Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In der Falle - Leino, M: In der Falle

In der Falle - Leino, M: In der Falle

Titel: In der Falle - Leino, M: In der Falle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marko Leino
Vom Netzwerk:
schob eine Sporttasche unter die Bank. Er hatte schütteres Haar und ein auffallend kleines Gesicht. Viitasalo schätzte ihn auf gut fünfzig. Er zog ein altmodisches Taschentuch aus der Manteltasche und begann, die vom Regen nassen Brillengläser zu trocknen.
    »Mieses Wetter«, sagte der Mann und schniefte.
    »Ja«, brummte Viitasalo. Ihre Blicke trafen sich, und der Mann mit dem merkwürdig kleinen Gesicht lächelte. Viitasalo hoffte, dass er verschwand, bevor sein unbekannter Tippgeber käme. Er befürchtete, dass der Mann ihm das scheue Wild verschreckte.
    »Warten Sie auf Ihre Frau?«, fragte Viitasalo. »Ich stelle mich immer näher an die Ausgangstür, damit wir uns nicht verpassen.«
    Es kamen schon die ersten Passagiere. Die automatische Tür ging ständig auf und zu, und Gesprächsfetzen und Lachen erfüllten den Ankunftsbereich. Immer mehr Leute mit Taschen, Bierkarren, Koffern und Einkaufstüten kamen durch die Tür.
    »Nein«, sagte der Mann und faltete sein Taschentuch wieder ordentlich zusammen. Er schob es behutsam in die Tasche und warf einen Blick auf die Wanduhr. Auch Viitasalo schaute dorthin. Es war 21.02 Uhr. »Ich warte auf dich«, sagte der Mann mit einem kurzen Lachen.
    »Und was für einen Tipp hast du für mich?«, fragte Viitasalo. Er sah sich den Mann noch einmal genauer an. Die harmlose Wirkung wurde durch den stechenden Blick der Augen hinter den Brillengläsern wieder aufgehoben. Viitasalo hielt diesem Blick kaum stand. »Bitte, ich hab nicht ewig Zeit.«
    »Doch, hast du, und zwar genauso lange, wie ich will«, sagte der Mann. »Hör zu, mein Tipp ist ein bisschen ausführlicher: In ein paar Minuten wird da draußen ein roter Opel Corsa von der Fähre auf den Parkplatz fahren. Mit estnischen Nummernschildern, versteht sich.« Er nickte zu der Scheibe hin, durch die man nach draußen sah. »Du bist schon zwanzig Minuten hier, aber so schnell, wie du durch den Regen gerannt bist, hast du sicher nicht die drei PKWs mit je zwei Männern auf den Vordersitzen gesehen. Man sieht so was nicht, wenn man nicht darauf achtet, zumal die Wagen an verschiedenen Stellen an den Rändern des Parkplatzes parken und natürlich auch manche herzlosen Abholer im Auto sitzen bleiben. Nicht alle wollen nur wegen der vom Shoppen kommenden Gattin pudelnass werden.«
    Viitasalo schaute nach draußen, und der Mann neben ihm nannte ihm die Automarken und den Standort. Ein weißer Mazda war das einzige Fahrzeug, das man von der Bank aus genauer sehen konnte. Er stand in der Reihe, die dem Terminal am nächsten war. Als ihn die Lichter eines abfahrenden Wagens streiften, konnte Viitasalo zwei Silhouetten erkennen.
    »Worum geht’s?«, fragte Viitasalo. »Wer sind die Männer?«
    »Ah, da kommt Mart«, sagte der Mann. »Pünktlich wie immer.«
    Viitasalo sah einen roten Corsa auf den Parkplatz fahren. Der Wagen tastete sich langsam vorwärts, der Fahrer suchte einen freien Platz. Er fand ihn zwei Plätze von Viitasalos Peugeot entfernt.
    »Sieh an«, sagte der Mann amüsiert. »Mart ist fast neben dich gefahren.«
    »Ich muss gehen«, sagte Viitasalo.
    »Musst du nicht«, sagte der Mann. »In deinem eigenen Interesse solltest du dir das hier zu Ende ansehen. Eure Kollegen von der KRP haben nämlich vor zwei Stunden einen Tipp aus Estland bekommen, dass ein estnischer Kurier mit einem Kilo Amphetaminen auf dem Weg nach Finnland ist. Die KRP hat seinen Namen und alles, was es über das Auto zu wissen gibt. Nichts ist schlimmer als ein missgünstiger Konkurrent, stimmt’s? Na, schon eine Idee, wer der Mann sein könnte? Mart vielleicht?«
    »Die KRP? Das in den Autos sind also Kollegen von der KRP?«, sagte Viitasalo. »Warum hast du mich dann angerufen? Was soll ich hier? Und was hast du mit der Sache zu tun?«
    »Alles falsche Fragen«, sagte der Mann, der aufmerksam beobachtete, was draußen vor sich ging. Die Lichter des Corsa waren jetzt aus, und die Flamme eines Feuerzeugs leuchtete für einen Moment im Innenraum auf. »Die einzig richtige Frage lautet: Was hast du damit zu tun?«
    Der Mann wandte sich Viitasalo zu, und sein Lächeln war so breit, dass es die ganze unregelmäßige Reihe kleiner gelblicher Zähne in seinem Oberkiefer entblößte. Das Lächeln erinnerte an das Grinsen einer Ratte.
    »Du verstehst mich nicht, aber sei nicht traurig, das musst du gar nicht. Es reicht, wenn ich mich verstehe«, fuhr der Mann fort. »Nur weil du mich nicht verstehst, überlegst du dir gerade auch, ob du mich packen

Weitere Kostenlose Bücher