, aufzustehen und sich neben die Kloschüssel zu knien. Das Erbrochene kam in einem langen, nicht enden wollenden Bogen.

     
    Viitasalo hörte noch Saris Worte, als sie von seinem Totogewinn sprach. Es war wie im Märchen. Sari wusste nur nicht, dass es wirklich ein Märchen gewesen war. Wenn alles gut ging, würde sie es auch nie erfahren. Es war ein Märchen, das er auf den Tag genau vor fünf Jahren im Café des Passagierterminals im Westhafen erfunden hatte, gleich nachdem er Reino Sundström zum ersten Mal begegnet war.
    »Das war’s. Ich hab mich entschlossen aufzuhören«, beschloss Viitasalo seine kurze Rede auf dem Bett von Sundströms Zelle. Er war Sundström gegenüber ehrlich gewesen, ehrlicher, als er es die ganze Zeit Sari gegenüber gewesen war. »Ich will nicht mehr Polizist sein. Und Sari will auch nicht, dass ich weitermache. Ich habe die Familie gewählt.«
    »Du liebe Zeit. Willst du, dass ich vor Rührung in Tränen ausbreche?«, sagte Sundström.
    »Du hast gar keine andere Wahl, als mich gehen zu lassen«, sagte Viitasalo ruhig. Die Gitter teilten das Licht der Abendsonne und zeichneten ein Muster an die Zellenwand links von ihnen. Dann verschwand die Sonne hinter den Wolken, und das Muster an der Wand verschwand.
    »Irrtum«, sagte Sundström. »Du ahnst nicht, wie viele Optionen ich in Bezug auf dich habe.«
    »Ich bin dann nicht mehr nützlich für dich.«
    »Das warst du noch nie

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